FDP-Politiker Christian Grascha fordert die Öffnung des Wildparks Hardegsen

Während der Pandemie, besonders im Lockdown, tut Bewegung gut, sagt Christian Grascha, FDP-Landtagsabgeordneter aus dem Landkreis Northeim. Ein Spaziergang im Wildpark Hardegsen sei zur Erholung geeignet. Doch der Wildpark ist geschlossen. Grascha fordert dessen Öffnung. Er hat eine Anfrage an die Northeimer Landrätin gestellt. Tierparks können aufgrund der Corona-Verordnung des Landes nicht öffnen. Grascha fragt: „Durch welche Kriterien wird ein Tierpark von einer städtischen Parkanlage abgegrenzt?“ Und: „Ist der Wildpark nach dieser Definition ein Tierpark oder eine Parkanlage?“ Landkreis: Verordnung ist „sehr eindeutig“: Gegenüber dem Tageblatt teilte die Pressestelle des Landkreises Northeim mit, dass „das Ansinnen, den Wildpark für Besucher zugänglich zu machen, nach längerem Lockdown durchaus nachvollziehbar ist“. Die aktuelle Corona-Verordnung des Landes sei allerdings „sehr eindeutig“. Dass die Einrichtung in Hardegsen als Wildpark bezeichnet wird, „sagt leider nichts über die rechtliche Einordnung aus“, heißt es in der Mitteilung. Nach dem Bundesnaturschutzgesetz und der EU-Zoorichtlinie handele es sich im rechtlichen Sinne um einen Zoo. Und Zoos müssten geschlossen bleiben. Deshalb sei die Entscheidung der Verantwortlichen der Stadt Hardegsen, den Wildpark aktuell geschlossen zu halten, „nachvollziehbar“, so die Pressestelle. Grascha: Wildpark nicht vergleichbar mit Zoo: Grascha sagt: „Aus meiner Sicht ist der Wildpark ein Grenzfall.“ Der Wildpark sei „nicht vergleichbar mit einem klassischen Tierpark oder Zoo“. Bewegung im Freien, der Aufenthalt an der Luft und ein Sparziergang sind gesundheitsfördernd, so Grascha. „Mit einem entsprechenden Hygienekonzept sollte auch der Wildpark wieder öffnen können. Insbesondere für Familien bietet der Wildpark hier tolle Möglichkeiten.“ In einer gemeinsamen Pressemitteilung von Grascha und der Hardegser Ratsfrau Angela Spangenberg (Freie Bürger-Liste, FBL), wird Spangenberg mit den Worten „Einschränkungen müssen immer nachvollziehbar und begründet sein“ zitiert. Und: „Mich haben viele Bürgeranfragen erreicht, die die aktuelle Schließung nicht nachvollziehen können.“ Politiker hält Verordnung des Landes für falsch: „Das Verbot auf Landesebene halte ich für falsch“, betont Grascha. Die Betreiber des Wildparks könnten die Anzahl der Besucher begrenzen und spezielle Hygienevorschriften umsetzen. Die Kommunen hätten „Spielraum, wenn es um die Umsetzung der Corona-Verordnung geht“. Und: „Man sollte in der Corona-Verordnung festlegen, welche Hygienevorschriften für den Wildpark gelten könnten und ihn öffnen.“ Betreiber des Wildparks ist die Stadt Hardegsen. Bürgermeister Michael Kaiser (parteilos) erklärt auf Anfrage, er habe „großes Verständnis“ für das Bedürfnis von Familien mit Kindern den Wildpark zu besuchen, vor allem, da sie ihn schon länger nicht mehr besuchen durften. Bürgermeister Kaiser: Stadt steht nicht über dem Gesetz: „Gleichwohl“, so Kaiser, „kann sich die Stadt Hardegsen nicht über gesetzliche Verbote hinwegsetzen, weil öffentlicher Druck aufgebaut wird. „Daneben treibt mich die Sorge um, dass ein großer, eigentlich wünschenswerter Zulauf nach langem Lockdown und winterlicher Witterung gerade in Zeiten stagnierender und wieder steigender Inzidenzwerte sowie erheblicher Unsicherheiten im Umgang mit den Mutationen des Covid-19-Virus zu einem Anstieg des Infektionsrisikos führen kann.“ Das zurzeit bestehende Verbot basiere „sicher auf der Vorstellung, Ansammlungen von Menschen im Freizeit- und Naherholungsbereich auch im Freien zu vermeiden“, so Kaiser. Sobald der gesetzliche Rahmen es zulasse, werde „im Detail zu klären sein, unter welchen Voraussetzungen der Wildpark geöffnet werden kann. Ich bitte um Verständnis, dass der Sicherheit höchste Beachtung zukommen muss.“ Für Frühjahr und Sommer werden Bauprojekte geplant: Gegenwärtig befinde sich die Stadt in den Vergabeverfahren für Baugewerke. Geplant seien Bauprojekte im Frühjahr und Sommer, so der Bürgermeister – unter anderem der Neubau eines Eingangs- beziehungsweise Empfangsgebäudes mit Besucher-WC-Anlage und Kiosk sowie der Umbau des Tierhauses, Neubau eines Geheges für Erdmännchen. Kaiser: „Insgesamt werden mehr als 600. 000 Euro in die Zukunft des Hardegser Wildparks investiert.“ Der Wildpark ist ein „familiärer Park mit Haus- und Wildtierarten“, heißt es auf der Homepage des Parks. Mehr als 100 Tiere aus 20 Arten würden auf dem zwölf Hektar großen Gelände leben. Der Park liegt am nördlichen Stadtrand im Talgrund der Espolde entlang der Straße nach Ertinghausen und verfüge seit der Gründung 1965 über einen oberen Bereich, der auf einer Treppenanlage erreichbar ist, so die Stadt. „Dort präsentiert sich der Wildpark mit einer eindrucksvollen Felskulisse des heimischen Solling-Buntsandsteins“, steht auf der Homepage. Lesen Sie auch Tierpark Hardegsen erhält Erdmännchengehege und Empfangsgebäude Wildschweine, Damwild, Esel und Co. leben im Wildpark: Im Wildpark leben Wildschweine, Mufflons, verschiedene Vogelarten, Kaninchen, Frettchen, Damwild, Rotwild, die Zackelschafe. Im unteren Teil befindet sich die Streichelwiese mit vielen Ziegen und Hardegser Eseln. Die Wiese ist bei Kindern beliebt – ebenso wie der Spielplatz, Fühlkästen und eine „Sprungbahn“, auf der Kinder vergleichen können, mit welchem der dort abgebildeten Tiere sie sich im Springen messen können, steht weiter auf der Homepage. Seit 2016 verfolge die Stadt in Kooperation mit der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK), Fakultät Ressourcenmanagement in Göttingen, eine Zukunftsstrategie zur Weiterentwicklung des Wildparks Hardegsen, wird versichert. Von Stefan Kirchhoff