Teurer Mundschutz gegen Virus: Sprecher von Apothekenverbänden erklären hohe Preise

Fünf Euro sollte Tageblatt-Leserin Claudia Winter (Name von der Redaktion geändert) in einer Apotheke für einen einfachen Mundschutz zahlen. Für die Frau, die durch ihre Arbeit mit Einkaufskosten für medizinische Artikel vertraut ist, ein klarer Fall von überteuertem AVerkauf. Ein Einzelfall?, fragt sich die Frau. Bei rezeptfreien Waren gebe es keine Preisbindung, erklärt Christian Splett, Pressereferent der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. Derzeit sei es auch für Apotheker schwierig, Masken und Desinfektionsmittel zu bekommen. Daher vermute er, dass die durch die Knappheit bedingten höheren Einkaufspreise an den Kunden weitergereicht würden. Bei eklatanten Fällen rät er den Kunden, sich an die Apothekenkammer zu wenden. Preise nach oben treiben: Es könne sein, dass die Masken tatsächlich so teuer angeboten werden, meint eine Sprecherin der niedersächsischen Apothekenkammer. Viel Faktoren spielten bei der Preisgestaltung eine Rolle, unter anderem eben auch ein geringes Angebot, das beim Großhandel und Zwischenhändler die Preise nach oben treiben könnten. Lieferengpässe bestätigt auch der Göttinger Bezirksapotheker Klaus Eckart von der Universitäts-Apotheke. Es gebe Angebote, die per Fax oder E-Mail ins Haus flatterten. Die Händler allerdings seien nicht bekannt und deswegen sei es schwierig, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Apotheker und Kaufmann: Eine Maske, die lediglich ein paar Cent im Einkauf koste, würde er selbst nicht für fünf Euro anbieten. „Was hat das für Auswirkungen auf meinen Ruf?“, fragt sich der Apotheker, der natürlich auch Kaufmann ist. Aufgabe sei es, „einen Preis zu finden, der allen gerecht wird“. Die Lage schätzt er als „im Moment nicht einfach“ ein. Es sei offenbar eine menschliche Eigenschaft, in solchen Situation die Preise heraufzusetzen, „ein Marktmechanismus“. Mit bekannten Händlern arbeiten: Die Beschaffung von Material, das Schutz biete vor einer Infektion mit dem Corona-Virus, sei derzeit mit Schwierigkeiten verbunden. Auch der erhöhte Aufwand gehe in den Preis ein. Das tägliche GT/ET Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Göttingen täglich gegen 17 Uhr im E-Mail-Postfach Apotheker müssten abschätzen, ob die Ware, die sie einkaufen wollten, ihren Preis wert sei. Eine Strategie, dass zu gewährleisten, sei es, mit bekannten Händler zu arbeiten. Und er plädiert dafür, nur eine vernünftige Menge auf Lager zu nehmen. Frage nach der Sinnhaftigkeit: Die Lage bei Desinfektionsmitteln sieht er inzwischen als überschaubar, „der Markt habe sich entspannt“. Als einen Grund dafür nennt er, dass bestimmte Mittel, die zu Beginn der Krise als nicht tauglich eingestuft wurden, inzwischen gegen das Virus eingesetzt werden dürften. Das habe zu „halbwegs erträglichen Preisen“ beigetragen. Doch Eckart stellt auch die Sinnhaftigkeit des Tragens von Masken infrage. Es gebe keine Studie, die eine Schutzwirkung beweise. Infizierte allerdings sollten laut Eckart Masken aufsetzen – zum Schutz ihrer Umgebung. Vielen Menschen vermittele das Tragen einer Maske immerhin „ein gutes Gefühl“ – so auch beim Tragen selbst genähter Exemplare. Auch deren Schutzwirkung sieht Eckart als überschaubar an. Geringe Nachfrage: In seiner eigene Apotheke hat er derzeit eine Fünferpackung Mundschutze auf Lager. Einen Euro koste das Päckchen. Empfehlen will er diese Ware aber nicht. Sie könne nur einmal getragen und müsse dann entsorgt werden. Die Nachfrage sei allerdings auch eher gering. Dennoch will er andere Mundschutze einkaufen. „Wir sind gerade dabei, neue zu besorgen.“ Lesen Sie auch: Aktion „Mundschutz für Göttingen“ – Helfer gesucht Von Peter Krüger-Lenz

Corona-Krise - Teurer Mundschutz gegen Virus: Sprecher von Apothekenverbänden erklären hohe Preise