Hildesheim Landrat Olaf Lenoven meldet sich krank wegen Doktorarbeit

Nach dem am Wochenende bekannt gewordenen Vorwurf eines möglicherweise zu unrecht erworbenen Doktortitels gegen Hildesheims Landrat Olaf Levonen (SPD) hat seine Stellvertreterin Evelin Wißmann die Leitung der Kreisverwaltung übernommen. Das geht nach Angaben der „Hildesheimer Allgemeinen Zeitung“ aus einer internen Mail der Ersten Kreisrätin Wißmann an alle Mitarbeiter hervor. Die Mail liegt der Zeitung vor, wie diese meldet. Wißmanns Mail mit dem Betreff „Aktuelle Situation“ landete am Montag um 9.45 Uhr in den Postfächern der Landkreis-Mitarbeiter. „Ich möchte Sie darüber in Kenntnis setzen, dass der Landrat derzeit erkrankt ist“, heißt es in dem Schreiben Wißmanns: „Es ist ihm aktuell auch nicht möglich, die Verwaltung aus dem Homeoffice zu leiten.“ Levonen: Landkreis will aufklären: Levonen wird vorgeworfen, sich bei einer dubiosen Hochschule einen Doktortitel verschafft zu haben. Angeblich hat er dafür sein Amt genutzt und zumindest die dienstliche E-Mail-Adresse verwendet. Lesen Sie auch Wertloser Doktortitel: Vorwürfe gegen Hildesheims Landrat Olaf Levonen Stellvertreterin Wißmann schrieb am Montag in ihrer Mail, sie werde „vor diesem Hintergrund“ die Verwaltungsleitung übernehmen. Die Mitarbeiter sollten sich, falls erforderlich, mit ihr abstimmen. Bei der Berichterstattung vom Wochenende handele es sich um „persönliche Belange des Landrats“, schreibt Wißmann an die Beschäftigten. Die Erste Kreisrätin betont aber auch, soweit Belange des Landkreises betroffen sein könnten, werde dies aufgeklärt. „Die nächsten Tage und Wochen werden vielleicht für den Landkreis etwas unruhig“, heißt es in Wißmanns interner Mitteilung weiter. Gleichwohl müssen sich laut Wißmann alle „auf unsere Arbeit konzentrieren und den Dampfer ‚Landkreis‘ im Interesse unserer Bürger auf Kurs halten“. Wißmann selbst will bei der Kommunalwahl im September für die CDU als Nachfolgerin von Levonen kandidieren, der nicht mehr antritt. Wie lange fällt Levonen aus? Wie lange Landrat Levonen krank geschrieben ist sowie ob und wann er sich zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen erklären wird, ist unklar. „Die Dauer und der Grund der Erkrankung von Landrat Levonen sind der Kreisverwaltung nicht bekannt“, teilte Kreissprecherin Birgit Wilken laut „Hildesheimer Allgemeine Zeitung“ mit. Weiterhin unklar ist, wann der Landrat selbst sich zu den Vorwürfen äußern wird. Man habe darüber keine Kenntnis, sagte Wilken – genau so geht es auch Levonens Partei. Gegenüber der SPD hat sich der Landrat bisher nicht erklärt. Entsprechend hilflos stehen die Genossen im Unterbezirk Hildesheim derzeit da – die Aufforderungen, sich zu den Vorwürfen zu äußern, kommen mittlerweile auch aus dem Landesverband. Generalsekretärin Hanna Naber sagte der HAZ, die SPD erwarte rasch „vollständige Aufklärung“ von Levonen. „Es sind sehr ernstzunehmende Vorwürfe.“ Die Geschichte habe die SPD am Wochenende „kalt erwischt“, erklärte Hildesheims Unterbezirkschef Sven Wieduwildt. „Das kann so nicht im Raum stehen bleiben. „Herr Levonen muss jetzt endlich einen Beitrag zur Aufklärung leisten“, sagte er der HAZ. Wieduwildt nannte die Frage, ob Levonen sein Amt noch ausüben könne, „eine Gewissensentscheidung“ – diese liege „aktuell bei ihm“. Sollte eine Klärung ergeben, dass die Vorwürfe zutreffen, wäre die Frage nach einem Rücktritt keine reine Gewissensentscheidung mehr. „Dann wäre die Entscheidung eine rechtliche und eine politische“. Von Sebastian Knoppik und Karl Doeleke