Rosdorf: Straßen werden getauscht – was das für Gemeinde und Anwohner bedeutet

In Rosdorf ist die Umwidmung von Straßen auf den Weg gebracht. Das heißt, die Zuständigkeit für einige Abschnitte wird sich ändern. Darauf haben sich drei Baulastträger geeinigt. So soll die bisher in kommunaler Hoheit befindliche Umgehungsstraße (Am Flüthedamm) zur Landesstraße werden. Die Göttinger Straße, bisher Landesstraße (L 573), wird vom Landkreis Göttingen übernommen. Obere Straße und Mengershäuser Weg, ebenfalls bislang Landesstraße, wechseln in die Zuständigkeit der Gemeinde. Auf Anlieger kommen mit der Dreiecksvereinbarung kaum Änderungen zu. Allenfalls Straßenausbaubeiträge – aber das auch eher theoretisch. Die Beschlüsse im Gemeinderat sind gefasst, die Vereinbarungen zur Umstufung mit dem Land Niedersachsen und dem Landkreis Göttingen sind unterschrieben. Rosdorfs Gemeindebürgermeister Sören Steinberg (SPD) kann sich nicht beklagen: „Das ist positiv für uns“, sagt er. Immerhin gehört die knapp drei Kilometer lange Umgehung zu den am meisten befahrenen Straßen im Ort. Ihre Unterhaltung kostet Jahr für Jahr eine Stange Geld, zumal auch ein Brückenbauwerk über die Bahnstrecke dazu gehört. Ab Januar 2021 soll das die Gemeindekasse nicht mehr belasten. Wegfallen wird zudem der Winterdienst. Gemeinde übernimmt Teilstück der L 573: Bis zum heutigen Tage schlängelt sich die Landesstraße L 573 durch Rosdorf und zwar über die Göttinger Straße, die Obere Straße und den Mengershäuser Weg beziehungsweise umgekehrt. Im Tausch erhält die Gemeinde nun vom Land Niedersachsen diesen Abschnitt? Steinberg klärt auf: „Vom Kreisverkehr in Höhe Holzland Hasselbach bis zur Kreuzung Siekweg/Olenhuser Straße übernimmt der Landkreis Göttingen die Zuständigkeit. Wir übernehmen nur das letzte bisherige Teilstück der L 573, das sind die Obere Straße und dann der Mengershäuser Weg.“ Der Mengershäuser Weg nimmt bei der Umwandlungsaktion den steilsten Weg der Abstufung: aus einer Landesstraße soll ein Wirtschaftsweg werden, der dann im weiteren Verlauf vom Ortsrand im Westen bis Mengershausen nur noch für Fahrradfahrer und landwirtschaftliche Fahrzeuge zur Verfügung stehen soll. „Es wird ruhig werden in dieser Ecke. Die Straße wird dann eine Sackgasse sein. Hier planen wir auch eine neue Kindertagesstätte, der Bedarf ist da“, sagt der Bürgermeister mit Verweis auf das unweit entstehende Neubaugebiet mit Ein- und Mehrfamilienhäusern. Das Baugeschehen dort soll im nächsten Jahr beginnen. Straßenausbaubeiträge in der Diskussion: Was wird sich für Anlieger der genannten Straßen mit den Umwidmungen ändern? „Erstmal nicht viel. Allenfalls auf die Anwohner in dem jetzt von uns übernommenen Teilabschnitt der alten Landesstraße könnten bei einem grundlegenden Neubau des Straßenkörpers Ausbaubeiträge zukommen. Die Notwendigkeit einer solchen Maßnahme sehe ich in den nächsten Jahren aber nicht“, so Steinberg. Zudem stelle sich die Frage, wie lange es die Straßenausbaubeiträge noch geben wird. Auch in Rosdorf werde, so wie jetzt im Finanzausschuss, über die Abschaffung der Beiträge diskutiert. Dankbar ist Steinberg ausdrücklich dem Landkreis Göttingen. Der übernehme eine Straße, die vom baulichen Zustand her deutlich Luft nach oben hat. Aktuell wird in der Göttinger Straße eine Brücke erneuert, sodass Rosdorf in diesen Wochen über die alte L 573 nicht durchfahren werden kann. Außerdem habe der Landkreis bezüglich der künftigen Gestaltung der Straße Gesprächsbereitschaft signalisiert. Die alte Landesstraße soll sicherer und attraktiver für Fahrradfahrer werden. „Da werden wir uns auch Gedanken machen“, sagt der Gemeindechef. Verkehrskonzept für den Kernort: Grundsätzlich sei es das Ziel der Verwaltung, ein Verkehrskonzept für den gesamten Kernort Rosdorf vorzulegen. Das Papier soll bereits in der nächsten Sitzung des Verwaltungsausschusses vorgestellt werden. Bereits in der nächsten Sitzung des Verwaltungsausschusses soll die Entscheidung fallen, welches Verkehrsplaner-Büro mit der Ausarbeitung beauftragt wird. Wenn das Land Niedersachsen die Rosdorfer Umgehungsstraße ab Januar übernimmt, werden auch rund 60000 Quadratmeter Grünflächen (Ausgleichsflächen) dazugehören. Das Niedersächsische Straßengesetz (NstrG) sagt zum Thema Umstufung von Straßen: Entspricht die Einstufung einer Straße nicht mehr ihrer Verkehrsbedeutung, so ist sie in die entsprechende Straßengruppe umzustufen (Aufstufung, Abstufung). Sind sich die beteiligten Träger der Straßenbaulast über die Umstufung einer Straße einig, so hat der neue Träger der Straßenbaulast die Absicht der Umstufung der für ihn zuständigen Straßenaufsichtsbehörde anzuzeigen. Erhebt diese innerhalb eines Monats nach Anzeige keine Einwendungen, verfügt der neue Träger der Straßenbaulast die Umstufung. Kommt keine Einigung zustande, so entscheidet über die Umstufung der für den Straßenbau zuständige Minister. Die Umstufung ist öffentlich bekanntzumachen. Das gilt auch für die Gemeinde Rosdorf. Von Ulrich Meinhard