Hann. Münden: Diskussion im Rat zu Fotovoltaik und Balkonkraftwerken

Um die Klimaerwärmung einzudämmen, steht ein Prüfantrag auf der Tagesordnung des Hann. Mündener Rates. Die Fraktion Bürger Forum Hann. Münden (BFMÜ) fordert die Verwaltung darin auf, „alle Möglichkeiten zur umweltfreundlichen Energiegewinnung zu prüfen“. Darin enthalten sind Wasserkraft, Windenergie, Gas und Solarnutzung. Während der online abgehaltenen Sitzung am Donnerstag, 25. Februar, ab 16 Uhr, will Hartmut Teichmann (Bündnis 90/Die Grünen) zur Installation von Mini-Fotovoltaik-Anlagen Stellung nehmen. So seien nach Angaben Teichmanns seit 2018 sogenannte Balkon-Kraftwerke erlaubt: Diese Mini-Solar-Anlagen könne jeder Mieter nutzen, sie seien nicht mehr nur Hauseigentümern vorbehalten. Wie sieht solch ein Balkon-Kraftwerk aus? „Ein oder zwei Solar-Module werden auf den Balkon gestellt oder außen am Gitter angebracht“, erläutert Teichmann. Der Stecker des Kraftwerks werde in die nächste Steckdose gesteckt, der erzeugte Solarstrom entlaste sofort die Stromrechnung. Balkon-Kraftwerke mit einem Solarmodul gebe es ab 350 Euro. Mit zwei Modulen kostet es etwa 750 Euro und liefert maximal 600 Watt. „Damit deckt es natürlich nicht den gesamten Bedarf eines Haushaltes, aber immerhin einen großen Teil der sogenannten Grundlast.“ Dazu zählen Geräte, die ständig laufen, wie Kühl- oder Gefrierschrank, Router sowie Geräte, die ständig im Stand-by-Modus sind. Lesen Sie auch Klimaschutz in Göttingen: Parteien im Rat wollen schneller handeln, wie bleibt aber offen „Göttingen Zero“: Initiative fordert Klimaneutralität bis 2030 Nörten-Hardenberg: Planungen für Solaranlage an der A 7 starten Überschuss geht an die Energieversorger: Überschüssiger Strom gehe gratis, also quasi als „Geschenk“ an den Stromversorger, sagt Teichmann. Und der könne ihn sogar als „grünen Strom“ verkaufen. Trotzdem hätten die Stromversorger, wie auch die Versorgungsbetriebe in Hann. Münden, Hürden eingebaut: „Sie verlangen einen anderen Stecker, eine andere Steckdose, die Abnahme durch einen Elektriker“, erläutert der Grünen-Politiker. „Das sind Auflagen, welche die Energiewende ausbremsen und unnötig teuer machen.“ Sie seien zudem seines Erachtens rechtlich nicht haltbar. „Denn ein Balkonkraftwerk, das eine CE-Konformitätserklärung hat, darf so benutzt werden, wie es verkauft wird, Punkt.“ Die Grünen wollen sich alsbald mit dem Energieversorger der Stadt in Verbindung setzen, um dies zu klären. Die Vorteile der Plug-In-Solaranlagen erläutert die Energieagentur Göttingen: Mit den Stecker-Solargeräten könne jeder einen Beitrag zur Energiewende leisten. Sie würden in der Regel genug Strom produzieren, um die Grundlast eines Haushaltes abzudecken. Damit werde nicht nur die Stromrechnung reduziert, sondern auch der Ausstoß von Kohlendioxid (CO2), da durch den selbst produzierten solaren Strom der Strombezug aus dem Netz, der meist ein Strommix sei, verringert werde. Etwa 2,5 Tonnen CO2 könnten über ein Mini-Solarsystem in 20 Jahren Betriebszeit eingespart werden. Das Thema Solarenergie beschäftigt den Rat Hann. Münden nicht nur im kleinen, sondern auch im großen Stil: So möchte das Gremium den Bebauungsplan „Solarpark Hann. Münden“ beschließen. Ziel ist die Errichtung einer PV-Freiflächenanlage planungsrechtlich vorzubereiten und damit die Gewinnung von Strom aus Sonnenenergie zu ermöglichen. Die Öffentlichkeitsbeteiligung des Verfahrens ist mittlerweile abgeschlossen, aus der Beteiligung der Behörden ergeben sich Anregungen zur Löschwasserversorgung und ergänzende Hinweise zur Anbauverbotszone, die in die Begründung des Bebauungsplans eingearbeitet wurden, heißt es. Weiterhin wurden Anregungen zu den Flächen zum Anpflanzen von Bäumen und Sträuchern vorgebracht. Aus der Beteiligung der Öffentlichkeit ergab sich eine Anregung zur Versickerungsfähigkeit der Fläche bei Niederschlägen. Ebenfalls auf der Tagesordnung steht ein Antrag zur Einrichtung eines mobilen Corona-Impfzentrums in der Stadt, zudem wird der Haushaltsplanentwurf 2021 eingebracht. Formulare und Vorschriften: Allerdings sind auch die rechtlichen Hürden bei der Energieagentur bekannt: Die EU hat in ihrer Niederspannungsrichtlinie Erzeuger bis 800 Watt als „nicht regelungsbedürftig“ eingestuft, weil sie „nicht systemrelevant“ seien, heißt es auf Nachfrage. Trotzdem wollen die deutschen Netzbetreiber, dass alle Erzeugungsanlagen, unabhängig von ihrer Leistung, bei ihnen gemeldet werden. Vorgesehen ist dabei für Erzeuger bis 600 Watt ein vereinfachtes Formular, das selbst ausgefüllt werden kann. Der Anmeldung muss ein Datenblatt des verwendeten Wechselrichters beigefügt werden, aus dem hervorgeht, dass das Gerät die Voraussetzungen zum Netzanschluss erfüllt (Konformitätserklärung). Obwohl strittig sei, ob es sich bei Stecker-Solargeräten überhaupt um „Anlagen“ handele, zumindest wenn diese Systeme nicht fest angeschlossen, sondern wie Haushaltsgeräte über einen Stecker mit dem Stromkreis verbunden sind, fordere auch die Bundesnetzagentur eine Anmeldung im Marktstammdatenregister, heißt es. Von Tobias Christ