Prozess gegen 37-jährigen Mann aus Uslar: Zeugin mit Nervenzusammenbruch

Misshandlungen, Faustschläge, Tritte, Beleidigungen, Beschimpfungen, erniedrigende Sexualpraktiken: All dies soll ein 37-jähriger Mann aus Uslar über mehrere Jahre hinweg seinen jeweiligen Partnerinnen zugefügt haben. Seit Mitte Januar muss sich der 37-Jährige deshalb vor dem Landgericht Göttingen verantworten. Inzwischen haben dort mehrere Frauen als Zeuginnen ausgesagt. Zuletzt schilderte eine 44-Jährige, wie sie während der rund ein Jahr dauernden Beziehung immer wieder körperlichen Übergriffen ausgesetzt gewesen sei. Ihr Fall weist allerdings eine Besonderheit auf: Ein aussagepsychologisches Gutachten, das am Dienstag vorgestellt wurde, attestiert der Zeugin eine stark eingeschränkte Aussagetüchtigkeit. „Psychisch hoch belastet“: Die Angaben der Zeugin seien nicht konstant, erklärte die Gutachterin. Aufgrund der Instabilität ihrer sachbezogenen Aussagen wisse man daher nicht, ob und in welchem Kontext sie etwas erlebt habe und ob das, was sie schildere, tatsächlich so stattgefunden habe. Die 44-Jährige sei eine psychisch hoch belastete Frau, bei der sich unter anderem aufgrund früher Kindheitserfahrungen eine misstrauische und negativistische Denkweise ausgeprägt habe, die auch zu Wahrnehmungsstörungen führe. Außerdem spielten die Einflüsse einer Traumabehandlung einer Rolle. Im Rahmen dieser Therapie seien wiederholt bildhafte Erinnerungen hochgekommen. Diese „Flashbacks“ spiegelten jedoch nicht unbedingt die Wirklichkeit ab, würden aber oft so empfunden. Nervenzusammenbruch und Therapie: Die 44-Jährige hatte, kurz nachdem sie sich aus der Beziehung zu dem Angeklagten gelöst hatte, einen Nervenzusammenbruch erlitten und sich anschließend einer stationären Therapie unterzogen. In der vergangenen Woche hatte sie erstmals als Zeugin ausgesagt. Das Gericht musste ihre Vernehmung mehrfach unterbrechen und schließlich ganz abbrechen, weil sie die Fassung verlor und nicht weitersprechen konnte. Bei ihrer zweiten Vernehmung am Dienstag schilderte sie erneut verschiedene gewalttätige Übergriffe und Sexualpraktiken, bei denen der Angeklagte unter anderem einen Schlagstock eingesetzt habe. Auf die Frage, warum sie nicht früher von ihm weggegangen sei, sagte sie: „Ich hatte Angst, dass er mich findet.“ Sie hätte auch niemanden gehabt, wo sie hätte hingehen können: „Wer hätte mir geglaubt?“ Verschwörung der Frauen: Gewalt soll auch in den anderen Beziehungen des Angeklagten an der Tagesordnung gewesen sein. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 37-Jährigen vor, über mehr als zehn Jahre hinweg insgesamt sieben Frauen körperlich verletzt und teilweise auch vergewaltigt zu haben. Außerdem habe er sich kinderpornographische und gewaltdarstellende Dateien verschafft. Der Angeklagte bestreitet die Vorwürfe. Seiner Ansicht nach haben seine Ex-Partnerinnen gegen ihn eine Verschwörung angezettelt und deshalb die Strafanzeigen erstattet. Der Prozess wird in der kommenden Woche fortgesetzt. Lesen Sie auch: 37-Jähriger wegen zahlreicher Gewaltdelikte gegen Frauen vor Gericht Prozess gegen 37-Jährigen aus Uslar: Polizist schildert Vernehmung von traumatisierten Frauen Von Heidi Niemann

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