Sommerurlaub mit Einschränkungen droht an Niedersachsens Nordseeküste

Die Menschen in Deutschland können nach Einschätzung von Bundesaußenminister Heiko Maas in der Corona-Krise nicht auf einen normalen Sommerurlaub ohne Einschränkungen hoffen. „Eine normale Urlaubssaison mit vollen Strandbars und vollen Berghütten wird es diesen Sommer nicht geben können. Das wäre nicht zu verantworten“, sagte der SPD-Politiker am Dienstag nach einer Videokonferenz mit seinen Kollegen aus Österreich, der Schweiz, Luxemburg und Liechtenstein in Berlin. Er verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass bis Ende August auch alle Großveranstaltungen abgesagt worden seien. Maas schloss damit aber nicht aus, dass die Grenzen für Touristen vor dem Sommer wieder geöffnet werden und Urlaubsreisen mit gewissen Einschränkungen möglich werden. Dies sei schwer zu prognostizieren, sagte er. Auch an der Nordseeküste ist mit Einschränkungen zu rechnen: Verständnis für die skeptische Haltung des Bundesaußenministers zeigt der Vorsitzende des Tourismusverbandes Niedersachsen, Sven Ambrosy (SPD), zugleich Landrat von Friesland. „Das wird keinesfalls ein normaler Sommer – auch an der Nordseeküste nicht“, sagte Ambrosy der HAZ. Denn man wisse nicht, wie sich die Gefahrenlage langfristig entwickele. Das Coronavirus habe schon jetzt eine verheerende Wirkung für die Tourismusbranche in Niedersachsen mit ihren 293.000 sozialversicherten Jobs. „Das ist tragisch, denn diese Branche ist jetzt auf Null gesetzt, weshalb wir uns nachhaltige Gedanken über einen Wiederaufbau machen müssen.“ Ambrosy stellt sich für die niedersächsischen Zielorte einen Drei-Stufen-Plan vor. In der ersten Phase könnte man die Besitzer von Ferienwohnungen wieder anreisen lassen, dazu auch Dauercamper. In der zweiten Phase könnten stufenweise die Außengastronomie wieder eröffnet werden – allerdings unter klaren hygienischen Vorgaben. Erst in der dritten Phase könne man den Tagestourismus wieder zulassen, meinte Ambrosy, mochte aber keine Angaben machen, wann dies wieder möglich sei. Man könne den Tagestourismus mit Großveranstaltungen vergleichen. „Nehmen Sie als Beispiel meinen Landkreis Friesland um Jever, wir haben bei 100.000 Einwohnern 3,8 Millionen Tagesgäste im Jahr. Dafür reichen die Krankenhausplätze nicht aus, deshalb schotten wir uns derzeit ab.“ Althusmann vorsichtig optimistisch: Niedersachsens Wirtschafts- und Tourismusminister Bernd Althusmann (CDU) ist nach eigenen Worten „vorsichtig optimistisch, dass der Sommerurlaub in Niedersachsen nicht ins Wasser fällt“. Althusmann sagte der HAZ: „Wir werden im Sommer höchstwahrscheinlich wieder Tourismus erleben – aber vermutlich deutlich weniger als gewohnt und ganz anders. Der Sommerurlaub 2020 wird Tourismus mit dem Coronavirus sein, das heißt mit umfangreichen Kontaktbeschränkungen.“ Auch Althusmann rechnet damit, dass Ferienwohnungen und -häuser als erste wieder öffnen können, Hotels und Jugendherbergen wahrscheinlich erst zu einem späteren Zeitpunkt hinzukommen. Alles hänge allerdings davon ab, „dass es uns gelingt, die Infektionszahlen auf niedrigem Niveau zu halten.“ Das müsse jedem klar sein. „Dichtes Gedränge am Strand, im Freibad oder am Büfett müssen wir vermeiden“, sagte Althusmann. In Deutschland gilt eine weltweite Reisewarnung für Touristen bis zum 3. Mai. Ende April werde entschieden, wie es damit weitergehe, sagte der Außenminister. Der Deutsche Reiseverband (DRV) forderte mehr Planungssicherheit. Der Verband warnte davor, Reisen im Sommer abzuschreiben oder ausschließlich innerhalb Deutschlands für möglich zu halten. Das tägliche GT/ET Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Göttingen täglich gegen 17 Uhr im E-Mail-Postfach DRV-Präsident Norbert Fiebig sagte: „Um ein Minimum an Planungssicherheit für die Unternehmen der Reisewirtschaft – Reisebüros wie auch Reiseveranstalter und alle anderen – zu bekommen, benötigen wir möglichst differenzierte Reisehinweise.“ Wenn man auch in Zukunft allgemein vor Auslandsreisen warne, werde das der Realität nicht gerecht. Lesen Sie auch: Was wird aus meiner Urlaubsreise – und wie verhalte ich mich jetzt richtig? Von Michael B. Berger

Corona-Krise - Was wird aus dem Sommerurlaub in Niedersachsen? Touristikexperten sind skeptisch