Farben vom Ahrensburger Unternehmen Edding gehen jetzt auch unter die Haut

Eddings Farben, die man bisher vor allem als Permanentmarker kennt, gehen ab sofort auch unter die Haut: Das Unternehmen mit Sitz in Ahrensburg, das seit 60 Jahren im Bereich Farbentwicklung tätig ist, will sich mit Tattoo-Farben und einem eigenen Tattoo-Studio in Hamburg einen neuen Marktbereich erschließen. Strenge Anforderungen an die Farben sollen für qualitativ hochwertiges und vor allem sicheres Tätowieren sorgen. Tattoos als Lifestyle-Element: Vorbei die Zeiten, als nur Knackis und Seeleute ihre Haut zu Markte trugen und mit Ankern, Herzen und dem Namen der Liebsten darauf zurückkamen. Tätowierungen sind heute ein Lifestyle-Element und damit salonfähig geworden. „Tattoos sind mittlerweile in der Gesellschaft angekommen“, erläutert Gregor Hintz, Head of Communications Tattoo bei Edding gegenüber unserem Netzwerkpartner Lübecker Nachrichten. „Tätowierungen sind ein kontinuierlich wachsender Markt.” Gut jeder fünfte Bundesbürger ist laut einer Ipsos-Umfrage 2019 im Auftrag der „Apotheken Rundschau“ tätowiert. Die bunten Bilder, die in die Haut geritzt und eingefärbt werden, seien heute Mittel zum Selbstausdruck und auf lange Jahre angelegt, sagt Hintz. “Immer mehr Menschen wollen sich tätowieren lassen.” Gleichzeitig wollen immer weniger Menschen in der Logistikbranche ihre Waren per Filzstift markieren. “Die Digitalisierung macht den Markt kleiner, deshalb ist Edding auf der Suche nach neuen Märkten.” Einer könnte – neben den White Boards, dem Nagellack und den Computer Codes mit digital auslesbarer Tinte - die Tätowierfarbe sein, die bisher überwiegend im Ausland produziert werde. Dort aber, so Hintz, gälten nicht so strenge Auflagen wie in Deutschland, wo sie unter anderen Bedingungen hergestellt würden. Vegan und ohne Konservierungsstoffe: Edding habe sich laut Hintz zum Ziel gesetzt, Tätowier-Farben zu entwickeln, bei denen umstrittene Inhaltsstoffe von vornherein wegfallen und die möglichst hygienisch anzuwenden sind. „Unsere neuartigen und veganen Tattoofarben sind über zwei Jahre getestet worden. Ihre reduzierte Liste an Bestandteilen mindert das Risiko unerwünschter Wechselwirkungen.“ Die Tattoofarben seien auf Basis ihrer Pigmente konform mit aktuellen und geplanten Regularien deutscher und EU-Gesetzgebung. So fehlen jetzt schon die umstrittenen Pigmente Blau15 und Grün7, die Allergien auslösen können und deshalb in zwei Jahren vom Markt verschwinden müssen. Lesen Sie auch Bilderbuchkörper: Wenn die Haut zur Leinwand wird Stichtag: Sich auf den Termin beim Tätowierer richtig vorbereiten Warum es bald vielleicht nur noch schwarz-weiße Tattoos geben kann Tattoo weglasern: Mit welchen Risiken, Kosten und Schmerzen man rechnen muss Seit sechs Jahren wird entwickelt, nun sind die ersten 15 Farben, die in Sachsen produziert werden, am Start. „Für die Entwicklung haben wir mit mehreren Tätowierern und einer Dermatologin zusammengearbeitet”, erklärt Hintz. Die Tätowierer wollten Farben, die sich gut verarbeiten lassen, und gesund und farbkräftig sollen sie auch sein. Deshalb arbeitet das Ahrensburger Unternehmen ohne Konservierungsstoffe und bietet die Farben aus Hygienegründen in Ein-Person-Dosen an. “So stellen wir sicher, dass – anders als bei mehrfach zu verwendenden Farbfläschchen – keine Bakterien in die Farbe gelangen können.” Mit Mensch und Farbe hat das Unternehmen schon Erfahrung: “Seit einiger Zeit schon stellen wir Hautmarker im medizinischen Bereich her.” 24 Stunden Bedenkzeit: Die Umsorgung des Kunden fängt schon vor dem Tattoo an. “In unserem Tätowierstudio gibt es vorab ein Beratungsgespräch”, betont Hintz. Hygiene, Risikoaufklärung, Nachsorge, fünf erfahrene Tätowierer aus unterschiedlichen Stilrichtungen und eine Hotline zur Hautärztin sollen hohe Standards garantieren, die laut Hintz auch zertifiziert wurden. “Mit dem im Studio umgesetzten Sicherheits- und Hygienekonzept übernimmt Edding die Gesamtverantwortung für alle Elemente des Tätowierprozesses“, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. Dazu gehört, dass junge Kunden – erlaubt ist eine Tätowierung ab 18 Jahre – mindestens 24 Stunden Bedenkzeit nehmen müssen, wenn sie sich für ein Tattoo entschieden haben. Jeder Kunde erhält außerdem eine Dokumentation über das Vorgehen und die Inhaltsstoffe des Tattoos. Das, betont Hintz, sei deutschlandweit im Bereich Tattoo bisher einzigartig. Gegründet wurde das Unternehmen Edding 1960 von Carl-Wilhelm Edding und Volker Detlef Ledermann. Inzwischen ist Edding ein weltweit agierendes Unternehmen mit mehr als 650 Mitarbeitern und einem Konzernumsatz von 141,8 Millionen Euro (2019). Seit 2005 führt Per Ledermann das Familienunternehmen in zweiter Generation. Die Produkte des Konzerns werden heute in mehr als 110 Ländern der Erde vertrieben. Neben Edding operiert das Unternehmen weltweit auch mit der Marke Legamaster, die vor allem Flipcharts, Weißwandtafeln, Moderationstafeln und entsprechendes Zubehör umfasst. Für die Entwicklung und den internationalen Vertrieb innovativer digitaler Technologien wie beispielsweise maschinenlesbarer Tinte hat Edding 2018 die Tochter Edding Tech Solutions mit Sitz in München gegründet. Das Studio im Chilehaus sieht auf den Fotos deshalb auch fast wie eine Praxis aus. „Das Studio erlaubt uns Kontakte zu den Kunden und zu den Tätowierern, so dass wir nah an den Verbraucherwünschen dran sind“, erklärt Hintz. Am 1. Oktober hatte das Tattoo-Studio geöffnet, seit dem Lockdown ist es wieder geschlossen. „In den wenigen Wochen hatten wir schon großen Zuspruch“, sagt Hintz. „Derzeit haben wir bereits viele Anmeldungen für die Zeit nach dem Lockdown.“ Die Zwangspause werde genutzt, um Motive digital zu besprechen und die Kunden zu beraten. „Die Kunden sind sehr verschieden, es sind alle Altersklassen dabei.“ Bisher bietet Edding seine Tätowier-Farben exklusiv im eigenen Tattoo-Studio an. Wenn das wieder öffnet, will auch Hintz sich tätowieren lassen und seinen Vater gleich mitnehmen. Von Bettina Albrod/RND/LN