Deutsche Bank in Hannover: Extinction-Rebellion-Aktivisten kleben sich an Fenster

Klimaprotest vor der Deutschen Bank am Georgsplatz 20: Mitglieder des Bündnisses Extinction Rebellion (XR) aus Hannover, Hildesheim und Braunschweig haben sich am Freitagmorgen an die Schaufenster des Geldhauses in Hannovers Innenstadt geklebt. Sie protestieren dagegen, dass die Deutsche Bank weiterhin in Projekte der Kohle- und Rüstungsindustrie investiert. Die Polizei schritt nicht ein, nach Geschäftsschluss um 13 Uhr wurde der Kleber gelöst. Extinction-Rebellion-Aktivisten kritisieren Banken: Anja Krauß von XR-Hannover kritisierte, die Banken verhielten sich trotz des fortschreitenden Klimawandels „noch immer so, als ginge sie das alles gar nichts an, und als könnten sie einfach ungestraft weiter Geld damit verdienen, die Kohleindustrie zu finanzieren und damit unsere Zukunft zu zerstören.“ Es gebe „durchaus ethische, ökologisch ausgerichtete Alternativbanken“, zu denen Kunden wechseln könnten. Zwei der etwa 20 Aktivisten hatten jeweils eine Hand an den beiden Glasscheiben rechts und links vom Haupteingang festgeklebt. Zusätzlich hatten sie die anderen Hände verschränkt und verklebt – damit war der Hauptzugang blockiert. „Wir wollen die Kunden auf das Thema aufmerksam machen, sie haben durch den Seiteneingang aber trotzdem Zugang zum Gebäude“, sagte Till (26), der gemeinsam mit Paulina (32) an der Scheibe klebte. Es war ein friedlicher Protest. Lieder wurden gesungen, Transparente enthüllt. Die Polizei war seit 10.19 Uhr auf dem Georgsplatz mit mehreren Streifenwagen präsent. Es gab die üblichen Debatten darüber, dass die XR-Aktivisten nie eine Versammlungsleitung benennen, insgesamt aber duldete die Polizei die Aktion. Der Kleber sollte nach Angaben der Protestierer rückstandsfrei entfernt werden können. Weltspartag als Kulisse: Als Kulisse für die bundesweiten Proteste diente der Weltspartag am 30. Oktober, die unter dem Schlagwort „Urgewald“ stehen. Zwei Ölfässer und ein symbolisches Kohleförderband flankierten die Aktion in Hannover. Krauß sagte: „Gerade werden durch den bereits eingetretenen Klimawandel Kipppunkte des Klimas aktiviert, die massiv die Wahrscheinlichkeit eines irreversiblen Kollapses erhöhen.“ Lesen Sie auch: So will Extinction Rebellion in Hannover gegen die Klimakrise kämpfen Ein Sprecher der Deutschen Bank wies die Vorwürfe klimaschädlicher Geldgeschäfte zurück. Das Unternehmen habe „deutliche Fortschritte bei der nachhaltigen Transformation gemacht“. Erst im Mai habe man „ehrgeizige und erstmals quantifizierbare Nachhaltigkeitsziele“ beschlossen, was nachhaltige Finanzierungen und Vermögensverwaltungen betreffe. Zudem habe die Bank sich 2015 dem Pariser Klimaabkommen und später der Selbstverpflichtung des deutschen Finanzsektors angeschlossen. Die XR-Aktivisten hingegen listeten auf, die Deutsche Bank habe seit dem Pariser Klimaabkommen von 2015 bis Ende 2019 den größten europäischen Kohlekraftwerksbetreibern wie RWE, Uniper/Fortum und Enel insgesamt 3 Milliarden Euro in Form von Krediten und der Ausgabe von Aktien und Anleihen zur Verfügung gestellt. Im Juli 2019 und im Juli 2020 habe die Bank dem indischen Unternehmen Adani über die Ausgabe von Anleihen geholfen, Geld am Kapitalmarkt aufzunehmen. Adani will die größte Kohlemine Australiens bauen. „Deutsche Bank hinkt Klimazielen deutlich hinterher“: Die Protestierer erkannten zwar an, dass die Deutsche Bank im Juli 2020 neue Richtlinien zur Finanzierung von fossilen Energien veröffentlicht habe. Diese seien aber „viel zu wenig ehrgeizig, um die Pariser Klimaziele einhalten zu können“. Auch im Vergleich zu anderen europäischen Banken „hinkt die Bank deutlich hinterher“ heißt es. XR-Aktivistin Ellen Gerdes forderte Bankkunden auf, ethische Kriterien für Geldanlagen von ihren Banken zu fordern oder das Institut zu wechseln. Lesen Sie auch Juli 2020: Klimaaktivisten blockieren Straße vor Hannovers SPD-Zentrale Radikaler als Fridays for Future: So will Extinction Rebellion in Hannover gegen die Klimakrise kämpfen Deutsche Bank überrascht mit Gewinn im dritten Quartal Von Conrad von Meding