Den Kreuzweg in Göttingen, Northeim und im Eichsfeld gehen – und dabei die Corona-Regeln einhalten

Für viele Christen gehört zur Karwoche das sogenannte Kreuzweg-Gehen. In der Betrachtung der Stationen, die Leid und Tod Jesu in häufig kunstvoller Form darstellen, wollen sich gläubige Menschen dem Leiden Christi persönlich nähern, aber auch eigene Lebenserfahrungen wiederfinden. In diesem Jahr – wie schon 2020 – muss auch die Erfahrung des Kreuzweg-Gehens aufgrund der Corona-Pandemie in veränderter Form stattfinden. Selbst das Oberhaupt der katholischen Kirche passt sich dem an: Statt als bewegende Feier öffentlich am Kolosseum in Rom zelebriert, soll die Feier am Karfreitag in geänderter, kleiner Form auf dem Petersplatz begangen werden. Auch in der Region gibt es die Möglichkeit, den Kreuzweg coronakonform zu gehen – oder aber einige Zeit mit einem österlichen Thema an Orten zu verbringen, die einfach idyllisch sind und zum Verweilen einladen. Göttingen: „Stationen in Anlehnung an den Kreuzweg“: So bietet die katholische Kirche im Dekanat Göttingen die Aktion „Auf dem Weg zur Auferstehung – Stationen in Anlehnung an den Kreuzweg“ an, die noch bis Gründonnerstag, 1. April, zu sehen ist. Im Stadtgebiet Göttingen und in Friedland sind frei zugängliche und selbsterklärende Stationen eingerichtet, die in beliebiger Reihenfolge besucht werden können. So erwartet die Besucherinnen und Besucher beispielsweise in Maria Frieden, Sandersbeek 1 in Göttingen, eine kurze Andacht, „in der Sie dem Sterben aber auch der Erlösung von Jesus nachspüren und der Bedeutung der Erlösung für Ihr eigenes Leben auf die Spur kommen können“. Unter dem Titel „Festgenagelt“ beschäftigt sich die Station in der Evangelischen Stephanuskirche, Himmelsruh 17 in Göttingen, mit Fragen „Wo werden auch wir festgenagelt?“, „Wer löst unsere Nägel?“ oder „Wer nimmt uns vom Kreuz, an das man uns schlägt?“. „Nackt“ lautet das Motto in St. Michael, Turmstraße 6 in Göttingen: „Dich erwartet ein Denkanstoß zu Fragen der Menschenwürde und zu unserer Bereitschaft, auf Verletzungen dieser Nöte zu reagieren“, kündigt die Kirche an. Einen Stelengarten hat die Kirche „Die Vier Evangelisten“ auf dem Friedhof St. Petri Weende, Petrikirchstraße 17 in Göttingen, eingerichtet. Er kann ab Donnerstag, 25. März, besucht werden. Geöffnet ist täglich von 11 bis 18 Uhr. Von der Straße „Im Hassel“ gibt es einen direkten Zugang zum Stelengarten, der „der Trauer einen Ort“ geben will und Trost spenden mit Hoffnungsworten der Evangelisten. Eine Karte und die Adressen sowie Öffnungszeiten der beteiligten Kirchen sind online auf katholische-kirche-goettingen.de/ostern/auf-dem-weg-zur-auferstehung zu finden. Göttingen: Kinder-Kreuzweg in Maria Frieden: Noch bis Karfreitag kann in der Kirche Maria Frieden, Sandersbeek 1, ein Kreuzweg für Familien mit Grundschulkindern besucht werden. Die Kirche ist täglich zum Besuch von 9 bis 18 Uhr geöffnet (sonntags ab 13 Uhr). Kreuzweg für Kinder rund um St. Paulus: Einen Kreuzweg für Kinder bietet die Pfarrei St. Paulus, Wilhelm-Weber-Straße 15, an Karfreitag, 2. April, an. Über st-paulus-goettingen.de können Besuchszeiten ab 10 Uhr gebucht werden. Nesselröden: Kreuzweg startet an der Kirchentür: Einen Kreuzweg für Kinder, Jugendliche und Erwachsene hat die Arbeitsgemeinschaft der Nesselröder Verbände und Vereine eingerichtet. Bis Karfreitag, 2. April, können die Stationen an der Kirche besucht werden. Start ist an der Kirchentür. Infos rund um die Frühjahrsaktionen der Vereine und Verbände unter dem Motto „Nesselröden (wieder) on tour“ gibt es online auf nesselröden.de. Immingerode: Kreuzweg und Kluskapelle: Ebenfalls unter freiem Himmel, verbunden mit einem Bergauf-Spaziergang, lässt sich der Kreuzweg in Immingerode gehen. Der Stationenweg zwischen dem Dorf und dem Pferdeberg gilt als einer der ausgedehntesten Kreuzwege Niedersachsens. Er wurde 1884 errichtet und zeigt 14 Sandsteingehäuse mit kolorierten Reliefs mit Kruzifix, ebenfalls aus Sandstein. 