Telekom: Glasfaserausbau im Neubaugebiet Seeburg nicht wirtschaftlich

„Starten Sie durch mit dem Internet der Zukunft“ – mit diesen Worten wirbt das Telekommunikationsunternehmen Telekom im Zuge des 2018 im Landkreis Göttingen gestarteten und geförderten Glasfaserausbaus, für den die Telekom den Zuschlag erhielt. Doch diejenigen, die im Neubaugebiet Steinberg-Nord in Seeburg bauen, können nicht ohne Weiteres vom „Turbo-Internet“ und Surfgeschwindigkeiten bis zu einem Gigabit pro Sekunde profitieren. Denn das Baugebiet, das derzeit erschlossen wird, erhält nur Kupferkabel. Gemeindebürgermeister Martin Bereszynski und sein Stellvertreter Bernd Knöchelmann (beide CDU) können das nicht nachvollziehen. „Wir wollen eine moderne Infrastruktur schaffen“, betont Bereszynski und hält bei einem Neubaugebiet Kupferkabel für „nicht zeitgemäß“. Ähnlich sieht das auch Arne Behre (SPD), Bürgermeister der Samtgemeinde Radolfshausen: „Ich würde mir wünschen, wenn in Neubaugebieten auch die neueste Technik verlegt würde.“ Kupferkabel „veraltet“: Auch Markus Baran vom Bauamt der Nachbargemeinde Ebergötzen hält Kupferkabel für „veraltet“. Die Gemeinde Ebergötzen habe sich für die Neubaugebiete Struthbreite in Holzerode und Sandtal in Ebergötzen mit einem ähnlichen Wunsch wie die Seeburger an die Telekom gewandt, berichtet Bürgermeister Detlef Jurgeleit (SPD). Doch auch hier werde kein Glasfaser verlegt. Um gerüstet zu sein, „wenn es doch dazu kommt“, schaffe man mit Leerrohren die Voraussetzungen. Leerrohre zu verlegen, hält Detlev Barth, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Region Göttingen (WRG), grundsätzlich für eine „sinnvolle Lösung“. Damit habe eine Gemeinde später die Möglichkeit einer Erweiterung. „Wenn ich mir einen Bauplatz kaufe, gehört die Breitbandversorgung heute zur Grundversorgung“, so der WRG-Geschäftsführer. Die WRG koordiniert für den Landkreis Göttingen den geförderten Breitbandausbau im Kreisgebiet. Telekom beharrt auf Vectoring-Technik: Auf Leerrohre für eine mögliche spätere Nachrüstung mit Glasfaser will jetzt auch die Gemeinde Seeburg setzen, denn trotz mehrfacher Nachfragen bei der Telekom beharre diese auf ihrem Standpunkt, das Baugebiet lediglich mit einer Vectoring-Technik FTTC (Kupferkabel) auszubauen, berichtet Knöchelmann. Eine Nachfrage seitens der Gemeinde, um wie viel teurer der Ausbau des Neubaugebietes mit FTTB-Technik (Glasfaser) wäre, sei unbeantwortet geblieben, so der stellvertretende Bürgermeister. Dabei wäre die Gemeinde gegebenenfalls bereit gewesen, die Mehrkosten zu übernehmen. „Aber wenn wir nicht wissen, von welchen Beträgen hier die Rede ist“, könne ja auch nicht diskutiert werden, inwieweit sich die Gemeinde an den Tiefbaukosten beteiligt, so Knöchelmann weiter. Er wundert sich, dass das Unternehmen keine Aussagen treffe. Hinweis auf Wettbewerbsgründe: „Wir teuer ein Ausbau am Ende ist, hängt von vielen Faktoren ab: vorhandene Infrastruktur, Größe und Ausdehnung eines Ausbaugebietes, mögliche topografische Herausforderungen, potenzielle Kunden und Nachfrage“, sagt Unternehmenssprecherin Stefanie Halle auf Tageblatt-Nachfrage. „Einzelne Kostenblöcke nennen wir aus Wettbewerbsgründen nicht.“ Halle bestätigt darüber hinaus die Kernaussagen des Unternehmens, die auch schon gegenüber der Gemeinde getätigt wurden: Ein Glasfaserausbau (FTTH-Ausbau) sei aus der Sicht der Telekom „nicht wirtschaftlich und wird leider auch nicht wirtschaftlich, wenn die Gemeinde Teile des Tiefbaus übernehmen würde“. Bandbreiten „ausreichend“: „Mit der FTTC-Vectoring-Technik erreichen die Kunden Bandbreiten bis zu 100 Mbit/s, und sobald Supervectoring-Technik dazugeschaltet wird, sind Bandbreiten bis zu 250 Mbit/s möglich“, argumentiert Halle weiter. Daher sollten „aus unserer Sicht und Erfahrung“ diese Geschwindigkeiten für die kommenden Jahre ausreichen. „Auch in Zeiten von Homeoffice und Homeschooling kommen Haushalte mit diesen Bandbreiten gut zurecht.“ Sollte ein Kunde „wirklich mehr Bandbreite benötigen“, könnte sich dieser auf eigene Kosten einen Glasfaseranschluss legen lassen, ergänzt die Telekom-Sprecherin. Glasfasern gelten als Datenautobahnen der Zukunft. Das Telekommunikationsunternehmen Telekom erklärt in seinen Infografiken die verschiedenen Anschlussvarianten. Bei DSL sind Vermittlungsstelle und Verteilerkasten mit Kupferkabel verbunden. Ebenso der Hausanschluss. Die Geschwindigkeit wird mit 16 Mbit/s angegeben. Bei VDLS/Vectoring (bis zu 250 Mbit/s) verbindet Glasfaser die Vermittlungsstelle und den Verteilerkasten und nur der Hausanschluss erfolgt über Kupferkabel. Laut Telekom gleiche neue Technik in den Verteilerkästen Störungen zwischen den Kupferleitungen aus und ermögliche schnellere Download- und Upload-Geschwindigkeiten. Bei der sogenannten FTTH-Technik (Fiber to the home / Glasfaser bis nach Hause) verbindet Glasfaser die Vermittlungsstelle und Verteilerkasten direkt mit dem Hausanschluss. Bis zu 1 Gbit/s sei hier möglich. Glasfaserkabel bestehen aus Lichtwellenleitern, von denen mehrere zu einem (Glasfaser)-Kabel gebündelt werden. Beim Datentransfer sei die Entfernung zum Verteilerkasten nicht mehr wichtig. Lesen Sie auch: Breitbandausbau in Göttingen beginnt mit Spatenstich Neues Baugebiet kommt nach langem Warten Sie erreichen die Autorin per E-Mail an b.eichner-ramm@eichsfelder-tageblatt.de oder unter Telefon 05527/9499712. Von Britta Eichner-Ramm

Breitbandausbau - Seeburger ärgern sich: Neues Baugebiet mit alter Technik