ADAC-Test: Hannovers Radwege sind mangelhaft

Die Radwege in Hannover sind oft nicht breit genug. Zu diesem Ergebnis kommt ein Test des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs (ADAC), der in zehn deutschen Landeshauptstädten durchgeführt worden ist. Hannovers getestete Pisten erhalten die Durchschnittsnote „Mangelhaft“. Nur Mainz schneidet noch schlechter ab. Insgesamt ergibt sich kein Ruhmesblatt: Kiel ist die einzige Stadt, die die Note „Gut“ erhält. Sieben weitere Städte, darunter München, Stuttgart und Bremen, kommen auf „Ausreichend“. Der ADAC hat stichprobenartig überprüft, ob bestehende Radwege dem steigenden Verkehrsaufkommen gewachsen sind und dafür in den Städten insgesamt 120 Routen berücksichtigt. Maßstab sind die von der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen in Köln empfohlenen und als Stand der Technik anerkannten Breiten von zwei Metern im Regelfall und 1,60 Meter als Mindestmarke. Tester nehmen zwölf Strecken unter die Lupe: In Hannover haben die Tester zwölf Routen mit einer Gesamtlänge von 43,9 Kilometern untersucht. Darunter sind etwa Teilbereiche des Engelbosteler Damms, der Jakobistraße sowie Strecken von der Hohenzollernstraße zum Welfengarten, von der Charlottenstraße in Linden zum Landtag oder von der Kleefelder Berckhusenstraße zum Hauptbahnhof. „Typische Wege zu Schulen und Hochschulen, zur Arbeit, zum Einkauf oder für das Freizeitradeln“, nennt der ADAC die Auswahlkriterien. 58 Prozent der Pisten stuften die Tester als mangelhaft oder sehr mangelhaft ein. Lesen Sie auch: Das sind Hannovers absurdeste Radwege „Ein gutes Drittel der Teststrecken erreicht nicht einmal die empfohlene Mindestbreite. An einigen Engstellen ist es nur ein Meter“, kritisiert der ADAC und sieht in diesem Umstand unter anderem Sicherheitsprobleme beim Überholen. Auf der anderen Seite sind nur 8 Prozent des Testnetzes breiter als empfohlen. Weitere 14 Prozent erreichen immerhin noch die Zwei-Meter-Regelbreite. Immerhin ergibt sich als positives Resultat noch, dass im Vergleich zu anderen Städten wenig Hindernisse wie Masten und Schilder das Fortkommen auf Radwegen behindern. Radwegenetz bringt es auf 1900 Kilometer: Dass viele Radwege zu schmal sind, liegt laut ADAC auch daran, dass Hannover schon vor 30 Jahren in die entsprechende Planung eingestiegen ist – unter Berücksichtigung der damals herrschenden geringeren Standards. „Die 1900 Kilometer Radverkehrsanlagen können nicht neu gebaut werden“, meint der Automobil-Club. Empfehlungen hat er parat: Verbindungen auswählen, auf denen entweder Autos, Stadtbahnen oder eben Fahrräder Priorität haben, den Radverkehr auf Hauptradrouten bündeln, ohne Nebenstrecken zu vernachlässigen. Eine weitere Forderung: „Um blockierte Radverkehrsanlagen vor Falschparkern zu schützen, muss regelmäßig kontrolliert, und Parkverstöße müssen geahndet werden.“ Die Stadt verweist auf ihr geplantes Veloroutennetz und auf die sogenannten Radschnellwege, die nach Langenhagen, Lehrte und Garbsen führen sollen. Für Eberhard Röhrig-van der Meer, Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) in der Region, sind breite Wege eine entscheidende Voraussetzung, um mehr Menschen zum Radfahren zu ermuntern. Das Veloroutennetz stößt bei ihm auf Zustimmung, nicht aber der bisher vorgesehene Gesamtzeitraum für die Umsetzung: „Das muss schneller als in zehn Jahren passieren.“ Aktuell können Radler bundesweit die Fahrradfreundlichkeit ihrer Städte bewerten. Anfang September hat der sogenannte Fahrradklimatest begonnen, den der Allgemeine Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) alle zwei Jahre durchführt und der als wichtigster seiner Art hierzulande gilt. Der Test läuft noch bis zum 30. November per Umfrage auf www.fahrradklima-test.adfc.de im Internet. Dort steht eine Liste von 27 Fragen, die alle für Radler wichtigen Kriterien abdecken. Die Teilnahme ist unabhängig von einer Mitgliedschaft im ADFC möglich. Ergebnisse will die Fahrradlobby im Frühjahr veröffentlichen. Schon jetzt steht fest, dass mehr Teilnehmer mitmachen als je zuvor: Die Halbzeitmarke liegt bei rund 120.000, das sind 65 Prozent mehr als noch vor zwei Jahren. In Hannover haben bislang 1266 Fahrradinteressierte die Fragen beantwortet (Stand Donnerstagmittag). Beim vergangenen Klimatest hatte Hannover im Großstadtvergleich Rang zwei hinter Bremen belegt. Allerdings reichte dazu der eher mäßige Wert von 3,77 nach dem Schulnotensystem. Lesen Sie auch Velorouten in Hannover: OB Onay markiert erste Strecken Velorouten für Radfahrer in Hannover: ADFC fordert mehr Tempo beim Bau Hannover belegt Spitzenrang bei bundesweiter Fahrradumfrage vom ADFC Von Bernd Haase