2019 wurden die über die Jahre verwitterten Kreuzwegstationen saniert: Sie erhielten einen neuen Farbanstrich, Weg und Grünstreifen wurden neu hergerichtet. Insgesamt investierten die Stadt Duderstadt und das Amt für regionale Landesentwicklung Braunschweig (Land Niedersachsen) rund 110 000 Euro in die Sanierungsmaßnahme, zu der auch die Rekonstruktion des Hochkreuzes auf dem Pferdeberg gehörte. Mit einem Besuch des Kreuzwegs lässt sich ein Abstecher zur Kluskapelle verbinden, die in Erinnerung an die Pest im Jahre 1682 am Ortsausgang in Richtung Böseckendorf errichtet wurde und deren Nachbau noch heute zu sehen ist. Germershausen: Stationen an „Maria in der Wiese“: Ebenfalls unter freien Himmel befinden sich die Stationen, die auf Anregung von Pfarrer Jakob Ballhausen (1848-1867) rund um die Kirche in Germershausen angelegt worden sind. Angefertigt wurden sie nach Angaben des Wallfahrtsteams Germershausen 1850 vom Maurermeister Stange aus Breitenberg: „Die einzelnen Stationen wurden als Häuschen aus verschiedenfarbigem Sandstein hergestellt, die die von Heinrich Isermann aus Ebergötzen aus Terrakotta gefertigten Bildreliefs enthalten“, heißt es auf der Website zum Wallfahrtsgelände. Im Sommer 2020 wurden die Stationen auf dem Wallfahrtsgelände mit Gebeten versehen, um einen kleinen Ersatz für die coronabedingte Absage der Großen Wallfahrt zu bieten. Nun sollen wieder kurze Texte angebracht werden, um an den einzelnen Stationen Anlass zum Innehalten zu geben. Außer einem Spaziergang über das parkähnliche Gelände, das auch gut über Radwege zu erreichen ist, bietet sich ein Besuch der Wallfahrtskirche an – Unter Wahrung der aktuellen Hygieneregeln ist dieser möglich. Wer sich ein Erinnerungsstück nach Hause ordern möchte, kann zudem eine „Wallfahrtskerze“ per E-Mail an info@wallfahrten-eichsfeld.de oder unter Telefon 01 60/4 67 06 96 bestellen. Der Preis inklusive Versand beträgt 12,50 Euro. Northeim: Kreuzweg mit Glasmalereien online: Seit Ende Februar stellen wöchentlich Autorinnen und Autoren vom Regionalbischof im Ruhestand Eckhard Gorka bis hin zum Northeimer Drehbuchautor Ronny Schalk die mittelalterlichen Glasmalereien aus der St. Sixti-Kirche Northeim vor. Diese wurden aufwändig restauriert und sind zur Zeit noch ausgelagert. Nach Abschluss der laufenden Innenrenovierung sollen sie in die Kirche zurückkehren. Auf diese Weise entsteht ein St.-Sixti-Kreuzweg in vier Großbildern und mehreren Detailbildern. Zu sehen sind die Bilder und Texte online auf www.sixti-northeim.de und bei Instagram unter #kirche.leine_solling. Zum Abschluss des „Bilder-Kreuzweges“ soll zu Ostern eine Broschüre mit den Texten und Bildern sowie mehreren Interviews erscheinen. Außerdem berichtet am Dienstag, 30. März, ab 19.30 Uhr die Kunsthistorikerin Elena Kosina über die Northeimer Glasmalereien in der St. Sixti-Kirche. Der Videovortrag mit Bildern steht unter dem Titel „Die Entstehungsgeschichte der Northeimer Glasmalereien mit Quellen, Rekonstruktion und kunsthistorischer Zuordnung“. Die Zugangsdaten für den Videovortrag sind auf der genannten Website zu finden. Höherberg: Kreuzweg mit Wanderung: Gelegenheit, den Kreuzweg zu gehen und zugleich eine Wanderung zu unternehmen, besteht auf dem Höherberg. Der befindet sich mitten in der Goldenen Mark am Eichsfeld-Wanderweg zwischen Wollbrandshausen, Gieboldehausen, Bilshausen und Bodensee. Die Anfahrt ist möglich über die Bundesstraße 27 – oder aber, bei entsprechender Fitness oder elektrischer Unterstützung – mit dem Rad oder zu Fuß. Ausflügler auf dem Höherberg schätzen den Ausblick auf die Landschaft des Eichsfelder Beckens und die angrenzenden Höhenzüge: Der Göttinger Wald, das Ohmgebirge und der Rotenberg sind zu sehen, bei gutem Wetter sogar der Harz. Auf dem Höherberg befindet sich seit 1856 die Wallfahrtskapelle zu den Vierzehn Heiligen Nothelfern. Zu dieser Kapelle führt von Wollbrandshausen und Bodensee jeweils ein Kreuzweg mit 14 Stationen. Bad Lauterberg: Kreuzweg aus Lego: Simon Burger, Jugendpastor im Kirchenkreis Harzer Land, arbeitet mit „digital natives“, also der Generation, die sich an das Internet nicht erst gewöhnen musste, sondern völlig selbstverständlich damit aufgewachsen ist. Dennoch leistet er auch analoge Jugendarbeit, wenn auch mit digitalen Anteilen – und eines der Ergebnisse davon ist ein sehr besonderer Kreuzweg, der demnächst unter anderem im Kurpark in Bad Lauterberg zu sehen sein soll. Detailverliebt haben Jugendliche Kreuzweg-Szenen aus Bausteinen nachgebaut, kunterbunt und sehr fotogen. Die gebastelten Szenen dienen als Grundlage für ein Filmprojekt und für Fotos. Die Bilder sind von Palmsonntag bis Ostermontag jeweils auf dem Kirchberg in Bad Sachsa sowie im Kurpark in Bad Lauterberg zu sehen. Von Nadine Eckermann