Hygiene zum Schutz gegen Coronavirus: Was hilft

Beim HAZ-Expertenforum ging es vielen Lesern auch um das Thema Hygiene. Experten auf diesem Gebiet sind Dr. Uwe Mai und Christoph Lassahn. Es sind viele Informationen im Umlauf – aber stimmen die auch? Die Experten konnten im Gespräch mit HAZ-Lesern unter anderem diese zehn Fragen aufklären: Frage 1: Breiten sich Coronaviren auch im Wasser der Schwimmbäder aus? Antwort: Das stimmt nicht, erklärt Krankenhaushygieniker Christoph Lassahn. Die Viren seien sehr empfindlich gegenüber Veränderungen wie Licht- oder Temperaturverhältnissen. Zudem habe das Chlor im Wasser von Schwimmbädern eine desinfizierende Wirkung. „Auch wenn man Wasser schluckt, muss man sich keine Sorgen machen“, sagt Lassahn. „Das Chlor tötet die Viren ab.“ Frage 2: Kann sich das Coronavirus in Fitnessstudios schneller verbreiten? Antwort: „Das kommt darauf an, wie sauber und hygienisch das Fitnessstudio ist“, sagt Uwe Mai, Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene. Er habe durchaus schon Studios erlebt, in denen es „große Schlamperei“ gegeben habe – unabhängig vom Coronavirus. Allgemein sei das Risiko, sich im Fitnessstudio mit dem Coronavirus anzustecken, momentan nicht sehr hoch, da bisher wenige Menschen das Virus in sich tragen. „Es kann aber sinnvoll sein, in seinem Studio nach Hygienesiegeln zu fragen oder danach, von welcher Firma die Hygieneberatung gemacht wird“, sagt Mai. Frage 3: Überlebt das Virus auf unbelebten Oberflächen länger als eine Woche? Antwort: Wenn die Bedingungen für das Virus optimal seien, könne er durchaus bis zu neun Tagen auf unbelebten Flächen überleben, erklärt Hygieneexperte Lassahn. Allerdings seien diese Voraussetzungen kaum irgendwo gegeben. „Es trocknet schnell aus und ist lichtempfindlich“, sagt er. Generell sei es aber ratsam, nach der Straßenbahnfahrt – bei der man die Haltegriffe angefasst hat – gründlich Hände zu waschen. Auf Waren, die aus China gekommen sein, wie etwa Spielzeug, habe man keine Coronaviren nachweisen können, sagt der Experte. „Hier braucht man sich keine Sorgen machen.“ Lesen Sie auch: Wohin kann ich trotz Corona noch reisen – und wie bekomme ich mein Geld zurück? Das sagt der Experte Frage 4: Ist die Ansteckungsgefahr im Zug besonders hoch? Antwort: „Bei uns eher nicht“, sagt Lassahn, der Mitglied der Corona-Taskforce der Diakovere ist. Da es wenige unerkannte Corona-Fälle gebe, sei die Ansteckungsgefahr generell gering. Man habe bisher so gut wie jeden Fall nachverfolgen und die Infektionsquellen aufklären können. „Die Situation ist nicht völlig außer Kontrolle.“ Man müsse aber versuchen, das Virus nicht weiter zu verbreiten und gerade in Zügen versuchen, den Abstand von einem Meter einzuhalten sowie nach der Zugfahrt gründlich Hände zu waschen. „Aufmerksam und aktiv sei ist auf jeden Fall ratsam.“ Frage 5: Können Obst und Gemüse mit dem Coronavirus belastet sein? Antwort: Nein. Obst und Gemüse sollte zwar gründlich mit warmem Wasser abgewaschen werden, dass die Oberfläche infiziert ist, sei aber nahezu unmöglich, sagt Doktor Uwe Mai. „Dann muss schon jemand darauf spucken.