Walkenriederin näht tatkräftig Mundschutze

Um die Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern, engagieren sich derzeit bundesweit viele Menschen freiwillig. In Walkenried hilft vor allem eine Frau tatkräftig: Lena A. (Name geändert) hat auf der Internetseite der Gemeinde gesehen, dass dringend Mundschutze benötigt werden. Also hat sie sich an ihre Nähmaschine gesetzt. Etwa 140 Masken hat sie in den vergangenen eineinhalb Wochen angefertigt. A. verteilte die Mundschutze zuerst an diejenigen, die sie am nötigsten brauchten: Den Mitarbeitern des Pflegeheims und der Apotheke vor Ort. Außerdem lieferte sie am Gründonnerstag bereits den zweiten Karton Mundschutze an die Polizeistation Walkenried. 27 waschbare Stoffmasken händigte sie dem Polizisten Sebastian Barz aus. Kreativität bei der Materialien-Suche: „Per Zufall habe ich von dem Aufruf mitbekommen – eine Nachbarin hat mich darauf aufmerksam gemacht“, schildert A. Sie bezweifelt, dass viele Bürger der Gemeinde die Internetseite besucht haben. Sie sei nämlich die Einzige im Ort, die die Mundschutze näht. Jedenfalls kenne sie niemanden anderen. Angefangen habe sie mit Stoffresten, die sie noch zuhause hatte. Dann habe sie sich auf Stoff-Suche im Keller eines Bekannten begeben, der Haushaltsauflösungen macht. „Etwa 130 Müllsäcke habe ich dort nach Bettwäsche durchwühlt. So habe ich mir mein Material zusammengesammelt“, sagt sie. 35 Jahre lang arbeitete A. im Gesundheitswesen. Medizinisch geschult ist sie also – weshalb ihr Eines wichtig ist: „Die Menschen müssen hier im Ort noch viel mehr auf Hygienevorschriften achten und darüber aufgeklärt werden. Im Supermarkt etwa muss noch viel gründlicher geputzt werden und die Abstände sollten besser eingehalten werden“, betont sie. Mundschutz als Keimschleuder: Außerdem sei wichtig, dass die Menschen mit den Mundschutzen richtig umgehen – daher fertigte sie Anleitungen an, mit welchen Hygienevorschriften die Masken zu verwenden seien. Sie gestaltete für jeden Mundschutz ein kleines Päckchen, in dem sie die Anleitung steckte. „Es ist wichtig, dass die Menschen wissen, wie sie mit der Maske umzugehen haben. Ansonsten ist sie eher eine Keimschleuder als ein Schutz.“ „Ich nähe so lange, wie ich Material habe – und wie lange die Hilfe gebraucht wird“, so A. 30 bis 40 Masken schaffe sie pro Tag. Da sie seit vielen Jahren nähe, habe sie die Schnittmuster schnell auswendig gelernt. „Ich habe mich für ganz einfache, rechteckige Masken entschieden“, sagt sie. Im Internet gebe es unzählige Modelle, die zum Teil sehr aufwendig seien. Waschbare Masken für die Beamten: Barz ist der einzige Polizist in Walkenried. Dafür teilt er die Masken mit Kollegen aus den umliegenden Ortschaften wie Bad Sachsa. Der Bedarf an Mundschutzen sei vorhanden – pro Tag benötige ein Polizist zwei Masken, so A. Die von ihr genähten Mundschutze sind bei 60 Grad waschbar und können nach Auskunft der Hobby-Näherin mehrfach verwendet werden. „Ich habe versucht, möglichst weiße Stoffmasken für die Polizisten zu nähen“, erklärt A. „Nicht, dass sie mit einer geblümten Maske herumlaufen müssen,“, sagt A. und lacht. „In Zeiten von Corona ist jede Hilfe angebracht“, betont Polizist Barz und bedankt sich für die gespendeten Masken. A. erklärt ihm, dass die Masken ein Fach für einen Filter hätten: „Im Fernsehen habe ich gesehen, wie ein koreanischer Arzt Materialien für mögliche Filter getestet hat. Dabei erwies sich ein doppelt gefaltetes Küchenpapier als Filter als besonders effektiv.“ Seit der Verbreitung des Coronavirus diskutiert die Öffentlichkeit über das Tragen eines Mundschutzes. Schützen sie wirklich? Und dürfen Privatpersonen die Schutze kaufen, wo diese in der Pflege doch so dringend benötigt werden? Spätestens seitdem in Österreich eine Mundschutz-Pflicht eingeführt wurde, hat sich die Diskussion verändert. Vor allem, um andere Menschen nicht anzustecken, wird in zahlreichen Berichten das Tragen eines Mundschutzes empfohlen. Viele Menschen haben bundesweit begonnen, die Masken selbst zu nähen. Das RedaktionsnetzwerkDeutschland (RND) vermeldet: „Die Bundesregierung sieht angesichts der Corona-Krise Bedarf an Milliarden von Schutzmasken. Für Deutschland bestehe über alle Varianten von einfachen Alltagsmasken bis zu Spezialmasken für medizinisches Personal ein Bedarf von mehreren Milliarden Stück innerhalb von Monaten, sagte Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) nach einer Sitzung des Corona-Kabinetts am Donnerstag in Berlin.“ Sie erreichen die Autorin per E-Mail an: lokales@goettinger-tageblatt.de Von Anja Semonjek

Solidarisch in Corona-Zeiten - Walkenriederin näht tatkräftig Mundschutze