Corona-Regeln in Niedersachsen: Stephan Weil will Lockdown verlängern

Vor den neuen Bund-Länder-Beratungen zur Corona-Krise am heutigen Mittwoch wächst die Angst vor einer Ausbreitungen der Coronavirus-Mutationen bei möglichen Lockerungen. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) dringt deshalb auf eine Verlängerung des Lockdowns bis in den März hinein. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sagte gegenüber der HAZ: „Wir werden leider nicht umhinkommen, den Lockdown noch einmal zu verlängern. Das ist bitter, aber die Infektionszahlen sind nach wie vor zu hoch, und inzwischen sind ansteckendere Virusmutationen in Deutschland und Niedersachsen angekommen. Warnung aus dem Krisenstab: Auch der Leiter des Corona-Krisenstabs im Land, Heiger Scholz, warnte am Dienstag vor Virusmutationen. „Wenn die südafrikanische Variante dominant werden sollte, bei der zweifelhaft ist, ob und welche Impfstoffe wirken, dann kriegen wir ganz andere Entwicklungen als wir das gegenwärtig haben“, warnte Die Region Hannover hatte zuvor bei der Untersuchung von Coronaviren in fast jeder zweiten von insgesamt 74 Proben eine Mutation gefunden. Bei den meisten handelte es sich um die in Großbritannien entdeckte Variante B.1.1.7, die hoch ansteckend sein soll. Auch bei 14 Bewohnern eines Pflegeheims in Belm (Kreis Osnabrück) war diese Variante nachgewiesen worden – obwohl die betroffenen Menschen bereits geimpft waren. Der Landesregierung fehlt allerdings ein genaues Bild über die Ausbreitung in Niedersachsen. „Wir wissen noch nicht ganz genau, wie die Mutationen sich hier ausgebreitet haben, wie aggressiv sie sind“, sagte Regierungssprecherin Anke Pörksen. Die Grünen-Landtagsfraktion forderte eine stärkere Überwachung und Nachverfolgung der Mutationen. „Es reicht nicht, vor allem vor den hoch ansteckenden Corona-Varianten zu warnen“, erklärte die Grünen-Abgeordnete Meta Janssen-Kucz. „Öffnungen nur schrittweise“: Das Bundeskanzleramt begründet die angestrebte Beibehaltung der Corona-Beschränkungen mit den sich ausbreitenden Mutationen. „Öffnungsschritte müssen vor dem Hintergrund der Virusmutanten vorsichtig und schrittweise erfolgen“, heißt es im Entwurf für die Bund-Länder-Gespräche, der der HAZ vorliegt. Niedersachsen habe mit seinem Stufenplan für Lockerungen oder Verschärfungen je nach Pandemielage „einen guten Vorschlag gemacht“, sagte Weil. Die Zahl der neuen Ansteckungen mit dem Coronavirus in Niedersachsen stieg am Dienstag nur noch um 229, der Sieben-Tage-Wert der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner sank auf 68,5. Die Landesregierung hat daher zumindest kleinere Lockerungen der Corona-Regeln in Aussicht gestellt. So sollen Kinder bis sechs Jahre nicht mehr von der Kontaktbeschränkung erfasst sein. Bisher gilt diese Ausnahme nur für Kinder bis drei Jahre. Außerdem sollen Gartencenter und Autohändler wieder öffnen dürfen. Die neue Verordnung könnte am 13. Februar in Kraft treten. Lieferzusagen verlässlicher: Niedersachsen hat zudem die Impfstrategie geändert, um schneller voranzukommen. Das Land legt, anders als bisher, nicht mehr die Hälfte der Impfdosen für die späteren Zweitimpfungen zurück, sondern im Falle des Biontech-Impfstoffs nur noch ein Drittel. Die Lieferzusagen der Hersteller seien verlässlicher geworden, begründete Scholz den Schritt. Bei den Erstimpfungen belegt Niedersachsen bundesweit den letzten Platz. Die wegen der prekären Wetterlage am Montag und Dienstag gestoppte Belieferung von Impfzentren mit Impfstoff soll nach Angaben des Krisenstabs am Mittwoch wieder aufgenommen werden. Lesen Sie auch Corona-Mutation in Hannover: Fast jede zweite Probe war B1.1.7-Mutation Was Merkel beim Corona-Gipfel am Mittwoch durchsetzen will Experten warnen wegen britischer Corona-Variante vor dritter Welle: Reicht der Lockdown in Deutschland aus? FDP: Lieferungen nicht zuverlässig: Die Landtags-FDP warnte vor gefährlichen Folgen für Hochbetagte, die länger auf die schützende zweite Impfung warten müssten. „Die Lieferungen sind noch immer nicht zuverlässig und es bleibt ein Geheimnis der Landesregierung, was sich hier geändert haben soll“, erklärte die FDP-Abgeordnete Susanne Schütz. Von Marco Seng