“ Weder das Obst aus dem Supermarkt, das schon viele andere Kunden angefasst haben, noch die Früchte aus China seien gefährlich, wenn man sie schält oder heiß abspült, erklärt der Virologe. Tests konnten auf Obst und Gemüse keine Viren nachweisen. Lesen Sie auch: Wann sollte ich wegen Coronaverdacht zu Hause bleiben? Das antworten Experten auf HAZ-Leserfragen Frage 6: Sollten die Hände mit warmen Wasser gewaschen werden? Antwort: „Das spielt keine Rolle“, weiß Lassahn. Kaltes Wasser hilft genauso im Kampf gegen die Verbreitung des Virus. Die Hände sollten aber mindestens 30 Sekunden lang (zweimal „Happy Birthday“ singen ist tatsächlich sinnvoll) und mit Seife gewaschen werden – außerdem recht häufig. „Bei jedem Nachhausekommen, vor dem Essen und nach dem Toilettengang sollte sich jeder das Händewaschen aber ohnehin angewöhnen“, sagt Lassahn. Desinfizieren müsse man die Hände nicht zwingend, sagt er. „Waschen reicht völlig aus.“ Frage 7: Sollten Arzt- und Krankenhausbesuche gerade vermieden werden? Antwort: Doktor Uwe Mai kann beruhigen: Ein Arztbesuch biete momentan kein zusätzliches Risiko für eine Ansteckung mit dem Coronavirus. Auch nicht der Zahnarztbesuch – nach einem Eingriff seien Patienten nicht stärker empfänglich für die Viren. Ebenso seien zum Beispiel Voruntersuchungen im Krankenhaus derzeit kein Problem. „Die meisten Patienten, bei denen das Virus nachgewiesen wurde, sind in Quarantäne und nicht im Krankenhaus“, sagt Mai. Momentan sei daher das Ansteckungsrisiko gering. Aber der Virologe rät: „Wenn Sie es machen, machen Sie es jetzt – wir wissen nicht, ob wir in drei Monaten italienische Verhältnisse haben.“ Dann könne die Situation anders aussehen. Lesen Sie auch: Corona: Erhalte ich bei Quarantäne mein Gehalt – und welche Regelungen gibt es für Urlaub? Das antworten die Experten auf HAZ-Leserfragen Frage 8: Können Haustiere sich mit dem Virus anstecken? Antwort: Das können die Experten noch nicht abschließend sagen. Zwar laufen die Untersuchungen dazu, aber noch gibt es keine gesicherten Erkenntnisse. „Ob ich ganz engen Kontakt zu meinem Haustier habe, sollte sich aber jeder gut überlegen – auch wegen anderer Bakterien und Viren“, sagt Lassahn. Für das Coronavirus sei das aber nicht der Hauptübertragungsweg. Das Virus wird in der Masse von Mensch zu Mensch übergeben. Frage 9: Fühlen sich die Coronaviren in der Sauna besonders wohl? Antwort: Nein. In einer gut gepflegten Sauna, die hygienisch aufgearbeitet wird, brauchen sich Besucher keine Sorgen um Viren machen. Nur den Kontakt zu hustenden und niesenden Menschen sollten Saunagänger vermeiden – „aber die haben dort ohnehin nichts zu suchen“, sagt Experte Mai. Für gesunde Menschen sei der Besuch aber weiter eher ratsam, da Saunagänge das Immunsystem stärken. Auch auf dem trockenen Holz der Sitzbänke kann das Virus nicht überleben. Frage 10: Kann jeder testen lassen, ob er das Coronavirus in sich trägt? Antwort: Momentan noch nicht. Ob jemand getestet wird, entscheidet der Hausarzt. Der Patient muss dafür ein Risikopatient sein, also Symptome zeigen und einen begründeten Verdacht haben, dass er sich mit dem Virus angesteckt haben könnte. Entscheidet der Arzt, dass ein Test erfolgen soll, kann dieser in Hannover seit vergangener Woche einen Fahrdienst beauftragen, der den Abstrich zum Patienten bringt und wieder mitnimmt. So müssen Patienten nicht in die Praxis gehen. 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