Silvester 2020: Ruhiger Jahreswechsel in Göttingen, Northeim und Region

Feuerwerksverbot und Corona-Regeln: Der Start ins neue Jahr ist in und um Göttingen so ruhig verlaufen wie an kaum einem Silvester zuvor. „Das war wohl bislang der ruhigste Jahreswechsel seit vielen Jahren“, sagte ein Sprecher der Göttinger Polizei gegen 1 Uhr am Neujahrstag. Dennoch hatten die Polizisten jede Menge Arbeit: „Wir hatten zahlreiche Hinweise auf Ruhestörungen und auch einige auf Partys, die nicht coronakonform sein sollten“, so die Polizei. Diese Hinweise hätten sich aber meist nicht bestätigt. „Auch das Böllerverbot wurde eingehalten.“ Insgesamt, so berichtete die Polizeiinspektion am Freitagvormittag, war es im gesamten Landkreis Göttingen „eine total tote Nacht“. Lediglich einige Menschen mussten auf der Straße darauf hingewiesen werden, den Abstand einzuhalten. Im Göttinger Ortsteil Weende waren es zwei Gruppen, die sich mit fünf bis zehn Personen versammelt hatten. Menschenleere City: In der City war es um Mitternacht so menschenleer, wie sonst nur selten. Am Markt und auch am Albaniplatz waren kaum Menschen zu sehen. Einige Zweier-Gruppen schlenderten durch die Straßen und wünschten sich gegenseitig ein frohes neues Jahr. In der Theaterstraße ließ ein Mann Glitzer regnen, ein anderer zündete Wunderkerzen an. Auch Innenstadtbewohner freuten sich über den ruhigen Jahreswechsel. „Es ist doch schön, dass es so entspannt zugeht“, sagte Regina Martin, die gemeinsam mit Dirk Lensch eine kleine Mitternachtsrunde durch die City drehte. Feuerwehr: „Kein besonderes Aufkommen“: Auch die Feuerwehr berichtet von der ruhigsten Silvesternacht seit langem. „Wir hatten bislang nur zwei Müllcontainer-Brände, auch der Rettungsdienst verzeichnet kein besonderes Aufkommen“, sagte Feuerwehrsprecher Frank Gloth noch in der Nacht. Der Chef der Polizeiinspektion Göttingen, lobt die Bürger im Landkreis. „Angesichts der zunehmend dramatischen Entwicklungen im Zusammenhang mit der Pandemie waren die diesjährigen Einsatzvorbereitungen für uns eine echte Premiere“, teilt er mit. Wie die Menschen in Stadt und Landkreis auf die notwendigen Einschnitte in ihre privaten Lebensbereiche reagieren und sich verhalten würden, hätte ja niemand vorhersagen können. Die Polizei hätte sich gewünscht und auch gehofft, dass sich die Bürger vernünftig und verantwortungsbewusst zeigen und die Polizei nicht gezwungen ist, in dieser besonderen Nacht einzuschreiten. „Dass es tatsächlich so gekommen ist, erfüllt uns mit großem Dank und Respekt. Es zeigt, dass im Notfall auch in einer noch so vielfältigen Gemeinschaft über alle Grenzen hinweg ein großer Zusammenhalt zum Wohle aller möglich ist. Das lässt für die Zukunft hoffen", sagte Nolte. Bis zum Morgen mussten sich die Einsatzkäfte um insgesamt fünf kleinere Brände kümmern, neben den Müllconatainern handelte es sich um vergessenes Essen auf dem Herd, dass Feuer fing. „Auch für den Rettungsdienst war es eine eher ruhige Silvesternacht“, sagte Gloth am Neujahrsmorgen. Nur etwa halb so viele Einsätze wie sonst zum Jahreswechsel wurden verzeichnet. „Das ist doch klasse“, so der Feuerwehrsprecher. Keine einzige Böllerverletzung in der UMG: Ähnliches wie für den Rettungsdienst galt auch für die Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG). „Wir hatten nicht eine einzige Böllerverletzung“, erklärt der Leiter der Klinik, Prof. Wolfgang Lehmann. Er berichtet ebenfalls von einem Patientenaufkommen, das