LKA Niedersachsen warnt vor SMS-Virus

Das Landeskriminalamt und Polizeidienststellen in Niedersachsen warnen vor betrügerischen SMS-Nachrichten angeblicher Paketdienstleister. Die Kurznachrichten werden derzeit massenhaft auch in Hannover verschickt und sollen die Empfänger dazu verleiten, ungewollt Schadsoftware auf ihre Mobiltelefone zu laden. „Ihr Paket kommt an, verfolgen Sie es hier“ – so oder so ähnlich lautet der Inhalt. Wie eine Sprecherin des Landeskriminalamts (LKA) sagte, sind seit dem ersten Auftauchen der Nachrichten zum Jahreswechsel inzwischen verschiedene Varianten unterwegs. Die Polizei rät dringend davon ab, solche Links in SMS zu öffnen. Wer es dennoch tut, installiert auf seinem Handy unbemerkt eine Schadsoftware, die gleichlautende Kurznachrichten massenhaft verschickt – das kann je nach Vertrag teuer werden, wenn SMS nicht in einem Paket enthalten sind. Zudem sperren die Mobilfunkbetreiber offenbar auch Anschlüsse, wenn sie feststellen, dass massenhaft Nachrichten verschickt werden. Die Verbraucherzentrale Niedersachsen kennt mittlerweile Fälle in zweistelliger Zahl, wie eine Sprecherin sagte. Täter schwer zu fassen: Zugleich sorgt der Versand über die Handys der Verbraucher für Schwierigkeiten bei der Suche nach den Tätern. „Man gelangt nicht zu den eigentlichen Tätern“, sagte die LKA-Sprecherin. Betroffen sind nach ihren Angaben nur Android-Geräte, iPhones jedoch nicht. „Apple lässt nicht zu, dass sich unbekannte Software im Hintergrund installiert.“ Die Software macht nach Angaben der Sprecherin außerdem noch mehr: „Sie kann auch persönliche Daten aus dem Handy abgreifen, Kontakte oder Passwörter etwa. Die Täter können die Daten für weitere Betrugsmaschen nutzen – oder Erpressungen.“ Die Polizei weist auf die Möglichkeit hin, in den Einstellungen des Telefons SMS von unbekannten Absendern zu blockieren. Kommt die Nachricht von einem Bekannten, besteht der Verdacht, dass im Telefon des Absenders die Schadsoftware bereits installiert ist. In dem Fall sollte man den Absender unbedingt informieren. Wer den Link in der SMS bereits angeklickt hat, sollte das Handy zunächst in den Flugmodus schalten – das kappt alle Verbindungen ins Internet. Im Anschluss, so lautet der Rat des Landeskriminalamts, sollte man seinen Mobilfunkanbieter kontaktieren und eine sogenannte Drittanbietersperre einrichten lassen. Anschließend sollte man bei der örtlichen Polizei Anzeige erstatten. Als Beweise dienen Bildschirmfotos und auch das Smartphone selbst, eventuell auch Kostennachweise. Erst danach sollte das Handy im abgesicherten Modus gestartet werden. Man kann dann die zuletzt nicht selbst installieren Apps suchen und löschen. Mit etwas Glück war es das schon. Auf der ganz sicheren Seite ist man, wenn man das Handy komplett löscht und auf die Werkseinstellungen zurücksetzt – damit sind aber alle Daten verloren. Man kann die Daten darum vor dem Löschen in einem Cloudspeicher ablegen und anschließend wieder auf das Telefon laden. Dabei muss man aber darauf achten, dass sich darunter keine Apps befinden – sonst holt man sich den Trojaner unter Umständen gleich wieder aufs Handy. Fehlende Apps lädt man sicherer direkt aus dem Playstore von Google herunter. Auch in der Region Hannover sind Handynutzer von der bundesweiten Betrugsmasche betroffen, ein Schwerpunkt liegt möglicherweise in Langenhagen. Nach Angaben der Verbraucherzentrale gibt es einen weiteren Fall in Garbsen. Aber auch in der Landeshauptstadt tauchen die Nachrichten auf Handybildschirmen auf. Das Problem sei „sehr weit verbreitet“, erklärte die LKA-Sprecherin. Konkret beziffern lasse sich er Schaden aber nicht. Aktuell warnt die Polizei in den Kreisen Nienburg und Schaumburg vor einer leicht abgewandelten Masche, die offenbar teilweise auch schon in der Region Hannover vorgekommen ist. Handynutzer erhalten SMS-Nachrichten oder E-Mails mit dem Inhalt, ein für sie bestimmtes Paket sei im Verteilzentrum angehalten worden. Eine andere Nachricht informiert über einen fehlgeschlagenen Zustellversuch. Das soll jeweils mit weiteren Zustellkosten von 2 bis 5 Euro verbunden sein. Die Links führen dann zu einer Internetseite, auf der persönliche Daten und die Kreditkartennummer abgegriffen werden sollen – sogenanntes Phishing. Außerdem schließe man ein Abo ab, warnt die Polizei in Nienburg. Durch den ungewollten Versand Hunderter SMS kann die Handyrechnung sehr teuer werden. Bei der Verbraucherzentrale in Göttingen ist zum Beispiel ein Fall bekannt, in dem der Handybesitzer für die SMS 500 Euro Telefongebühren zahlen sollte. Doch es gibt einen Weg, nicht auf den Kosten sitzen zu bleiben. Dafür muss man unverzüglich mit seinem Mobilfunkanbieter Kontakt aufnehmen, bei der Polizei Anzeige erstatten und Beweise vorlegen. Dann schützt das Telekommunikationsgesetz (TKG) Verbraucher davor, dass sie die Kosten tragen müssen – so steht es in Paragraf 45i TKG. Im Absatz 4 heißt es dazu: Könne der Verbraucher nachweisen, dass ihm der SMS-Versand nicht zugerechnet werden kann, dann habe der Mobilfunkanbieter keinen Anspruch auf das Entgelt. Die Methode wird offenbar ausgefeilter. Bisher sahen die Nachrichten eher schmucklos aus. In Osnabrück verschicken Täter mittlerweile SMS im Namen von Fedex und ahmen dabei auch das Erscheinungsbild des amerikanischen Paketdienstleisters nach. Wer auf den Link gehe, lege damit sein Gerät lahm und gebe sensible persönliche Daten preis, warnt die Osnabrücker Polizei. Die Beamten raten dringend davon ab, den Link zu öffnen. „Wenn die Verbraucher Zweifel haben, sollten sie sich beim Versender des erwarteten Paketes erkundigen, ob alles so seine Richtigkeit hat.“ Von Karl Doeleke