Kontrolle am Rosdorfer Baggersee: So reagieren die Menschen

Gut Zwei Stunden lang haben etwa 30 Kräfte von Ordnungsämtern und Polizei am Sonnabend an den Ufern des Rosdorfer Baggersees überprüft, ob die Corona-Abstandsregeln eingehalten werden. Außerdem sind die Menschen darauf hingewiesen worden, dass sie sich eigentlich gar nicht am See aufhalten dürfen. Denn: Das gesamte Areal ist Betriebsgelände, auf dem noch Kies abgebaut wird. Darüber hinaus liegt der See – zum Teil auf Friedländer, zum Teil auf Rosdorfer Gemarkung – im Landschafts- und im Trinkwasserschutzgebiet. „Die Kontrolle ist in Ordnung“: Die Reaktionen auf die Ansprachen und Hinweise durch die Kontroll-Teams reichten von Verständnis bis Schulterzucken. „Die Kontrolle ist in Ordnung“, sagt Zafer Özdemir. Der Göttinger hatte sich am Ufer unweit der Schranke an der nördlichen Seite des Sees niedergelassen und wollte die Sonne genießen. Die hielt sich zwar zumeist hinter Wolken, weshalb die anderen Seebesucher ausreichend Abstand zu ihm und zueinander halten konnten. An sonnigen, heißen Wochenenden sei am See deutlich mehr los, wissen die Ordnungshüter um Daniel Bratschek und Axel Ernst. Dass dann noch viel mehr Müll und Abfall liegen bleibe, ärgert Özdemir. Kontrolle mit Medienbegleitung: Ihm sei bewusst, so der Göttinger weiter, dass sich all die Menschen widerrechtlich am See aufhielten. Der Ausflug zum Rosdorfer Baggersee sei seit vielen Jahren ein Ritual. „Man könnte das doch legalisieren“, so Özdemir. Ein Freibadbesuch sei für manche Familie mit Kindern zu teuer. „Ich gehe nur spazieren“, betonte ein 33-Jähriger, der dem Kontroll-Team auf der westlichen Seeseite mit Handtuch um die Hüfte entgegen kam. Die Kontrolle finde er gut, sagte er, vor allem wegen der vielen abendlichen Partys am Wochenende. Außerdem sei er vor ein paar Wochen einem Exhibitionisten begegnet, ergänzte er mit gespielt erstem Ton. Die Ordnungshüter warfen sich wissende Blicke zu und ließen den Mann weiter spazieren gehen. FKK am „Südstrand“: Ein Stückchen weiter liegt der „Südstrand“, wie Günther Hellberg von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Göttingen das im Landschaftschutzgebiet gelegene Gelände nennt. Hier befinde sich der inoffizielle FKK-Bereich. Unweit davon standen zahlreiche Fahrräder, aber auch ein Geländemotorrad mit Osteroder Kennzeichen. Das notierten die Ordnungshüter, der Halter werde in nächster Zeit Post bekommen. Auf einer Wiese am Ufer hatte es sich eine Gruppe junger Männer gemütlich gemacht. Sie seien alle Studenten aus Göttingen. Sie kämen „gelegentlich“ zum Rosdorfer Baggersee, den sie seit Jahren als Anlaufpunkt kennen würden. Okay, es stünden überall Verbotsschilder, aber eigentlich sei es doch Sache des Eigentümers, dafür zu sorgen, die Verbote auch durchzusetzen. „Das Gelände könnte doch eingezäunt werden“, meinte einer und zuckte mit der Schulter, kaum dass die Kontrolleure weiter gegangen waren. Einzäunen nicht möglich: Ein Zaun sei aus Gründen des Hochwasserschutzes unzulässig, erklärte Hellberg. Dort könnten sich Äste verfangen und den Wasserabfluss behindern. „Das Gelände ist Überschwemmungsgebiet der Leine.“ Schließlich nahmen die Ordnungshüter bei ihrem Kontrollrundgang auch jene Gruppen ins Visier, die am See Zelte aufgestellt hatten. Um die zwei Zelte, mehrere Hunde und Bierkisten sowie eine größere Gruppe auf der Ostseite kümmerte sich das eine Kontroll-Team. Das andere machte auf der Westseite ein Lagerfeuer aus und steuerte dieses an. Offenes Feuer gelöscht: Die Gruppe, die dort beisammen saß, löschte auf Anweisung der Ordnungshüter anstandslos den glimmenden Holzscheit. Doch wegen des offenen Feuers wurden die Personalien aufgenommen. Dazu stand noch ein Platzverweis im Raum, denn einer von ihnen hatte sich ein Lager am Ufer eingerichtet. Der Hinweis des Mannes, dass er von den Grundstückseigentümer geduldet sei und sich seit Jahren um die Sauberkeit am See kümmere, bestätigte sich. Daher sah Hellberg davon ab, den Platzverweis umzusetzen. Das wäre Aufgabe der begleitenden Polizeibeamten gewesen. Sie erreichen die Autorin per E-Mail an b.eichner-ramm@goettinger-tageblatt.de. Von Britta Eichner-Ramm