dem an einem ganz normalen Wochenende gleich kommt. „Die schwerste Verletzung war ein Armbruch nach einem Sturz, den wir operativ versorgen mussten“, sagte er. Nach Mitternacht waren es 33 Patienten, um die sich die Unfallchirurgen kümmerten. „Das ist schon extrem wenig“, so Lehmann. Hohe Infektionszahlen, Feiern nur im kleinen Personenkreis, Maskenpflicht, Feuerwerksverbot: Die Göttinger Polizei hatte in diesem Jahr in der Silvesternacht aber jede Menge zu kontrollieren. Streifenwagen rollten durch die Citystraßen und -plätze. „An diesem Jahreswechsel steht alles unter dem Zeichen der Corona-Pandemie“, erklärte die Polizeidirektion Göttingen vor dem Jahreswechsel. Die Beamten hatten für die Silvesternacht „verstärkt Kontrollen“ angekündigt. Überwacht werden nach Angaben der Behörde die Einhaltung der aktuellen Corona-Verordnung und die jeweiligen Allgemeinverfügungen der Landkreise, Städte und Gemeinden. Maximal fünf Personen aus zwei Haushalten durften gemeinsam feiern. Lesen Sie auch Corona-Regeln: Polizei Göttingen will an Silvester „in Höchststärke“ kontrollieren Silvester in Corona-Zeiten: So verbringen die Menschen in Südniedersachsen den Jahreswechsel 2020/2021 Bei den flächendeckenden Kontrollen habe „die Einhaltung der aktuellen Corona-Regelungen im Sinne eines effektiven Infektionsschutzes hohe Priorität“, teilte die Polizei mit. Neben den allgemeinen Infektionsschutzmaßnahmen wurde auch das Feuerwerksverbot kontrollieren. Das Abbrennen von pyrotechnischen Gegenständen war auf vielen belebten öffentlichen Plätzen, Straßen und Wegen in der Zeit an Silvester und Neujahr verboten. Ruhiges Silvester auch im Landkreis Northeim: „Insgesamt war es im Verhältnis zu den letzten Jahren eine ruhige Silvesternacht“, meldet auch die Polizei in Northeim am Neujahrsmorgen und dankt den Bürgern, „welche sich augenscheinlich zu einem sehr großen Teil an die zur Zeit aufgrund der Corona-Pandemie geltenden Bestimmungen hielten“, heißt es. Ausrücken mussten die Beamten aber dennoch. Zwischen 18 Uhr am Donnerstag und 6 Uhr am Freitag verzeichnete die Polizei zehn Einsätze in Northeim, Katlenburg-Lindau, Moringen, Hardegsen und Nörten-Hardenberg. Folgende Ermittlungsverfahren seien nach den Einsätzen eingeleitet worden: ein Mal Sachbeschädigung wegen eines beschädigten Mülleimers in Angerstein zwei Mal Körperverletzung in Northeim durch einen Faustschlag eines 63-jährigen Northeimer zum gegen eine 21-jährige und eine 51-jährige Northeimerin ein Mal Verstoß gegen das Waffengesetz, weil ein 37-jähriger Northeimer in Northeim ein verbotenes Messer bei sich trug ein Mal Widerstand im Zusammenhang mit sechs festgestellten Verstößen gegen die Corona-Bestimmungen. Dabei seien in einem Ortsteil von Nörten-Hardenberg bei einer Silvesterparty sechs Personen aus mehr als zwei Haushalten in einer Wohnung angetroffen worden, schildert die Polizei. Bei der Ahndung der Verstöße gegen die Corona-Bestimmungen beziehungsweise bei der Unterstützung des ebenfalls anwesenden Rettungsdienstes – eine Person sei wegen „Rauschmittelbeeinflussung“ nicht mehr ansprechbar gewesen – habe ein 28-Jähriger aus Kassel Widerstand geleistet. Er sei, um weitere Straftaten zu verhindern, in Gewahrsam genommen worden. Desweiteren, so die Polizei Northeim weiter, seien mehrere Ruhestörungen gemeldet worden. Die jeweiligen Verursacher seien zur Ruhe ermahnt worden und hätten sich einsichtig gezeigt. Von Britta Bielefeld und Michael Brakemeier