Hardegser Muthaus wird saniert

Die Dachsanierung des Muthauses wird voraussichtlich im Februar fertiggestellt. Seit 2019 wird das Gebäude, das zur Burg Hardeg gehört, wiederhergestellt. Amtierender Bürgermeister Michael Kaiser hofft auf einen Abschluss der Sanierungsarbeiten zur 700-Jahr-Feier des Gebäudes bis 2024. „Bei unseren Nachforschungen hat sich herausgestellt, dass die im Dach verbauten Hölzer tatsächlich noch von 1324 stammen“, berichtet Bürgermeister Kaiser. Das Muthaus diente als Wohn- und Lagergebäude und sei als größtes seiner Art in ganz Niedersachsen bekannt. Die Sanierung des Daches hat nach aktuellem Stand fast eine Million Euro gekostet. „Das Muthaus ist das Wahrzeichen meiner Stadt. Selbstverständlich hat sein Erhalt höchste Priorität“, kommentiert Kaiser diese hohe Aufwendung. Die Finanzierung sei von Stadt, Bund und Land gemeinsam gestemmt worden. Somit trug die Stadt Hardegsen etwa 300 000 Euro zur Sanierung bei, der Bund und das Land Niedersachsen gemeinsam etwa das Doppelte. Denkmalgerechte Sanierung: Seit 2016 befasst sich Hardegsen bereits mit der Sanierung der Burg Hardeg und ihres Muthauses, teilt Kaiser mit. Damals wussten sie noch nicht viel über die ursprüngliche Bauart des Gemäuers. „Wir haben uns erst Mal die Frage gestellt, was genau eine denkmalgerechte Sanierung ist“, erinnert sich Kaiser. Die Stadt beauftragte deshalb zuerst eine bauhistorische Dokumentation durch das Fachbüro „Sum Monumentum“ aus Weimar. 2019 wurden 5,4 Tonnen Taubenmist aus dem Dachstuhl entfernt. Das Tageblatt berichtete am 19. November 2019, dass man die Mengen an Unrat nicht durch das Treppenhaus transportieren konnte. So wäre das Dach geöffnet worden, um den Abfall mit einem Kran nach unten zu heben. Schäden am Gebälk: Nach der Säuberung des Dachstuhls habe das Ingenieurbüro Brenker-Ingenieure eine Schadenskartierung der Konstruktion des Dachstuhls vorgenommen, teilt Kaiser mit. Die Schäden am Gebälk waren schwerwiegender, als zuvor erwartet. So mussten laut Kaiser, die inneren und äußeren „Mauerlatten“ komplett saniert werden. Auch die „Sparren“ wurden mit neuen „Aufschiebelingen“ versehen. Nach den Sanierungsarbeiten im Dachgerüst ging es weiter zum Dachdecken. Für die „Dacheindeckung“ wurden in Absprache mit dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege „Krempziegel“ für die neue Deckung des Daches des Muthauses ausgewählt. Laut Kaiser ist der Krempziegel ein Tondachziegel, den es bereits seit dem elften Jahrhundert gibt. Diese Ziegelart sei auch beim Braunschweiger Dom verbaut worden, so Kaiser. Im Sommer 2019 fand noch Burgentag und Burgfest im Muthaus statt. Wegen den Sanierungsarbeiten und Corona-Regeln ist es zwischenzeitlich ruhiger geworden um die Burg. Im Rahmen der Sanierungsarbeiten war der Rittersaal für Trauungen geschlossen. In diesem Jahr könnte jedoch eine Öffnung stattfinden, teilt Bürgermeister von Hardegsen Michael Kaiser mit. Bei der Burganlage könnten stets verschiedene Räume gemietet werden, so Kaiser. Der Rittersaal sei wegen seiner Pracht bei Trauungen beliebt. Konzerte und Feiern fänden oft im Weißen Saal statt. „Im vergangenen Jahr hatten wir eine Feier dort, aber nur mit halber Belegung“, sagt Kaiser. Vor Corona durften 120 Gäste in den Weißen Saal, dann aus gegebenem Anlass nur noch 60. „Auch unser Gewölbekeller ist sehr schön“, wirbt der Bürgermeister für das Wahrzeichen seiner Stadt. Anfragen für Trauungen können an das Standesamt der Stadt Hardegsen gerichtet werden. Für Feiern und Konzerte sollen sich die Interessenten an die Kulturinitiative Hardegsen wenden. Sonderserie der Ziegel: Für die Sanierung des Muthauses habe die Firma Jacobi/Walther aus Bilshausen eine Sonderserie in naturrot aufgelegt. Die Ziegel wurden zusätzlich dem „Salzbrand“ unterzogen. Dieses Verfahren bearbeite die Oberfläche und Farbe der Ziegel, sodass „ein bewitterter, patinierter Eindruck“ entstünde. Aus der Ferne wäre demnach nicht ersichtlich, dass es sich um ein neu gedecktes Dach handele, so Kaiser. Lesen Sie auch Restaurierung abgeschlossen: Orgel in Lutterhausen wieder eingeweiht Initiative Kunst & Kultur Northeim feiert 40 jähriges Bestehen auf Burg Hardeg Japanischer Bildhauer schafft Edelstahl-Skulptur für Hardegsen Altes Haus in Hardegsen muss neu eingedeckt werden Fachtagung Burgentag und Burgenfest in Hardegsen Selbst wenn die Dachsanierung laut Kaiser bald abgeschlossen sein sollte, fehlt dann noch die Fassade. „Ich rechne mit einem Beginn der Fassadensanierung im Frühjahr 2022“, teilt Bürgermeister Kaiser mit. Für den zweiten Sanierungsabschnitt der Burg Hardeg habe die Stadt einen Antrag bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz gestellt. Die Antwort soll im März eingehen. Außerdem möchte Kaiser erneut einen Förderantrag für das Denkmalschutz-Sonderprogramm stellen. „Auch wenn wir beim Versuch für den ersten Bauabschnitt keinen Erfolg hatten möchte ich einen weiteren Anlauf starten“, sagt der Bürgermeister. Von Stefanie Grolig