37-Jähriger wegen zahlreicher Gewaltdelikte gegen Frauen vor Gericht

Ein 37-jähriger Mann aus Uslar muss sich derzeit wegen mehrfacher Vergewaltigung und diverser anderer Gewaltdelikte gegen Frauen vor dem Landgericht Göttingen verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten vor, über mehr als zehn Jahre hinweg insgesamt sieben Frauen, mit denen er eine Beziehung geführt haben soll, körperlich verletzt und teilweise auch vergewaltigt zu haben. Außerdem wird ihm in einer der insgesamt acht Anklagen vorgeworfen, sich kinderpornografische und gewaltdarstellende Dateien verschafft zu haben. Der Angeklagte wies am Donnerstag die Vorwürfe zurück. Seiner Ansicht nach haben die betreffenden Frauen gegen ihn eine Verschwörung angezettelt und deshalb die Strafanzeigen erstattet. Mehrere der Frauen seien zu ihm gezogen: Der Angeklagte sitzt seit Juli vergangenen Jahres in Untersuchungshaft. Am Donnerstag erschien er zur Verhandlung mit einer Jacke, auf deren Rücken ein Totenkopf abgebildet ist. Laut Staatsanwaltschaft soll er die angeklagten Taten zwischen 2008 und 2019 begangen haben. Nach eigenen Angaben hatte er seine Partnerinnen zumeist über das Internet kennengelernt, nur im ersten angeklagten Fall gab es eine Anbahnung auf „klassische“ Weise in einer Disco in Holzminden. Mehrere der Frauen waren dann zu ihm nach Uslar gezogen. Nach Angaben des Angeklagten dauerten die meisten Beziehungen etwa zwei Jahre, in denen es offenbar regelmäßig zu Streitigkeiten kam. Der Angeklagte bestritt aber, gewalttätig geworden zu sein. Nur einmal habe er einer seiner wechselnden Partnerinnen eine Ohrfeige verpasst. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm dagegen eine ganze Reihe von Gewaltattacken vor. Unter anderem soll er einer Frau mit einer Gabel ins Gesicht gestochen, sie getreten und ihr mit einer Heißklebepistole Verbrennungen zugefügt haben. Mehrfach soll er seinen Partnerinnen mit der Faust ins Gesicht geschlagen haben, bei anderer Gelegenheit soll er auch zum Schlagstock gegriffen oder seine Partnerin durch eine brennende Zigarette verletzt haben. In einem dieser Fälle soll er seiner damaligen Lebensgefährtin eine brennende Zigarette im Dekolleté ausgedrückt haben. In einem anderen Fall habe er seine damalige Partnerin mit einer „Softair“-Pistole und einem Teppichmesser bedroht. Schlagstock wie einen Dildo benutzt: Der Angeklagte räumte ein, dass es häufiger zu lautstarken Streitereien gekommen sei, lediglich mit einer Frau habe er eine „fast harmonische Beziehung“ gehabt. Doch auch mit ihr habe es Streit gegeben. Dabei habe er eine Zigarette in ihre Richtung geschnipst, die dann „blöderweise im Gesicht gelandet“ sei. Der Angeklagte gab an, dass er nie eine Frau gegen ihren Willen zu sexuellen Praktiken gezwungen habe. Es stimme, dass er in einer Beziehung auch mal einen Schlagstock benutzt habe, der „wie’n Dildo“ eingesetzt worden sei. Das sei „definitiv freiwillig“ gewesen. Ein Lichtschwert will der Angeklagte, der nach eigenen Angaben neben diversen „Star Wars“-Kostümen auch einen Fundus an Schlagstöcken und US-Uniformen besitzt, dagegen nicht benutzt haben. Das sei „dafür viel zu teuer“. Auch die anderen ihm zur Last gelegten Taten habe er „definitiv nicht“ begangen, Die Frauen hätten sich vielmehr via Facebook und WhatsApp abgesprochen und im Internet eine Hetze gegen ihn veranstaltet. Hunderte Dateien mit Kinderpornografie: Die Polizei hatte im Zuge ihrer Ermittlungen eine Hausdurchsuchung bei ihm vorgenommen, bei der unter anderem zahlreiche Datenträger beschlagnahmt wurden. Bei der Auswertung stießen die Beamten auf mehrere hundert Dateien mit kinderpornografischen Inhalten. Der Angeklagte gab sich diesbezüglich ahnungslos: „Von mir ist das definitiv nicht“, sagte er. Er wisse auch nicht, woher die Aufnahmen stammten und wie sie auf die Festplatten gekommen seien. Die Ermittler entdeckten auch diverse Fotos, die nach Ansicht der Staatsanwaltschaft eine Gewaltverherrlichung oder Gewaltverharmlosung darstellen. Nach Angaben des 37-Jährigen hatte er diese Aufnahmen bei Fotoshootings in seinem eigenen Studio angefertigt. Er habe die Bilder dann auf Internet-Portalen gepostet und sich dabei „nichts weiter gedacht“. Das Gericht hat für den Prozess insgesamt 15 Verhandlungstage angesetzt. Der Prozess wird sich voraussichtlich bis Ende März hinziehen. Von Heidi Niemann

Vergewaltigung - 37-Jähriger aus Uslar wegen zahlreicher Gewaltdelikte gegen Frauen vor Gericht