Impfzentrum Herzberg: Impfwillige müssen bei Hagelschauer im Freien ausharren

Langes Warten am Dienstag vor dem Impfzentrum Herzberg: Trotz Terminvergabe müssen die Impfwilligen geduldig ausharren, bis sie an der Reihe sind. Zu ihnen gehört Irmtraud K. (Name geändert) aus dem Untereichsfeld und ein die ältere Dame begleitender Familienangehöriger. Dem Bericht der beiden zufolge habe die Wartezeit fast eineinhalb Stunden betragen: Schlange stehen vor der Tür, unter freiem Himmel also, bei winterlichen Temperaturen um die null Grad, bei kaltem Wind und zeitweisen Hagelschauern. Zum Glück, sagt K., habe sie ihren Rollator dabei gehabt. Der habe natürlich nicht vor der Kälte geschützt, aber die Gelegenheit geboten, sich halbwegs setzen zu können und nicht die ganze Zeit stehen zu müssen. Im Impfzentrum sei dann alles reibungslos und rasch verlaufen. Was also war los in Herzberg? Warum gibt es dort nicht wenigstens ein Zelt, so wie am Göttinger Impfzentrum Siekhöhe, das zumindest etwas Schutz vor dem kalten Wind geboten hätte? „Im Schnitt täglich 500 Impfungen“: Auf eine Nachfrage des Tageblatts erklärt die Sprecherin des Landkreises Göttingen, Andrea Riedel-Elsner: „Das Impfzentrum Herzberg hat im Schnitt täglich 500 Impfungen. Dabei beträgt die Wartezeit maximal 20 Minuten. Am Dienstag kam es zu einer Sondersituation durch Verschiebungen auf der Impfliste des Landes wegen der Verzögerungen bei der Impfung mit Astrazeneca.“ Parallel hatte der Landkreis für Dienstag 150 Lehrerinnen und Lehrer zur Impfung vorgesehen. Als sich die Situation am Donnerstag vor Ostern andeutete, sei noch versucht worden, zumindest einen Großteil der Lehrer umzubuchen beziehungsweise abzusagen, was aber durch die Feiertage nur bedingt gelungen sei, so die Sprecherin. „Am Dienstag über 1000 Impfungen“: „Am Dienstag hat es im IZ Herzberg über 1000 Impfungen gegeben, 598 davon stationär und weitere 419 durch zwei mobile Impfteams. Die Beschäftigten, Helferinnen und Helfer, haben ihr Möglichstes versucht. Die Wartezeit bei der Impfung betrug maximal 45 Minuten. Besonders lange Wartezeiten sind demnach vermutlich einer sehr frühzeitigen Anreise geschuldet“, sagt Riedel-Elsner. Die Wartezeiten würden vom Wachdienst erfasst und seien daher nachvollziehbar. Der Landkreis Göttingen betreibt zwei Impfzentren (IZ) zur Bekämpfung der Corona-Pandemie. Neben Herzberg gibt es ein IZ in der Sporthalle der BBS II in der Göttinger Godehardstraße. Zum Einzugsbereich des IZ BBS II Göttingen gehören die Stadt Hann. Münden, die Gemeinden Bovenden, Adelebsen, Rosdorf, Friedland, Gleichen und Staufenberg, die Samtgemeinden Radolfshausen und Dransfeld. Das IZ in der Sporthalle der Oberschule Herzberg an der Heidestraße 10 versorgt die Bevölkerung der Städte Duderstadt, Osterode, Herzberg, Bad Lauterberg und Bad Sachsa, der Samtgemeinden Gieboldehausen und Hattorf, der Gemeinden Bad Grund und Walkenried. Die Stadt Göttingen betreibt ein eigenes IZ am Anna-Vandenhoeck-Ring 13. „Unglücklicherweise war auch die Wetterlage extrem. Das IZ Herzberg hat am Eingang zwei Zelte mit Heizstrahlern. Leider hat am Dienstag einer von ihnen versagt“, lässt die Sprecherin weiter wissen. Sie ergänzt: „Wie gesagt, es war eine Sondersituation, wie sie normalerweise nicht vorkommen sollte.“ Irmgard K. indes hofft, mit dem ersehnten Piks nun ungeschoren durch die andauernde Corona-Pandemie zu kommen und auch von einer Erkältung nach dem langen Warten in arktischer Polarluft verschont zu bleiben. Was sie auch bemängelt: zu wenige Parkmöglichkeiten am IZ Herzberg. Wenn mehr Menschen kommen, als geplant: Immer wieder gibt es Fälle von langen Schlangen vor Impfzentren. Ein Hauptgrund für diese Unregelmäßigkeiten ist der Umstand, dass an einem Tag mehr Menschen zum Impfen kommen, als geplant waren. So geschehen im Göttinger Impfzentrum Siekhöhe am 3. März. An jenem Mittwoch warteten Dutzende Senioren vor dem Gebäude auf ihren Piks, die Parkplätze auf der provisorisch hergerichteten Fläche reichten nicht aus. Zum Glück war das Wetter vergleichsweise gut – die Stimmung freilich eher schlecht. Lesen Sie auch: Corona-Impfzentrum in Göttingen: Senioren müssen in Warteschlange anstehen Im Göttinger Fall war aufgrund des Wintereinbruchs mit seinem Schneechaos Impfstoff nicht wie vorgesehen geliefert worden, so verzögerte sich die gesamte Impfreihenfolge (erste Impfung, zweite Impfung). Von Ulrich Meinhard