Er hat es schon wieder getan! Selbst wenn man der Darstellung des Innenministeriums folgt, dass Minister Boris Pistorius bis Donnerstag tatsächlich keine Informationen über das Verschwinden von Akten bei der Polizeidirektion Hannover hatte, so fällt die Panne am Ende doch auf ihn zurück. Es ist nicht das erste Mal und es ist immer das gleiche Muster – ob beim Verfassungsschutz, beim Landeskriminalamt oder jetzt bei der Polizeidirektion. Das Ministerium weiß etwas, sagt aber so lange nichts, bis der Vorfall irgendwie öffentlich wird. Und dann weiß das Ministerium nicht, was es sagen soll.
Liste der Pannen bei Behörden ist lang
Vom aufgeflogenen V-Mann über die verschwundene Maschinenpistole bis zur geklauten Aktentasche, die Liste der Pannen bei Pistorius-Behörden ist lang – um hier nur mal einige Höhepunkte zu nennen. Man könnte über das eine oder andere vielleicht Schmunzeln, wenn es nicht um hochbrisante Dinge ginge, wenn nicht teilweise sogar Menschen dadurch in Lebensgefahr geraten könnten. Pistorius muss diese Probleme in den Griff bekommen.
Was für einen Politiker allerdings noch schwerer wiegen dürfte, ist der zunehmende Verlust an Glaubwürdigkeit. Es wäre nach den Vorfällen der vergangenen Monate nicht verwunderlich, wenn die Opposition künftig bei jeder Antwort aus dem Innenministerium erst einmal davon ausgehen würde, dass sie unvollständig oder unwahr ist. Das kann sich kein Minister auf Dauer leisten und auch keiner, der SPD-Bundesvorsitzender werden will. Dabei wäre es doch gerade im aktuellen Fall ganz einfach gewesen, bei der Wahrheit zu bleiben. Die Aufregung um den Verlust von ein paar verstaubten, verlegten Akten hätte sich wohl schnell wieder gegeben.
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Von Marco Seng