Seeburger See: Petition gegen Rückbau des alten Bootshauses abgelehnt

Das alte Bootshaus am Seeburger See ist für viele Menschen untrennbar mit dem Gewässer verbunden. Deshalb gab es immer wieder verschiedene Versuche, den Abriss zu verhindern und die ehemalige Fischerhütte zu retten. Jetzt gab es für die Abrissgegner einen weiteren Rückschlag. Der Petitionsausschuss des niedersächsischen Landtages hat eine Petition gegen den Rückbau abgelehnt. Die Mitglieder des Petitionsausschusses hätten sich in ihrer Diskussion zum Bootshaus auf eine umfassende Stellungnahme des niedersächsischen Umweltministeriums gestützt, teilt Ulrich Lottmann, Sprecher des Landkreises Göttingen, mit. Die Entscheidung des Ausschusses bestätige das rechtmäßige Handeln des Landkreises bei der Durchsetzung des Rückbaus. Seit 15 Jahren wird über das Bootshaus diskutiert: In der Stellungnahme werde auch auf die Auseinandersetzung während der vergangenen 15 Jahre eingegangen, so Lottmann weiter. In dem Zusammenhang sei auch daran erinnert worden, dass der Rückbau des Bootshauses zwingende Bedingung war für den damals geplanten Neubau eines Seehauses – das heutige Natur-Informationszentrum. Es handele sich um eine bestandskräftige Entscheidung, die damals die Zustimmung aller Beteiligten gefunden habe – außer dem Landkreis Göttingen auch die Gemeinde Seeburg, die betroffenen Realgemeinden, der Zweckverband „Naturschutz- und Erholungsgebiet Seeburger See“ und der Näder Familienfonds. Das Umweltministerium habe mehrere Aspekte des immer wieder verzögerten Rückbaus beleuchtet. So sei im Jahr 2007 eigens der Bebauungsplan verändert worden, um das Bootshaus an einen zirka 60 Meter entfernten Standort umsetzen zu können – außerhalb des Naturschutzgebietes. Von der Baugenehmigung sei kein Gebrauch gemacht worden. Zum zwischenzeitlichen Fledermausquartier im Bootshaus wurde ausgeführt, es sei Anfang Dezember 2018 ein Ersatzquartier fertiggestellt worden, das eine Verbesserung für die Tiere darstelle. Und ein Antrag, das Bootshaus im Verzeichnis der Kulturdenkmale Niedersachsens aufzunehmen, sei aufgrund fehlender Voraussetzungen abgelehnt worden. Umweltministerium widerspricht Meinung des Petitionsgebers: Der Auffassung des Petenten, die Auflage des Bootshaus-Rückbaus in der Baugenehmigung für das geplante Seehaus sei rechtswidrig, habe das Umweltministerium in seiner Stellungnahme widersprochen. Die erhebliche Beeinträchtigung des Landschaftsbildes sei durch den Bau des neuen Gebäudes entstanden. Die Beseitigung des alten Bootshauses sei eine zulässige Kompensationsmaßnahme – und in diesem Fall Bedingung für die Baugenehmigung. Zudem sei nicht nur das Landschaftsbild zu betrachten. Der Rückbau des Bootshauses diene als Kompensation für eine erhebliche Beeinträchtigung des Boden- und Wasserhaushalts sowie der Tier- und Pflanzenwelt durch den Neubau des Seehauses. Zusammengefasst sei das Umweltministerium zu dem Schluss gekommen, der Petent habe die Rechtslage in mehrfacher Hinsicht verkannt. Deshalb haben die Mitglieder des Petitionsausschusses beschlossen, dass der Einsender über die Sach- und Rechtslage zu unterrichten sei. Die Petition an den niedersächsischen Landtag war nicht der einzige Versuch, das Bootshaus zu retten. Im Herbst 2018 hatte der Obernfelder Mario Schneemann in einer Online-Petition 1339 Unterschriften, davon 1069 aus dem Landkreis Göttingen, gesammelt und diese an Kreisrätin Christel Wemheuer übergeben. Mit der Kreisrätin habe es auch ein Gesrpräch gegeben, erzählte Schneemann. Dabei sei klar geworden, dass es rechtlich keine Grundlage gegen den Rückbau gebe. Die Hoffnung wolle er mit seinen Mitstreitern noch nicht aufgeben. Vielleicht öffne sich doch noch eine Tür, durch die der Erhalt möglich bleibe. Aber im Moment sehe er die nicht. Auch die Bitte der drei Ortsheimatpfleger aus Seeburg, Bernshausen und Seulingen, die sie an Landrat Bernhard Reuter und Kreisrätin Wemheuer richteten, blieb erfolglos. In früheren Jahren war auch der Näder Familienfonds gescheitert, denn auch der Ottobockchef Hans Georg Näder habe den Abriss verhindern wollen. Das alte Bootshaus am Seeburger See wurde 1981 neu aufgebaut. Damals blieben nur die Pfosten und Pfähle stehen. Nach dem Neubau wurde das Reetdach noch einmal saniert. Bis in die 1970er-Jahre diente die Hütte tatsächlich der Fischerei am See. „Unsere Schwieger- beziehungsweise Großmutter Erna Ripping hat den größten Teil ihres Lebens in der Bootshütte verbracht, um Angler und Ruderer wochentags und an Wochenenden mit Booten und Angelscheinen zu versorgen“, erklärte Margarethe Ripping gemeinsam mit Christian und Jan Ripping, in einem Schreiben, nachdem sie von den Plänen des Abrisses gehört hatte. Zunächst sei das noch in der Vorgängerhütte erfolgt, aber seit den 1980er-Jahren auch in der jetzigen. „Viele Erinnerungen hängen an diesem Platz, berichtete Margarethe Ripping. Der Ehemann von Erna Ripping sei Fischereimeister gewesen und habe von der Bernshäuser Seite aus den See mit Stellnetzen und Aalschnüren befischt. Die geräucherten Aale seien dann im Bootshaus an die Ruderkunden verkauft worden. Den Autor erreichen Sie per E-Mail an r.franke@eichsfelder-tageblatt.de oder unter Telefon 05527/9499751. 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