Trockenheit: Landwirte in Niedersachsen sorgen sich um Rüben und Gerste und hoffen auf Regen

Die Felder sind staubtrocken, das ist weithin sichtbar. Bauern, die dieser Tage ihre Felder bearbeiten, wirbeln so viel trockene Erde auf, dass Fußgänger und Radfahrer sich in Acht nehmen müssen. Im April hat es praktisch nicht geregnet, und das macht vor allem den Landwirten im nördlichen Teil Niedersachsens, aber auch in der Region Hannover zu schaffen. Gerade auf sandigen Böden drohen Zuckerrüben und andere junge Keimlinge zu vertrocknen. „Es müsste was kommen“, sagt Christoph Düvel, und er meint Regen, der aber nicht in Sicht ist. Der Landwirt in Hohne (Kreis Celle) zieht ebenfalls eine Staubwolke hinter sich her, während er mit der Scheibenegge eine Ölrettich-Zwischenfrucht in den Boden einarbeitet. „Da wollen wir nächste Woche Mais legen“, erzählt Düvel. Er rechnet damit, dass der Mais keimen wird, denn knapp unter der Staubschicht ist dieser Acker leicht moorig. Bauern fürchten um Zuckerrüben: Anfang April waren die Felder noch regennass und vom Nachtfrost verdichtet gewesen. Da sei die Bodenbearbeitung schwierig gewesen, erinnert sich der 55-Jährige, der einen Hof mit 65 Hektar Ackerfläche bewirtschaftet. „Dass es jetzt staubt, ist eigentlich ein gutes Zeichen“, meint er. „Im Untergrund ist noch gut oder normal Wasser.“ Als Kreislandvolkvorsitzender hat er aber von Kollegen gehört, die zunehmend um ihre gerade auflaufenden Rüben fürchten. Viele, auch Düvel, machen sich zudem um die Sommergerste Gedanken: „Die ist sehr empfindlich.“ Auch Landwirt Thorsten Riggert in Klein Süstedt bei Uelzen bereitet das Mais-Drillen vor und wünscht sich Regen. Da es im Nordosten Niedersachsens im Februar besonders viel Niederschlag gab, seien die Wasservorräte nach den beiden sehr trockenen Vorjahren zwar ein Stück weit aufgefüllt. Auch seien die meisten Kulturpflanzen noch klein und hätten damit einen eher geringen Wasserbedarf, sagt der Kreislandwirt. Hohe Temperaturen und starker Wind haben zuletzt die Verdunstung aber deutlich erhöht. „Ein stetiger Wechsel zwischen Regenschauern und wärmeren Tagen mit Sonnenschein ist für das Wachstum unserer Kulturpflanzen deutlich besser“, meint Riggert. Bewässerung ist nur begrenzt erlaubt: Die durchlässigen leichten Böden in den Kreisen Uelzen, Celle, Gifhorn und Lüneburg sind klassische Beregnungsstandorte. Doch die Bewässerung ist nur begrenzt erlaubt. Nach den Erfahrungen mit den Dürresommern haben die Landwirte nach Angaben des Landvolkverbandes in Hannover ihre Wasserrechte streng im Blick und schieben den Start der Beregnung möglichst weit nach hinten. Roggen ist genügsamer: „Zusätzlich haben sie Konsequenzen für die Kulturartenauswahl gezogen und beispielsweise mehr Roggen angebaut“, sagt eine Verbandssprecherin. Dieser sei genügsamer als Winterweizen und könne Trockenphasen besser überstehen. Auch in der Bodenbearbeitung für die Frühjahrsbestellung reagieren die Landwirte demnach auf die klimatischen Herausforderungen: „Sie verhindern durch eine rasche Aussaat oder Pflanzung nach der Bodenbearbeitung eine zu schnelle Abtrocknung der Felder.“ Vereinzelt sind aber auch auf den landwirtschaftlichen Flächen in der Region Hannover schon Beregnungsanlagen im Einsatz – in dieser Woche dürfte sich das verstärken. Besonders auf den leichteren Böden nördlich von Hannover haben Sonne und Wind viel Wasser verdunsten lassen, die Oberflächen sind zu trocken. In den schwereren Böden südlich des Mittellandkanals dagegen verschwindet das Wasser nicht so schnell. Landwirte diskutieren Beregnung: Laut Wettervorhersage sind Regenfälle vorerst nicht in Sicht. „Die Landwirte diskutieren das Thema Beregnung überall in der Region seit Tagen. Nach dem Wochenende geht es los“, sagt Volker Hahn aus Neustadt-Hagen, Vorsitzender des Landvolks Hannover. Um die Böden ausreichend feucht zu halten, seien im Tagesschnitt etwa vier Liter Regen pro Quadratmeter erforderlich. „Im gesamten April waren es aber nur drei Liter“, schildert Hahn. Die Wasservorräte aus den regenreicheren Tagen im Frühjahr seien damit aufgebraucht. „Besonders Wintergetreide und Raps stehen jetzt voll im Wachstum und brauchen deshalb Feuchtigkeit. Ohne Beregnung geht es nicht mehr“, sagt Hahn. Ein Problem für die Landwirte sind auch hier die Wasserrechte. Um die Kontingente, die sie für die Beregnung verwenden dürfen, nicht zu früh anzugreifen, würden sie die Anlagen gern so spät wie möglich in der Saison anwerfen, vor allem mit Blick auf eine mögliche dritte Sommerdürre in Folge. Durch diese Rechnung hat das Aprilwetter, laut Volksweisheit eigentlich launisch und abwechslungsreich, vorerst einen Strich gemacht. Lesen Sie auch: Wie Trockenheit zum Streit um Wasser führt Von Gabriele Schulte und Bernd Haase

Trockenheit - Viele Felder in Niedersachsen sind zu trocken: Bauern sorgen sich um Rüben und Gerste