Falsche Handwerker: Unseriöse Anbieter nutzen Corona für schnelles Geld

Abgesagte Reisen, eingeschränkte Freizeitaktivitäten und weniger soziale Kontakte: In der aktuellen Corona-Krise investieren viele Menschen Zeit und Geld, um es sich zu Hause besonders schön zu machen und irgendwie angenehm durch diese schwierige Zeit zu kommen. Das wissen natürlich auch dubiose Anbieter und nutzen ihre Chance auf schnelles Geld. Sie klingeln an der Haustür, bieten professionelle Arbeit an und drängen dazu, sich schnell zu entscheiden. Angesichts der aktuellen Situation warnen die Verbraucherzentralen vor Haustürgeschäften und unseriösen Anbietern, die mit vermeintlich hohen Rabatten Kunden überzeugen wollen. Meist wird dann Barzahlung gefordert, während die Arbeiten oft nicht professionell ausgeführt würden. Kunden haben dann kaum die Möglichkeit, Mängel zu reklamieren. Oft Senioren betroffen: „Mangelhafte Arbeiten zu stark überhöhten Preisen: Leider kommt es immer wieder zu Fällen, bei denen Handwerkerarbeiten an der Haustür angeboten werden, die dann zu völlig überhöhten Preisen abgerechnet werden. Ihre Opfer sind häufig Senioren und Seniorinnen, da diese tagsüber meistens zuhause sind und zum Teil größere Mengen Bargeld zu Hause lagern“, informiert der Beauftragte für Kriminalprävention, Polizeihauptkommissar Marko Otte, von der Polizeiinspektion Göttingen. Bei den spontanen Angeboten an der Haustür handelt es sich beispielsweise um Reinigungsarbeiten an der vermeintlich verunreinigten Dachrinne, dem vermoosten Weg, lockeren oder beschädigten Dachziegeln oder Asphaltarbeiten in der eigenen Einfahrt. Otte: „Die Täter sind hier sehr kreativ. Häufig locken die zunächst angekündigten, günstigen Preise. Angebliche, nicht vorhersehbare Zusatzarbeiten treiben dann die Preise urplötzlich in utopische Höhen.“ Angebote in Ruhe prüfen: Gerade älteren Verbrauchern fällt es oft schwer, Vertreter an der Haustür wieder loszuwerden, erklärt Tiana Preuschoff, Rechtsexpertin der Verbraucherzentrale Niedersachsen. „Sie sollten aber immer darauf bestehen, Angebote in Ruhe zu prüfen und Vergleichspreise einzuholen. Seriöse Anbieter werden dies immer respektieren.“ Opfer, die nicht zahlungswillig sind, würden dann unter Umständen noch unter Druck gesetzt, wenn sie nicht bereitwillig die völlig überteuerten Arbeiten bezahlen wollen, bestätigt der Göttinger Hauptkommissar. Die Verbraucherzentrale rät dringend dazu, Fremde grundsätzlich nicht ins Haus zu lassen und die Angaben des Anbieters vor der Beauftragung zu überprüfen. „Meist reicht es dabei schon, den Namen oder die Adresse in eine Suchmaschine einzugeben. Bestehen Zweifel an der Identität des Anbieters, auf keinen Fall beauftragen.“ Meist minderwertige Angebote: Die Polizeiinspektion Göttingen gibt Tipps, wie bei Haustürgeschäften zu verfahren ist: „Kaufen oder unterschreiben Sie niemals etwas an der Haustür. Die angebotenen Gegenstände wie Teppiche, Besteck, Schmuck oder Handwerkerleistungen sind meist nur geringwertig oder gar wertlos. Lassen Sie unaufgefordert kommende Vertreter oder Verkäufer nicht in Ihre Wohnung. Wenn Sie doch etwas kaufen möchten, zahlen Sie nie per Vorkasse, also bevor Sie die Ware erhalten haben. Unterschreiben Sie nichts unter Zeitdruck, lassen Sie sich nicht verwirren oder unter Druck setzen. Unterschreiben Sie nichts, was Sie nicht ganz genau verstanden haben. Bitten Sie Nachbarn oder Bekannte als Zeugen dazu, denn wenn Sie unterschreiben, schließen Sie einen Vertrag, ein verbindliches Rechtsgeschäft ab.“ Richtiges Datum beachten: Achten sollte man bei Haustürgeschäften zudem auf das richtige Datum und die Unterschriften. Ein fehlendes oder falsches Datum erschwert gegebenenfalls die Durchsetzung des Widerrufsrechts. Bestehen sollte man zudem darauf, dass Name und Anschrift des Vertragspartners deutlich lesbar sind. „Wenn Sie es sich anders überlegen und von einem Geschäft zurücktreten möchten, dann schicken Sie einen schriftlichen Widerruf innerhalb von 14 Tagen nach Vertragsabschluss an den Verkäufer“, rät die Polizei Göttingen. Für weitere Informationen steht Betroffenen auch die örtliche Verbraucherzentrale zur Verfügung. Die Adresse finden Interessierte unter www.verbraucherzentrale.de. Mehr zum Thema: Falsche Handwerker bestehlen 79-Jährige 15 000 Euro für Pflasterputz: Falsche Handwerker nach Abzocke gestellt Seniorin verletzt: Falscher Handwerker will 85-Jährige ausrauben Von Michael Paetzold