Niedersachsen: Schulen dürfen auf Zentral-Abitur verzichten

Schulen, die in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie wochenlang komplett geschlossen waren oder nur sehr eingeschränkt Präsenzunterricht hatten, dürfen 2021 ausnahmsweise eigene Abituraufgaben stellen anstatt am Zentralabitur teilzunehmen. Das hat das niedersächsische Kultusministerium jetzt klargestellt. Seit 2006 schreiben alle Schulen in Niedersachsen einheitliche Abiturprüfungen, in Deutsch, Mathematik, Englisch und Französisch gibt es seit einigen Jahren auch einen bundesweiten Aufgabenpool. Bildungsverbände fordern schon lange dezentrale Prüfungen: Schon im Frühjahr hatten Bildungsverbände gefordert, dass in der Corona-Krise auch dezentrale Prüfungen möglich sein müssten, da die Schulen in ganz unterschiedlicher Weise von der Pandemie betroffen seien. Auch Schüler hatten sich beschwert, weil sie durch den Teil-Lockdown im Frühjahr wichtigen Unterrichtsstoff verpasst hatten. Daraufhin besserte das Kultusministerium bei den Prüfungsaufgaben für 2021 nach, vor allem in Mathematik wurden Themenbereiche gestrichen, es wurde auch eine erweiterte Auswahl von Prüfungsaufgaben festgelegt. Ausnahmen bei wochenlangem Unterrichtsausfall möglich: Nun stellt das Kultusministerium klar, dass Prüfungskurse im Ausnahmefall vom Zentralabi abweichen können. Etwa wenn... sie acht Wochen lang im Wechselmodell mit geteilten Lerngruppen unterrichtet wurden sie sechs Wochen lang komplett im Homeschooling waren, weil die Schule zu oder der Kurs in Quarantäne war aus anderen Gründen vier Wochen lang komplett der Unterricht ausgefallen ist Aber auch die dezentralen Aufgaben müssten den Anforderungen des allgemeinen Bildungsstandards entsprechen und würden von der Schulaufsicht geprüft. Der Erwerb der allgemeinen Hochschulreife sowie eine bundesweite Anerkennung des Abschlusses in Absprache mit den anderen Bundesländern seien sichergestellt, hieß es. Tonne: Alle Abschlüsse werden gleichwertig zu Vorjahren sein: Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) sagte: „Niemand muss sich Sorgen um den Schulabschluss machen. Wir haben Vorkehrungen getroffen, dass trotz der Corona-Pandemie alle Abschlüsse auf hohem Qualitätsniveau gemacht werden können. Das gilt für das Abitur und das gilt für die genauso wichtigen Haupt-, Real- und Förderschulabschlüsse. Es wird keinen Corona-Makel geben.“ Gekürzt werde nicht bei der Qualität, sondern zielgenau beim Lernstoff, der vielleicht weniger abgearbeitet werden konnte. Lesen Sie auch: Wechselmodell an Schulen: So geht es nach den Ferien in Niedersachsen weiter Während die Abiturienten im Januar weiter im Regelbetrieb lernen, wechseln alle anderen weiterführenden Schulen ab Klasse 5 – auch in den Abschlussjahrgängen 9 und 10 – ins Wechselmodell. Tonne hatte dies damit begründet, dass die Abiturkurse so klein seien, dass eine Halbierung der Lerngruppen keinen Sinn mache. Der Verband Niedersächsischer Lehrkräfte hatte kritisiert, dass die Abschlussklassen an den Sekundarschulen dagegen geteilt unterrichtet werden. Auch Haupt- und Realschüler können dezentrale Prüfung schreiben: Auch hier können dezentrale Prüfungen geschrieben werden, wenn sechs Wochen lang in Modell B oder C (komplette Schulschließung) unterrichtet wurde. Bei Schülern, die per Attest zu einer Risikogruppe gehören und sechs Wochen keinen Präsenzunterricht hatten, entscheidet die Prüfungskommission der Schule bis Ende Mai, ob sie zentrale oder dezentrale Prüfungen schreiben. Vorsichtshalber hat das Land schon Nachschreibtermine für Juni festgelegt, falls an den eigentlichen Prüfungstagen die Arbeiten nicht geschrieben werden können. Nach Angaben des Kultusministeriums hat bislang keine Schule einen Antrag auf ein dezentrales Abitur gestellt. Von Saskia Döhner