Wie der Northeimer Gesundbrunnen zu seinem Namen kam

Den gebürtigen Northeimer Heinz Friedrichs hat schon seit längerer Zeit eine Frage umgetrieben: Der langjährige Schatzmeister und Geschäftsstellenleiter des Kneipp-Vereins in Northeim wollte wissen, wie der Gesundbrunnen zu seinem Namen gekommen, beziehungsweise warum er eigentlich dort eingerichtet worden ist. Vor 20 Jahren hatte der Kneipp-Verein Northeim unweit des letzten Teiches, mit wenigem Abstand zur Selde, eine Wassertretstelle. Aus Arbeits- und Versicherungsgründen wurde diese dann aber eingestellt. Die eigentliche Geschichte des Gesundbrunnens reicht weit zurück. In die französische Zeit hinein fällt seine Errichtung am Bürgerholz. In der Nähe eines Turmes befanden sich im düsteren Winkel Teiche, die zur Fischzucht genutzt wurden. Allerdings waren diese durch ein heftiges Gewitter 1747 so sehr verschlammt, dass sie schließlich ganz trocken gelegt und als Wiese genutzt wurden. Das Gras erwies sich jedoch als unbrauchbar, sodass sich die Verantwortlichen 1805 dazu entschlossen, die Teiche wieder auszugraben. Positive Wirkung auf die Gesundheit: Dabei entwickelte sich starker Schwefelgeruch, der dazu führte, dass eine Untersuchung des Wassers veranlasst wurde. Gleichzeitig begannen Northeimer Bürger zu erkunden, ob das Schwefelwasser eine positive Wirkung auf die Gesundheit hat. Bemerkenswerte Ergebnisse bei Gichtkrankheiten wurden dabei festgestellt, die bei dem damaligen Senator Reddersen großen Eindruck hinterließen. Zwei Badewannen wurden unter dem Zelt der Kaufgilde dort platziert. Diese Maßnahme empfand man aber schnell als zu schlicht, ein größeres Badehaus sollte errichtet werden. Die Stadt vergewisserte sich zuerst, ob sich eine so große Investition lohnen würde und Reddersen ließ nach der Quelle graben. In etwa ein Meter Tiefe entdeckte man tatsächlich eine Stelle, an der Schwefelwasser austrat. Genau dort wurde ein Brunnenhaus errichtet. Aus der ganzen Gegend strömten die Menschen herbei, um die heilende Wirkung der Quelle zu spüren. Bald reichten die Kapazitäten nicht mehr aus. Reddersen beantragte eine Erweiterung, doch seinem Wunsch wurde nicht entsprochen. Dies hatte allerdings nicht nur finanzielle Gründe. Die Stadt fürchtete auch den Zustrom von vielen Kranken. Fünf Badezimmer: Der Senator erwarb ein Stück Land neben den Teichen und errichtete auf eigene Kosten 1805 ein Badehaus, das sich zudem heizen ließ. Auch der Departements-Regierung waren die Heilerfolge nicht verborgen geblieben, ebenso wie der nicht enden wollende Zustrom. 1806/07 waren während des gesamten Sommers täglich alle fünf vorhandenen Badezimmer belegt. Noch 1807 machte sich ein absinkender Wasserpegel in dem Schwefelbrunnen bemerkbar. Aus diesem Grund entschloss man sich, einen zweiten zu graben. Und nun baute auch die Stadt an dem unteren Teich ein Badehaus. Senator Reddersen veröffentlichte eine Schrift mit dem Titel „Beträge zur Geschichte des merkwürdigen Schwefelbrunnens bei Northeim“. Dadurch wurden die Besucherströme noch größer. 1810 schließlich erbaute die Stadt Northeim an der Stelle des alten Försterhauses ein der damaligen Zeit entsprechendes Gasthaus und gegenüber einen Tanzsaal. Das gleichzeitig eingeforderte geologische Gutachten vernichtete allerdings alle hochfliegenden Pläne. Dies besagte, dass der Schwefelgehalt des Wassers wahrscheinlich auf Gipslager zurückzuführen sei. Dieser würde aber nicht ausreichen, um dauerhaft eine größere Badeanstalt betreiben zu können. Senator Reddersen ließ sich nicht daran hindern, auch in den folgenden Jahren den Gesundbrunnen noch weiter auszugestalten. Unter anderem pflanzte er Bäume. Northeimer benutzten auch in der Folgezeit das Bad noch sehr häufig, der Fremdenverkehr ging allerdings bald zurück. 1839/40 baute die Stadt Northeim erneut ein Badehaus. Dieses bot die einzige Gelegenheit, ein warmes Bad zu nutzen. Bis heute geblieben ist die Beliebtheit des „Brunnes“ als gut zu erreichendes Ausflugsziel. Von Vicki Schwarze