Wegen Corona abgesagt: Neujahrsschwimmen der DLRG Eichsfeld im Seeburger See fällt ins Wasser

Sportevents, Messen, Jubiläumsfeiern, Konzerte, Karneval oder Kirmes – im Jahresverlauf 2020 sind wegen der Corona-Pandemie etliche Veranstaltungen abgesagt worden. Mit Beginn des neuen Jahres wird sich der Reigen der Absagen weiter fortsetzen. Auch das traditionelle Neujahrsschwimmen der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) Eichsfeld am Seeburger See fällt ins Wasser. Der Ortsverband Eichsfeld der DLRG hat mitgeteilt, dass an Neujahr dieses Mal kein „Anschwimmen“ stattfinden kann. „Eine solche Massenveranstaltung, bei der sich hunderte Zuschauer und Anfeuerer auf dem Steg versammeln, ist schlicht nicht darstellbar“, stellt Vereinsvorsitzender Jonas Mehnert fest. „Vielleicht können wir ein Anschwimmen vor Freude im Sommer nachholen, wenn dieses Virus bekämpft ist, das derzeit ja alles lahmlegt.“ Das Neujahrsschwimmen hat sich für zahlreiche Besucher aus der gesamten Region zu einem festen Termin im Kalender entwickelt. Jung und Alt schauten in den vergangenen Jahren begeistert dem Spektakel der hartgesottenen Schwimmer zu, die sich bei Wind und Wetter und teils eisigen Temperaturen am Freibad in den Badesee stürzten. Seit mehr als 30 Jahren bietet die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft Eichsfeld das Neujahrsschwimmen am Seeburger See an. An Neujahr 2020 gab es mit 69 Teilnehmern eine neue Höchstzahl an Eisbadern – und das bei einer Wassertemperatur von nur einem Grad. Andere Vereine treffen Absagen härter: Was die Absage des Spektakels für die Veranstalter bedeutet, berichtet der langjährige Vorsitzende und jetzige Ehrenvorsitzende der DLRG Eichsfeld, Dieter Arend. Viele Vereine bestreiten einen Großteil ihrer Einnahmen aus Festen und Veranstaltungen. Die fehlenden Einnahmen würden für sie meistens große finanzielle Einbußen bedeuten, sagt Arend. Er denkt dabei zum Beispiel an die Lebenshilfe Eichsfeld, die etwa den Wegfall des Weihnachtstreffs in Duderstadt verschmerzen müsse. Die Erlöse aus dem Neujahrsschwimmen am Seeburger See seien hingegen für die DLRG „kaum der Rede wert“, meint Arend. Aus dem Verkauf von Getränken und Würstchen bleibe „nur eine Handvoll Geld übrig“. Bei der Finanzierung der monatlichen Unterhaltungskosten für das DLRG-Gebäude zwischen Duderstadt und Teistungen in Höhe von 500 Euro oder der beiden FSJler mache das nur einen Bruchteil aus. Viel mehr Bauchschmerzen bereite Arend die grundsätzliche Situation der DLRG Eichsfeld. Denn gleich mehrere unglückliche Umstände erschwerten den Rettungsschwimmern die Arbeit. Kurse und Schulungen nicht möglich: Arend nennt zum einen die aufgrund der Corona-Pandemie zu weiten Teilen ausgefallenen Schwimmkursangbote. Die Bäder waren sowohl im ersten Lockdown und sind nun auch seit dem erneuten Lockdown geschlossen. Schulschwimmen und Schwimmkurse für Kinder ruhen zurzeit. „Im Moment könnten wir fünf Kurse parallel anbieten – nur in der Schwimmhalle in Gieboldehausen.“ Aber auch die Rettungsschwimmer selbst könnten nicht trainieren oder sich fortbilden. „Wir haben vor kurzem eine neue Rettungshalle errichtet und dafür rund 100.000 Euro in die Hand genommen“, so der Ehrenvorsitzende weiter. Der Landkreis Göttingen hatte darüber hinaus im September ein neues Fahrzeug für den Einsatz in der Wasserrettung an die DLRG Eichsfeld übergeben. „Aber die, die das nutzen sollen, können nicht ausgebildet werden“, bedauert Arend. Nicht nur in Seeburg entwickelte sich das Neujahrsschwimmen zu einer Tradition: In unterschiedlichen Orten Deutschlands springen die Menschen am 1. Januar in das Wasser und begrüßen so das neue Jahr. In anderen europäischen Ländern wie den Niederlanden, der Schweiz, Portugal oder Frankreich, aber auch in Australien werden ähnliche Schwimmen veranstaltet – wobei das Wasser in manchen Ländern kälter ist, als in anderen. Das wohl bekannteste Neujahrsschwimmen in Europa findet in Den Haag statt, einer Stadt in den Niederlanden. Dort sprangen am 1. Januar 2019 60 000 Schwimmer in die eiskalte Nordsee. Die Teilnehmer tragen Mützen – in orange, der Nationalfarbe des Landes. Und auch entlang der deutschen Nord- und Ostseeküste, auf Sylt, auf Rügen und entlang der ostfriesischen Inseln begeben sich manche Menschen beherzt ins kalte Wasser. „Corona hat Situation verschärft“: Hinzu komme die Situation, dass mit Schließung des Hallenbades in Duderstadt ohnehin kaum noch geeignete Bäder für die Ausbildungen zur Verfügung stünden. „Corona hat die Situation noch verschärft“, sagt Arend. Lesen Sie auch Eisbaden am Neujahrs-tag: 69 Eisbader springen in den Seeburger See Neujahrsschwimmen im Seeburger See 2020 Zu den traditionellen Events um den Jahreswechsel zählt auch der VR-Bank Mitte-Silvesterlauf rund um den Seeburger See. Auch dieser wurde vom Veranstalter, der LG Eichsfeld, bereits abgesagt. Es wäre die 21. Auflage des beliebten Volkslaufs gewesen. Von Britta Eichner-Ramm