Tierärzte wollen Schulbauernhof Hardegsen mit Impferlösen unterstützen

Die Existenznöte des Internationalen Schulbauernhofes Hardegsen in Hevensen haben Tierärzte aus dem Umland auf den Plan gerufen. Mit einem Impftag am Dienstag, 19. Mai, wollen sie die Einrichtung, die mangels Besuchern wegen der Corona-Pandemie ums Überleben kämpft, unterstützen. Die Hälfte der an diesem Tag anfallenden Impfkosten soll dem Schulbauernhof gespendet werden. An der von Dr. Alexandra Dieckgerdes (Moringen) initiierten und Dr. Martina Spangenberg (Nörten-Hardenberg) koordinierten Aktion beteiligen sich drei weitere Tierärzte: Kirsten Rubbert (Hardegsen), Andreas Specht (Northeim) und Pia Maslo (Dinkelhausen). „Tierhalter können an diesem Tag ihre Hunde, Katzen und andere Kleintiere impfen lassen und damit zugleich den Schulbauernhof unterstützen“, sagt Dieckgerdes: „Möglich sind alle Grundimpfungen von Staupe bis Tollwut.“ Die Hälfte der Impfkosten wollen die Tierärzte dem Bauernhof zukommen lassen. Tierhalter sind gefragt: „Die Aktion kommt gut an“, sagt Dieckgerdes: „Wir haben bereits einige Anmeldungen, Nachzügler können sich noch kurzfristig melden.“ Bundesweit beteiligen sich Tierärzte jährlich an einem Impftag für Afrika. „Wir sind in diesem Jahr ausgeschert und haben uns wegen der Folgen der Corona-Pandemie für eine regionale Lösung entschieden“, so Dieckgerdes. Damit wollen sie der gebeutelten Naturbildungseinrichtung helfen. Das tägliche GT/ET Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Göttingen täglich gegen 17 Uhr im E-Mail-Postfach Darüber freut sich Anke Obst vom Schulbauernhof-Team, das erhebliche Finanzsorgen hat. „Seit Mitte März haben wir keinerlei Publikumsverkehr mehr auf dem Hof“, sagt Obst: „Schulklassen dürfen bis zu den Sommerferien nicht reisen, und wir haben auch schon Absagen für das kommende Schuljahr.“ Das Kultusministerium habe vorerst alle Tages- und Klassenfahrten an außerschulische Lernorte untersagt. Damit breche die Haupteinnahmequelle weg. Sponsoren und Direktvermarktung der landwirtschaftlichen Produkte könnten das nicht auffangen. Im Verkaufshäuschen auf dem Hof können Eier, Marmelade, Honig und Wurstwaren erworben werden. Der Schulbauernhof wird vor allem von Kindern und Jugendlichen angesteuert. Im Zuge mehrtägiger Klassenfahrten können sie bei der Fütterung der Tiere, dem Misten der Ställe und dem Zubereiten von Speisen aus eigener Produktion mitwirken: „Dadurch erfahren sie, wie wertvoll unsere Lebensmittel sind und begreifen, dass zum Beispiel eine Bratwurst aus dem Fleisch der Schweine besteht, die sie eben gerade noch versorgt haben.“ Mitarbeiter gekündigt: Als gemeinnützige GmbH darf der Hof keine großen Rücklagen bilden. Das hat vor dem Hintergrund der Corona-Krise jetzt bittere Folgen. Für Futter und Gehaltszahlungen der Mitarbeiter fehlt Geld. Um die laufenden Betriebskosten zu verringern, mussten bereits gelieferte landwirtschaftliche Geräte und Fahrzeuge abgegeben werden, Mitarbeiter gekündigt oder in Kurzarbeit geschickt werden. Von ursprünglich 15 Mitarbeitern sei das Team derzeit auf fünf verkleinert worden, heißt es im Aufruf des Schulbauernhofteams zum Impftag. Auch der Tierbestand müsse reduziert werden. Die Kühe seien „trockengestellt“, erste Tiere bereits verkauft worden. Zu dem landwirtschaftlichen Betrieb mit Legehühnern und Kaninchen gehören auch Nutztierrassen, die vom Aussterben bedroht sind und für deren Erhalt sich das Team durch Nachzucht und Lebensmittelproduktion einsetzt: Leineschafe, Bunte Bentheimer Schweine, Harzer Höhenvieh und das Altdeutsche Niederungsrind. Obst verweist auch auf die Möglichkeit von Tierpatenschaften. Für 20 Euro könne ein Schwein eine Woche lang gemistet und gefüttert, für zehn Euro eine Kuh im Stall oder auf der Weide versorgt werden. Mehr als 1300 Tierärzte aus ganz Deutschland haben sich im vergangenen Jahr am Aktionstag „Impfen für Afrika“ beteiligt, den die Organisation „Tierärzte ohne Grenzen“ 2004 ins Leben gerufen und stets im Mai durchgeführt hat. „Geimpft werden müssen Haustiere ohnehin. Durch die Aktionstage, an denen Tierärzte die Hälfte ihrer Impf-Einnahmen spenden, können Projekte in Afrika unterstützt werden“, sagt Ulrike Richter von „Tierärzte ohne Grenzen“. In diesem Jahr sei die Impfaktion für Afrika wegen der Corona-Pandemie verlegt worden. Statt Aktionstagen im Mai gebe es eine Aktionswoche nach dem Internationalen Tollwuttag am 28. September, teilt Richter mit. Den Praxen sei aber freigestellt, auch andere Tage zu nutzen. Das tun auch die vier Tierärzte, die in diesem Jahr den Fokus statt auf Afrika auf ein regionales Projekt lenken und den wegen der Corona-Bestimmungen ausbleibenden Schulklassen ums Überleben kämpfenden Internationalen Schulbauernhof Hardegsen in Hevensen unterstützen wollen – mit einem Impftag am 19. Mai. Lesen Sie auch: Schulbauernhof muss Tiere verkaufen und Mitarbeiter kündigen Sozial benachteiligte Kinder machen Ferien auf Schulbauernhof Auszeichnung von Vereinten Nationen Von Kuno Mahnkopf

Corona-Krise - Tierärzte wollen Schulbauernhof mit Impferlösen unterstützen