50 Jahre Polizeihundeverein Settmarshausen: Wichtig ist die Rückkehr auf den Platz

Der exakte Geburtstag des Klubs ist unbekannt, sagt Jörg Prescher, Vorsitzender des Polizeihundevereins (PhV) Settmarshausen. Der PhV wird in diesem Jahr 50 Jahre alt. Im Sommer soll, wenn es möglich ist, gefeiert werden. Die Vorfreude ist groß. Allerdings nicht auf die Party: Die Mitglieder denken jetzt an den Tag, an dem die Corona-Auflagen entfallen und sie wieder mit ihren Tieren trainieren dürfen. Die wichtigsten Ziele des Vereins, so Prescher, sind: „Spaß mit dem Hund, Spaß in der Gemeinschaft.“ Das Vergnügen begann 1971. Eines der allerersten Fotos, so der 55-Jährige, zeigt das Vereinsheim im Sonnenschein – auf einem kleinen Hügel mit Holzaun rund um die Terasse, damit keiner zu fortgeschrittener Stunde bei einem Fehltritt runterrutschen musste. Polizeihauptmeister gründete den Verein: „Gründer war Polizeihauptmeister Norbert Samrowski“, sagt Prescher. Polizisten hatten den Polizeihundeverein Settmarshausen, der allerdings schon seit Jahrzehnten „nichts mehr mit der Polizei zu tun hat“, an den Start und auf den Weg gebracht. „Das war damals überall in Deutschland so. Die Hunde wurden für den Polizeidienst gebraucht.“ Heute nutze die Diensthundestaffel Göttingen das Gelände, „ein-, zweimal pro Woche, nachmittags, wenn wir nicht da sind“, sagt der Industriekaufmann. „Aber das hat nichts mit dem Verein zu tun.“ Der Klub sei „von Anfang an im Deutschen Verband der Gebrauchshundesportvereine DVG “ gewesen, also offen „für Privatleute, die das Vereinsleben vermehrt bereichert haben. Als ich Anfang der 90er-Jahre dazukam, war der Boom Polizeihundesport vorbei.“ Viel Aufbauarbeit in den Anfangsjahren: Zu Beginn der 70er-Jahre habe es „viel Arbeit“ gegeben, „um das Vereinsgelände und den Hundeplatz aufzubauen. Auch in den 80ern, das ging nicht von heute auf morgen.“ Für Erdarbeiten seien Bagger eingesetzt worden: „Baumwurzeln mussten raus, um einen planmäßigen Platz zu bekommen. Das war vorher ein alter Steinbruch, ein Loch, das in Eigenleistung und Hunderten Lkw-Ladungen aufgeschüttet werden musste.“ Das Gelände auf dem Gatzenberg, südlich des Dorfs und etwa 80 Meter oberhalb des Orts, gehört dem Verein, sagt Prescher. Die Unterhaltung des etwa 5000 Quadratmeter großen Areals erfolge „ausschließlich über Mitgliedsbeiträge und den Umsatz in der Kantine.“ Im Vereinshaus gibt es eine Küche. Verkauft werden Kaffee und Getränke sowie belegte Brote, Brötchen oder Frikadellen zu den Trainingszeiten. Ohne Corona: Kuchen und warmes Essen an Wochenenden: „Am Wochenende gibt es Kuchen, auch warmes Essen“, so Prescher. „Aber nicht in Corona-Zeiten. Sonntagvormittags treffen sich normalerweise die Rentner zum Stammtisch.“ Vor dem Haus haben die Mitglieder einen überdachten Vorbau für „gut 25 Leute“ eingerichtet. „Da kann man gemütlich sitzen. Aber wir vermieten nicht für Feiern.“ Das Wort Sport fehlt zwar im Vereinsnamen, „aber letztlich haben wir schon immer Sport mit dem Hund gemacht“, betont Prescher, der seit 2012 Vorsitzender des PhV Settmarshausen ist. Die Hunde würden quasi mit den Pfoten scharren, „und wir alle wollen wieder auf den Platz“, sagt Prescher. „Sobald die Gemeinde Sport genehmigt, beginnen wir. Sofort“ Zurzeit seien 31 Mitglieder im Verein. „Etwa 60 Prozent Frauen.“ Die Aktiven seien zwischen 21 und 55 Jahren alt. Der Vorstand: Ein Mann – drei Frauen: Zum Vorstand gehören Diana Hartmann, stellvertretende Vorsitzende und Ausbildungswartin, Kassiererin Irene von Roden, und Schriftführerin Rike Sanen, Platzwart ist Manfred Hartmann, der mit Ehefrau Astrid Hartmann das Trainingsgelände pflegt. Trainiert werde nach dem gleichen Programm, das es bereits in den 90eer-Jahren gegeben habe. „Es hat sich nichts verändert in den 30 Jahren, die ich dabei bin“, sagt Prescher. „Natürlich gibt es Fluktuation, aber wir sind immer um die 30 Mitglieder. Wir sind so zufrieden, wie