Kirchturm Waake: Dohlen sollen zu Falken und Fledermäusen ziehen

Die Turmfalken und Fledermäuse im Turm der Kirche in Waake sollen neue Nachbarn bekommen. Biologe Conrad Helm hat Nistkästen für Dohlen eingebaut. „Oben im Kirchturm gibt es schon seit langer Zeit Turmfalken“, erzählt Pastorin Wiebke Vielhauer. Jedes Jahr sei ein Falkenpaar vor Ort und brüte dort auch Junge aus. Conrad Helm, Mitarbeiter der Georg-August-Universität Göttingen im Bereich „Evolution und Biodiversität der Tiere“, sei auf den Kirchenvorstand zugekommen und habe gefragt, ob man nicht auch Kästen für Schleiereulen aufhängen wolle, so die Pastorin weiter. Der Kirchenvorstand habe den Vorschlag grundsätzlich bejaht, berichtet Vielhauer. Bei einem Besichtigungstermin sei dann geprüft worden, wo die entsprechenden Kästen hängen könnten und welche Tiere noch im Kirchturm von Waake leben. Spuren von Fledermäusen: „Wir haben festgestellt, dass es Spuren von Fledermäusen gibt“, erzählt der Biologe. Deswegen sei er dann von seinem Vorschlag abgerückt, Schleiereulen ansiedeln zu wollen. Die hätten sich nämlich über das Futterangebot gefreut. „Das würde für die Fledermäuse nicht gut ausgehen“, sagt er. Welche Fledermäuse im Waaker Turm leben, könne er noch nicht sagen. Er vermutet, dass es eine der großen Arten ist. „Wir haben viele Kotspuren neueren Datums gefunden, die darauf schließen lassen, dass die Fledermäuse den Turm noch nutzen.“ Um herauszufinden, um welche Art es sich handele, müsse man den Kot genau untersuchen. Für die Fledermäuse hat Helm zwei Kästen angebracht. „Ich habe auch die Einflugmöglichkeiten wieder geöffnet.“ Durch die Schlitze könnten nur die Fledermäuse durchfliegen beziehungsweise hineinkrabbeln. „Tauben beispielsweise passen da nicht durch.“ Die würden sich sonst sehr schnell dort einfinden. Lesen Sie auch Blühwiesen in Bilshausen in Eigeninitiative angelegt Thema des Tages: Start in die Gartensaison Wegen der Fledermäuse sollen nun also Dohlen in das Gemäuer einziehen. „Das passt zusammen“, sagt Helm. Deshalb hat er drei Dohlenkästen installiert. Durch die Größe des Fluglochdurchmessers könne gesteuert werden, welche Vögel sich einnisten. Größere kommen nicht herein und kleinere suchen selten Nistmöglichkeiten mit zu großen Öffnungen. „Denn da würden eventuell auch Feinde durchpassen.“ Die Dohlen selbst können nicht in das Innere des Turms gelangen. Durch die Öffnung kommen sie nur in den Nistkasten. „Damit wollen wir verhindern, dass sie zum Beispiel die Glocken verschmutzen.“ „Für uns ist das Engagement eine schöne Sache“, sagt Vielhauer. „Es ist toll, wenn man Arten, die man schützen sollte, unterstützen kann.“ Die Kirchengemeinde sei solchen Fragen gegenüber grundsätzlich sehr aufgeschlossen. Aber auch zu Hause können die Menschen einiges tun, um zum Beispiel Insekten, Fledermäusen und Vögeln eine Heimat zu bieten. Dohlen sollen in den Turm der Kirche in Waake einziehen. Der Biologe Conrad Helm von der Göttinger Universität hat eigens dafür spezielle Nistkästen gebaut. Auch für die dort bereits lebenden Fledermäusen hat er Kästen installiert und das Nest der Turmfalken gereinigt. „Man kann auch zu Hause ohne große Anstrengungen viel machen, um die Tiere zu unterstützen“, sagt er. „Meist sind es nur ein paar Handgriffe.“ Um zu beginnen, sei jetzt eigentlich ein guter Zeitpunkt. „Die Tiere fangen im Frühjahr an zu brüten“, erklärt er. Dafür müssen die Kästen dann schon vorhanden sein. „Später im Jahr werden sie sonst nicht mehr besiedelt.“ Anleitungen könne man bei den Umweltorganisationen wie dem BUND oder dem Nabu bekommen. Die haben eigentlich gute Anleitungen auf ihren Internetseiten.“ Dort könne man auch ausreichend Anregungen für die Gartengestaltung finden. Aber man könne beispielsweise auch bei den Universitäten nachfragen. Gärten anpassen: „Die Menschen können den Garten so gestalten, dass es viele Wildpflanzen gibt, von denen viele auch schön blühen“, sagt Helm. Dadurch biete man den Insekten ein reiches Nahrungsangebot. Und die zählen dann wieder zum Nahrungsbedarf der Fledermäuse und Vögel. Auch helfe es, wenn man Nistkästen für Fledermäuse aufhänge. „Man kann sein Haus so gestalten, dass man Nischen anbietet und Flachkästen an die Fassade anbringt.“ In Deutschland leben mehr als 20 Arten von Fledermäusen, und alle seien bedroht. Mit Unterschlupfmöglichkeiten schaffe man auch Lebensräume für Vögel. Von Rüdiger Franke