Ausflugstipp: Adrenalinkicks im Harz und Naturerlebnisse im Bodetal

„Der Harz ist auch sehr schön.“ In Corona-Zeiten ist dieser Satz zum geflügelten Wort geworden. Urlaub und Ausflüge in Deutschland sind gefragt wie nie. Der sagenumwobene Harz ist nicht nur beliebte Kulisse für Regionalkrimis, sondern bietet auch eine reizvolle Alternative zu überfüllten Ost- und Nordseestränden. Als touristische Hotspots gelten Bodetal und Rappbode-Talsperre. Sie zeichnen nicht nur durch landschaftliche Schönheit aus, sondern bieten jede Menge Möglichkeiten für Familienausflüge und Freizeitgestaltung zwischen „Sagenharz“ und „Harzdrenalin“ – vom beschaulichen Wandern bis zum Adrenalinkick. Auf längere Wartezeiten einrichten muss man sich in der Ferienzeit bei den Nervenkitzel-Attraktionen an der Rappbode-Talsperre. Die sind nichts für Menschen mit Höhenangst. Über das Staubecken spannt sich mit der „Titan-RT“ eine der weltweit längsten Fußgänger-Hängebrücken. Die Seilkonstruktion wurde 2017 fertiggestellt, allein das frei überspannte Teilstück ist 458,5 Meter lang. Der Gitterrost-Laufsteg ist 1,2o Meter breit, wird von einem 1,30 Meter hohen Geländer gesäumt und seitlich durch Edelstahlnetze abgesichert. Sturz in die Tiefe: Direkt unterhalb der Hängeseilbrücke lockt der „GigaSwing“ Wagehalsige mit dem „spektakulärsten Pendelsprung Europas“. Allein oder im Tandem kann man dort den freien Fall erleben. Nach dem Ausschwingen wird man wieder auf die Plattform gezogen. In die Tiefe stürzen können sich Talsperren-Besucher auch mit „Megazipline“, beworben als „größte Doppelseilrutsche Europas“. Ein kurzer Spaß, für den man lange anstehen muss. Ein kontemplatives und kostengünstigeres Konstrastprogramm mit kolossaler Natur bietet eine Wanderung durch das Bodetal, den etwa zehn Kilometern langen, schluchtartigen Talabschnitt zwischen Treseburg und Thale. Bereits seit 1937 steht das Bodetal unter Naturschutz. Wenn man es durchwandert, weiß man, warum das so ist und der Volksmund auch vom „deutschen Grand Canyon“ spricht. Die am Brockenmassiv entspringende Bode hat sich im Lauf der Jahrtausende durch den harten Granit gefräst. Felsformationen tragen Namen wie Mönch, Jungfrau oder Goethefelsen. Um Schluchtabschnitte wie den Bodekessel und die Teufelskanzel ranken sich Sagen und Legenden. Der wildromantische Wanderweg entlang der Bode führt streckenweise über Stiege und steile Kehren, ist aber gut abgesichert. Besondere Beachtung verdient das Vegetationsmosaik mit abwechslungsreichen Biotopen von den Schluchtwäldern an den Steilhängen bis zu den Uferbereichen. Der Reichtum an Pflanzenarten ist beachtlich. Zudem ist das Bodetal Lebensraum vieler seltener Tierarten. Dazu gehören Wildkatze, Bechstein-Fledermaus, Schwarzstorch, Feuersalamander und Gebirgsstelze. Hexentanzplatz mit Tierpark: Zurück in die Zivilisation geht es über die Teufelsbrücke, hinter der der Gasthof „Königsruhe“ zur Einkehr und Stärkung mit harztypischen Gerichten einlädt. Konditionsstark sollte man sein, wenn man die Wege zur Rosstrappe und zum Hexentanzplatz einschlägt – bei letzterem muss der Wanderer mit einem Kulturschock aufgrund verkitschten Hexenkults rechnen. Vor dem Hexentanzplatz trifft man auf einen Tierpark mit Wolfsrevier, Luchshügel, Bärenwald und „Hexengolf“. Zuletzt wurde dort im vergangenen Jahr der Spielplatz „Hexe Lilly“ eröffnet. Entkommen können Wanderer dem Hexentanzplatz mit den Seilbahnen der Thale-Erlebniswelt. Eine Seilbahn führt ins Tal nach Thale, von dort aus eine weitere auf der gegenüberliegenden Seite des Bodetals wieder in die Höhe zur Felsformation der Rosstrappe. Gastronomischer Anlaufpunkt ist dort das Berghotel Rosstrappe mit Aussichtsterrasse. Das Bodetal ist ein Teilabschnitt des Harzer Hexenstieges. Der fast 100 Kilometer lange Wanderweg mit Alternativrouten führt von Osterode über den Brocken nach Thale. Etliche Herbergen und Rucksackquartiere bieten sich für einen Zwischenstopp an. Als „ein Großbau des Sozialismus“ wurde die Rappbode-Talsperre am heutigen Tag der Einheit ihrer Bestimmung übergeben – am 3. Oktober 1959 aus Anlass des 10. Jahrestages der Deutschen Demokratischen Republik. Eine weitere Inschrift dort erinnert an „die sozialistischen Produktionsverhältnisse unseres Arbeiter- und Bauernstaates“ als Grundlage für die Entstehung des Bauwerkes. Das kann noch heute mit einem nationalen Superlativ aufwarten: Mit 106 Metern Höhe ist die Staumauer die höchste Deutschlands. Für Schlagzeilen hat sie in jüngerer Vergangenheit durch Freizeit-Attraktionen wie Fußgänger-Hängebrücke, Bungee-Jumping und Doppel-Seilrutsche mit Gurtsystem gesorgt, deren Betreiber ebenfalls Superlative bemühen, Die Rappbode und deren Zufluss Hassel werden durch die Staumauer zu einem knapp vier Quadratkilometer großen See aufgestaut, mit mehr als 110 Millionen KubikmeterWasser volumenmäßig der größte Stausee im Harz. Der Stausee erstreckt sich von Südwesten nach Nordosten über etwa neun Kilometer Länge, ist aber zumeist nur wenige Hundert Meter breit. Über die Staumauer führt der Wanderweg Hasselfelde-Rübeland. Weitere Ausflugsziele in der näheren Umgebung sind die Rübeländer Tropfsteinhöhlen, die Westernstadt Pullman City, das Stemberghaus mit Köhlereimuseum und das Schaubergwerk Büchenberg. Abstecher lohnen sich auch ins Harzvorland von Sachsen-Anhalt – zu den markanten Sandstein-Einzelfelsen der Teufelsmauer oder in die UNESCO-Weltkulturerbestadt Quedlinburg an der Bode nördlich des Harzes. Von Kuno Mahnkopf