es läuft“, so Prescher. Die Anlage verfüge auch über einen Welpenauslauf, damit sich die jungen Hunde aneinander gewöhnen und sozialisieren können, so Prescher. Für Kinder hätten die Mitglieder einen Sandkasten gebaut und ein Trampolin aufgestellt. Vereinseintritt: Für Interessenten gibt es eine „Aufnahmezeit“: Interessenten seien bei den Trainings (dienstags und donnerstags um 18, sonnabends um 16 Uhr) willkommen, könnten aber nicht sofort in den Verein eintreten: „Wir haben ein Dreivierteljahr Aufnahmezeit. Wir wollen sehen, ob sich jemand gut ins Vereinsleben einbringt und in die Gruppe passt. Der Vorstand entscheidet“, betont Prescher. Meistens gehe es den Hundebesitzern, die anfragen, „um Gehorsam, damit der Hund auf sie hört und ihnen folgt“. Zum Beispiel, wenn ein Hund beim Spaziergang nicht angeleint ist, „andere vor Freude anspringt“, aber auf Zurufe des Besitzers nicht reagieren würde. „Oder wir unterstützen Leute dabei, ihren Hund zu lesen; Körperhaltungen zu deuten; zu erkennen, wie es dem Hund geht, was er wünscht, wenn er an der Leine zieht und schnüffeln will“, sagt Prescher. „Meistens muss man nicht den Hund erziehen, sondern dem Halter erklären, was er machen muss.“ Diese Anleitung sei jedoch nicht die Hauptaufgabe der Mitglieder. Mitglieder trainieren „365 Tage im Jahr“: Im Mittelpunkt stehen die Übungsabende – wenn das Gelände nicht gerade zugeschneit ist, auch im Wintern, dann unter Flutlicht, „365 Tage im Jahr“, so Prescher. „Hauptaufgabe ist die Ausbildung eines Schutzhundes nach der Prüfungsordnung des DVG.“ Trainiert wird in den Kategorien „Unterordnung“ und „Schutzdienst“. Dazu gehören unter anderem Apportieren und Fährtenlesen. „Jeder kann jede Hunderasse einsetzen.“ Während des Lockdowns und der Auflagen können sich Mitglieder beim Ausbildungswart anmelden und Übungszeiten vereinbaren. „Sie dürfen allein oder mit maximal einer Person trainieren, das ist zurzeit aber nicht an die üblichen Trainingszeiten gebunden“, sagt Prescher. Vergleichsprüfungen nach den Regeln des Verbandes: Fertigkeiten werden während des Jahres durch Prüfungen im Verein und mit anderen Vereinen verglichen – nach den Regeln des DVG. Vorerst letztmalig sei die Abnahme von Leistungen bei der „Nikolausprüfung“ im Dezember 2019 möglich gewesen. Seit Oktober sei nach den Corona-Auflagen des DVG-Landesverbandes trainiert worden. Bis Mitte Dezember. „Wir sind sehr familiär da oben. Wir begrüßen uns mit Handschlag, auch mit Umarmung. Seit den beiden Wochen vor Weihnachten war wohl keiner mehr da. Wir hoffen auf das Frühjahr.“ Zum Klubsport Vergleichsprüfungen, die von einem Leistungsrichter abgenommen werden, der nichts mit dem PhV Settmarshausen zu tun habe, erklärt Vorsitzender Jörg Prescher. Außerdem hätten Mitglieder die Möglichkeit, sich über die Landesentscheidung des Deutschen Verbands der Gebrauchshundsportvereine Niedersachsen für die Bundesligaprüfung zu qualifizieren. Preschers Lebensgefährtin Diana Hartmann, stellvertretende Vereinsvorsitzende und für die Ausbildung zuständig, könnte diese Gelegenheit im Frühsommer nutzen. „Wenn sie erfolgreich ist und unter die besten 16 von 60 Teilnehmern kommt, kann sie an der Deutschen Meisterschaft, ausgerichtet vom Verband für das deutsche Hundewesen VDV, teilnehmen“ so Prescher. „Danach kommt die Weltmeisterschaft. Alles ist möglich.“ Um ambitionierten Sport zu betreiben, sagt Prescher, „ist die Gesundheit des Hundes am wichtigsten.“ Und: „Man ein gutes Team mit dem Hund bilden und im Verein eine gute Gemeinschaft haben. Hundesport geht nicht allein. Das ist wie im Fußball: Man braucht gute Mitspieler und Kollegen im Verein.“ Wichtig ist Prescher, der privat Welpen „aus Problemhaushalten, wenn Hunde nicht ordnungsgemäß gehalten werden“, kauft, ihnen eine Grundausbildung vermittelt und „an Behörden wie die Polizei“ verkauft: „Wir im Verein züchten nicht, und wir verkaufen auch keine Hunde.“ Von Stefan Kirchhoff