Kinder und Jugendbeirat in Rosdorf keine Erfolgsgeschichte

„Der mit der Beschussvorlage ’Einrichtung eines Kinder- und Jugendbeirates’ eingeschlagene Weg hat sich im Rückblick als nicht zielführend erwiesen.“ Mit diesem Worten einer aktuellen Verwaltungsvorlage könnte der Rosdorfer Gemeinderat am Montag, 22. Februar, die Bemühungen um eine parlamentarische Beteiligung von Minderjährigen stoppen – zumindest vorläufig. Das Thema ist in Rosdorf alles andere als neu. Bereits in den 1980er Jahren bemühte sich die Politik darum, dem politischen Willen der nächsten Generation eine Stimme zu geben. Damals sei man unter anderem daran gescheitert, dass die Verbände und Vereine im Vorfeld nicht ausreichend eingebunden worden seien, hieß es später in der Diskussion. Dennoch startete man immer wieder neue Anläufe auf Anregung aus allen Fraktionen – verstärkt seit 2012. Der Erfolg blieb allerdings aus, nicht zuletzt, weil die Bemühungen am Interesse der Zielgruppe vorbeigingen. Regelmäßig neue Anträge: Der vorläufig letzte Anlauf stammt aus dem Jahr 2018. Die Fraktionen von Grünen, Linken und GuT legten erneut Anträge zur Einrichtung eines Jugendbeirats vor. Auch wenn der Weg unterschiedlich beschrieben wurde, wollte man im Grundsatz das Gleiche: Kinder und Jugendliche vor der Politikverdrossenheit retten und sie am Prozess der Entscheidungsfindung beteiligen. Der Gemeinderat stimmte zu – sogar gleich zweimal. Im ersten Anlauf war der Beschluss in Teilen rechtswidrig gewesen und hatte zurückgenommen werden müssen. Im zweiten Anlauf verständigte man sich dann auf einen Kompromiss, der zunächst erst einmal die Einrichtung eines Gremiums vorsah, das sich mit dem eigentlichen Vorhaben intensiv auseinandersetzen sollte. Der Teilnehmerkreis wurde klar definiert: Ratsmitglieder, Mitarbeiter der Verwaltung und des Jugendbüros sowie Eltern aus Kitas und Schulen. „Im Sinne der Demokratie“: „Dieser Antrag ist im Sinne der Demokratie und im Sinne der jungen Menschen, die an Politik herangeführt werden“, sagte damals Ursula Barking (Grüne), die sich der Sache seit Jahren intensiv verschrieben hatte. Allerdings sind besagte jungen Menschen offenbar nicht ihrer Meinung. Die Zahl der Interessierten unter 18 ließ sich meist an einer Hand abzählen. Daher tritt die Gemeindeverwaltung jetzt auf die Bremse und empfiehlt der Politik, die Beschlüsse von 2019 zurückzunehmen. Lesen Sie auch Rosdorf bekommt Kinder- und Jugendbeirat In der aktuellen Ratsvorlage heißt es nun, dass die Bemühungen um die Einrichtung eines Kinder- und Jugendbeirats auf geringes Echo gestoßen seien. Eine vom Kinder- und Jugendbüro angebotene Arbeitsgruppe (AG) im Ganztagsbereich sei in der Heinrich-Grupe-Schule zwar sehr gut angenommen worden, in der Grundschule im Drammetal sei die erforderliche Teilnehmerzahl gar nicht erst zusammengekommen. Angebote zu abstrakt: Nach Einschätzung der eingesetzten Mitarbeiter seien die Angebote für die Zielgruppe oftmals zu abstrakt und deren Umsetzung am Nachmittag nach der Schule nur schwer möglich gewesen. „Dies führte dazu, dass die Kinder zunehmend das Interesse verloren“, ist in der Vorlage der Verwaltung zu lesen. Der Versuch, daraufhin stärker auf die Lebensrealität der Kinder einzugehen, reduzierte die thematischen Möglichkeiten einer politischen AG zu stark. Der Rat der Gemeinde beschäftigt sich aktuell außerdem mit der Richtlinie zur Förderung von Kindertagesstätten, der Möglichkeit, in Atzenhausen wieder einen Ortsrat zu installieren, und dem Mietvertrag für das Dorfgemeinschaftshaus in Dramfeld. Außerdem hat die SPD-Fraktion einen Antrag zur künftigen Förderung der Investition von Sportvereinen. Auf der Tagesordnung steht zudem ein größerer Geldbetrag: So könnte das fast fertiggestellte Rosdorfer Familienzentrum Mittel aus dem Städtebauförderprogramm bekommen, um die sich Rosdorf gemeinsam mit Gleichen und Friedland bemüht hat. Die Sitzung in der Anne-Frank Halle, Anne-Frank-Weg 7, beginnt am Montag, 22, Februar, um 19 Uhr. Dem Rat wird nun also vorgeschlagen, die Kooperation mit den Rosdorfer Grundschulen mit Ende des laufenden Schuljahres einzustellen. Gleichzeitig soll das Kinder- und Jugendbüro der Gemeinde gebeten werden, „aktuelle Erfahrungen anderer Kommunen aus der Region Göttingen mit institutionalisierten Beteiligungsprozessen für Kinder und Jugendliche“ einzusammeln. Ein Ergebnis dieser Recherche soll dann Anfang 2022 dem Fachausschuss vorgestellt werden. Von Markus Scharf