Göttingen: Mutmaßlicher Brandstifter von Einbeck steht vor Gericht

Die aufsehenerregende Brandstiftungsserie in Einbeck, die im vergangenen Sommer wochenlang die Feuerwehren in Atem gehalten hatte, kommt jetzt vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft Göttingen hat jetzt Anklage gegen einen 24-jährigen Mann aus dem Landkreis Gifhorn erhoben. Dem 24-Jährigen, der früher in Einbeck gewohnt hat und dort auch selbst in der Feuerwehr tätig gewesen war, werden 16 Brandstiftungen zur Last gelegt. Außerdem werfe ihm die Staatsanwaltschaft die Unterschlagung eines Pkw sowie 33 Betrugstaten zum Nachteil von Hotelbetreibern und Tankstelleninhabern vor, sagte Behördensprecher Andreas Buick. Nach den Erkenntnissen der Ermittler soll der 24-jährige Straßenbauer zunächst im Juli einen 37 000 Euro teuren VW Golf VII 4 Motion, den er für eine Probefahrt ausgeliehen hatte, unterschlagen haben. Mit diesem PS-starken Gefährt sei er dann in den folgenden Wochen ständig herumgefahren, ohne seine zahlreichen Tankrechnungen zu bezahlen. Fast 500 000 Euro Schaden: Später habe er dann das Fahrzeug dazu genutzt, um im Zeitraum zwischen dem 25. August und dem 14. September 2020 im Großraum Einbeck zahlreiche Brände zu legen. Er soll unter anderem ein leerstehendes Wohnhaus sowie mehrere Scheunen, Gartenlauben und Strohballenlager in Brand gesetzt haben. Der dabei entstandene Sachschaden wird auf knapp eine halbe Million Euro geschätzt. Die Feuerwehren gerieten durch die Brandserie an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Besonders stressig war es am letzten Augustwochenende, damals hatten die Wehren innerhalb von drei Tagen vier Brände zu löschen. Eine Sonderkommission der Polizei fahndete mehrere Wochen lang fieberhaft nach dem Serienbrandstifter. Den entscheidenden Hinweis lieferte schließlich eine Wildtierkamera: Ein Bürger hatte die Polizei informiert, dass sich kurz vor dem letzten Brand am 14. September ein Unbekannter auf seinem Grundstück befunden und die Kamera ausgelöst habe. Wenige Minuten nach dieser Aufnahme standen auf einem nahegelegenen Feld im Ortsteil Negenborn 40 Heuballen in Flammen. Ein Feuerwehrmann konnte dann den 24-Jährigen auf dem Foto identifizieren. Wenige Tage später nahm ein mobiles Einsatzkommando des Landeskriminalamtes den 24-Jährigen in einem Hotel in Königslutter fest. Bei der Durchsuchung seines Zimmers fanden die Beamten auch einen Liter Brandbeschleuniger. Polizeikontrolle entzogen: Die Polizei war dem 24-Jährigen schon vorher dicht auf den Fersen gewesen. Nach dem letzten Brand in Einbeck war er abends mit dem unterschlagenen Pkw in eine Polizeikontrolle geraten. Als die Beamten ihn anhalten wollten, trat er aufs Gaspedal und brauste davon. Die Ermittler stellten dann fest, dass das Auto an den jeweiligen Tatorten gewesen war. Lesen Sie auch Brandstifter in Einbeck: Feuerwehrmann steckt hinter Brandserie Brandserie in Einbeck geht weiter: Brandstiftung an drei Gartenlauben Brandserie in Einbeck: Chronik der Brände Der 24-Jährige habe sämtliche Taten eingeräumt, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Andreas Buick. Als Motiv habe er angegeben, dass er mit seiner persönlichen Situation unzufrieden gewesen sei. Die Brandlegungen seien für ihn ein entlastendes Ventil gewesen. Er habe in diesen Momenten keine Sorgen und Probleme gespürt. Im Nachhinein bereue er es, diese Dinge getan zu haben. Der 24-Jährige soll in den Wochen, in denen er die Brände legte, in diversen Hotels übernachtet und diese verlassen haben, ohne die Kosten für die Übernachtung, Speisen und Getränke beglichen zu haben. Der Angeschuldigte ist auch früher schon strafrechtlich aufgefallen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hat er 2018 als Heranwachsender wegen Betruges in zwei Fällen eine richterliche Weisung erhalten. Von Heidi Niemann