Abitur in Niedersachsen: Schulleitungsverband fordert Absage wegen Corona-Krise

Der Schulleitungsverband Niedersachsen fordert vom Land, die Abiturprüfungen 2020 aufgrund der Corona-Krise doch noch abzusagen. Die Schulleiter führen dazu vor allem gesundheitliche und praktische Gründe an. „Besonders fragwürdig erscheinen uns die Hygieneregelungen, wenn Schulleiter und Kollegen regelrechte Gesundheitsüberprüfungen durchzuführen haben“, heißt es in der Stellungnahme. Ebenso könne es zum Problem werden, die geforderten Einzelprüfplätze und Einzelaufsichten zu organisieren sowie gesonderte Ein- und Ausgänge einzurichten. Zugleich fordert der Verband, auf alle weiteren Abschlussprüfungen in anderen Schulen zu verzichten. „Neue Regeln schießen über das Ziel hinaus“: Vergangene Woche hatte der niedersächsische Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) erklärt, stufenweise mit der Wiederaufnahme des Unterrichts in den Schulen beginnen zu wollen. Die neu getroffenen Regeln schießen nach Ansicht des Verbands aber „über das Ziel hinaus“. „Es wird immer deutlicher, dass die Entscheidung, mit allem Druck die Abitur- und Abschlussprüfungen 2020 stattfinden zu lassen, unter diesen Umständen eine Fehlentscheidung ist“, heißt es in dem Schreiben. Ministerium: Schulträger statt Leitungen verantwortlich: Es sei keine Frage, dass das Durchführen von Prüfungen anders sein wird als gewohnt, entgegnet Sebastian Schumacher, Sprecher des Kultusministeriums. Für die Umsetzung seien allerdings die Schulträger und nicht die Schulleitungen verantwortlich. Zudem solle es zeitnah einen Rahmenhygieneplan geben, erklärt Schumacher. Es sei wichtig, den Schülern vollwertige Abschlüsse anzubieten und Prüfungen stattfinden zu lassen. „Nach derzeitigem Stand und mit Blick auf in anderen Ländern stattfindende Abschlussprüfungen ist das unter strengen Hygieneauflagen möglich“, so der Sprecher. Verband will Abschlussprüfungen nur als Option: Der Schulleiterverband spricht sich stattdessen dafür aus, die Abitur- und Abschlussprüfungen nur als Angebot vorzusehen – für Schüler, die ihren bisherigen Schnitt noch verbessern müssen oder wollen. „Alle anderen Schüler sollte man von den Prüfungen aus Gründen der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes befreien – und die Kollegen aus demselben Grund auch“, schreibt der Verband. Vor Bekanntgabe des neuen Verfahrens hatte auch schon der Landesschülerrat Niedersachsen ähnliche Änderungen gefordert. Wegen der Corona-Krise sollten die Abiturnoten 2020 aus den Durchschnittsnoten der bisherigen Oberstufenzeugnisse gebildet werden. Nur wer wolle, solle zusätzlich die Prüfungen ablegen können. „Die gegenwärtige Krise hat die Vorbereitung auf die Abschlussprüfungen in unvergleichbarer Weise behindert“, hieß es vom Vorsitzenden des Landesschülerrats, Florian Reetz. Schulleiter fordern, dass Lehrer „systemrelevant“ sind: Die Einführung des sogenannten Homeschoolings zum 22. April hält der Schulleitungsverband unter den neuen Regeln hingegen für einen richtigen Schritt. Ähnlich wie die Gewerkschaften GEW und Verdi, sprechen sich die Schulleiter ebenfalls für die Einstufung der Lehrkräfte als systemrelevant aus. Mehrfach seien Kollegen in den Notbetreuungsstätten abgewiesen worden. Die Schulleitungen hätten zwar die Möglichkeit, Sonderurlaub zu gewähren, benötigten aber mehr Klarheit. Das tägliche GT/ET Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Göttingen täglich gegen 17 Uhr im E-Mail-Postfach Lesen Sie auch: Probleme bei der Hygiene: Wie fit sind Hannovers Schulen für den Neustart? Corona-Liveticker: Die aktuellen Entwicklungen in Hannover und Niedersachsen Von Sebastian Stein

Corona-Krise - „Fehlentscheidung“: Schulleiter fordern Absage von Abiturprüfungen in Niedersachsen