Einer der landschaftlich schönsten Teile des südlichen Harzvorlandes ist das „Himmelreich", ein Gipsrücken auf dem Buchen stehen. Es liegt zwischen Walkenried im Landkreis Göttingen und dem rund fünf Kilometer entfernten Ellrich, das nördlichste Städtchen des Freistaates Thüringen. Seit nunmehr 150 Jahren durchquert die Südharzbahn beide Täler und durchstößt den dazwischenliegenden Rücken mit dem 269 Meter langen Walkenrieder Tunnel. Der 150. Geburtstag der Südharzstrecke wird mit einem zünftigen Fest gefeiert. Das steigt am 11. August 2019 von 10 bis 16 Uhr an der zentralen Drehscheibe des Südharzer Nahverkehrs, dem Bahnhof Herzberg.
Ausgerichtet wird dieses Event von der Deutschen Bahn Regio, die für den Zugverkehr auf der Südharzstrecke verantwortlich ist, und den Städten Herzberg am Harz und Bad Lauterberg. Die örtliche Koordination liegt in den Händen von Michael Reinboth. „Die Südharzstrecke hat in 150 Jahren viel erlebt. Diese Vielfalt soll sich auch am 11. August wiederfinden. Wir möchten ein Bahnhofsfest in Herzberg gestalten, welches den 150 Jahren gerecht wird, welches aber auch auf das heutige Angebot und die heutige Bedeutung der Eisenbahn für den Südharz eingeht“, betonen unisono Michael Fischer von DB Regio und Michael Reinboth.
Taufe auf dem Bahnhof
Um 11 Uhr wird ein auf der Südharzstrecke eingesetzter Triebwagen der Baureihe VT648 vom Bad Lauterberger Bürgermeister Thomas Gans auf den Namen „Bad Lauterberg im Harz“ getauft. Kurz vorher wird ein sogenannter „Schienenbus“, der über Jahrzehnte hinweg das Bild der Strecke zwischen Northeim und Walkenried dominierte, von Nordhausen kommend in den Bahnhof einfahren.
„Die den Walkenrieder Tunnel umgebende Höhle stellt bis heute eine absolute Besonderheit im deutschen Schienennetz dar“, betont Michel Reinboth als Kenner der Eisenbahngeschichte im Südharz. Besonders an der sogenannten Himmelreichhöhle ist, dass seit 1869 ein 268 Meter langer Eisenbahntunnel die Höhle durchquert. Man stieß beim Bau unvermutet auf einen riesigen Hohlraum, der mit 170 Meter Länge, 85 Meter Breite und 15 Meter Deckenhöhe „alle vergleichbaren natürlichen Räume in deutschen Mittelgebirgen weit hinter sich lässt“, erklärt Reinboth.
Wichtiger Bestandteil
Am 1. August 1869 wurde die gesamte Südharzstrecke von Northeim nach Nordhausen erstmals vollständig befahren. Vor der Grenzöffnung gehörte die Südharzbahn zu den wenigen Strecken, die für den Güterverkehr Richtung Osten geöffnet waren. „Und auch heute ist diese Verbindung „ein wichtiger Bestandteil der Südharzer Verkehrsinfrastruktur. Ihre Bedeutung wird in Zukunft noch steigen, denn erklärte Ziele der Bundesregierung sind eine bessere Nahverkehrsversorgung des flachen Landes und im Rahmen des Klimaschutzes auch ein höherer Stellenwert des öffentlichen Nahverkehrs“, unterstreicht Reinboth von der Initiative „Höchste Eisenbahn für den Südharz“.
Von Northeim nach Nordhausen über Herzberg, Bad Lauterberg-Barbis, Bad Sachsa, Walkenried und Ellrich führt die Südharzbahn, die heute von der DB-Regio Braunschweig bedient wird, und das bei steigenden Fahrgastzahlen. Selbst von Göttingen nach Nordhausen gibt es im Zweistundentakt eine Direktverbindung. Zum Einsatz kommen moderne und bequeme Triebwagen der Baureihe VT648 . Sogar eine WLAN-Verfügbarkeit gibt es in diesen klimatisierten Zügen.
Von Ferdinand Jacksch