Streik im öffentlichen Dienst: Verdi-Mitglieder demonstrieren in der Innenstadt von Hannover

Eine Menschenkette, Kundgebungen und rot-weiße Fahnen: Beschäftigte des öffentlichen Dienstes haben am Donnerstagvormittag in Hannovers Innenstadt deutlich gemacht, dass sie nach wie vor mehr Lohn und bessere Arbeitsbedingungen verlangen. Damit unterstreicht die Gewerkschaft Verdi ihre Forderungen in den aktuellen Tarifverhandlungen. Nach Angaben einer Verdi-Sprecherin beteiligten sich rund 4000 Teilnehmer an der Streikaktion in der City. Krankenpfleger wünschen sich mehr Zeit zum Lernen: Kaum zu überhören waren am Kröpcke die Auszubildenden vom Klinikum Region Hannover. „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut“, skandierten sie. Der Spruch ist eigentlich von den Fridays-for-Future- Demonstrationen bekannt, passt aber auch zu den Forderungen der jungen Pfleger und Pflegerinnen. Sie sehen ihre berufliche Zukunft gefährdet, weil die Ausbildung unter dem Personalmangel in den Krankenhäusern leide. Dadurch bleibe kaum Zeit, um richtig zu lernen, betonen sie. „Wir fordern bessere Arbeitsbedingungen, damit die Oma am Leben bleibt“, sagt Sarah Franke, die bereits das vierte Mal an einem Streik teilnimmt. „Abwasserentsorgung ist systemrelevant“: Den Straßenabschnitt vor der Oper füllen die Angestellten der Stadtentwässerung. „Wenn wir nicht arbeiten, geht alles unter“, sagt Lennard Klöpper. Er kontrolliert, ob Unternehmen ihr Abwasser ordnungsgemäß entsorgen. Die Abwasserversorgung sei systemrelevant, unterstreicht Klöpper. Deshalb fordere er 4,8 Prozent mehr Lohn. Dass die Stadtentwässerung essenziell für das Funktionieren des Gemeinwesens ist, bekamen die Angestellten besonders im März und April zu spüren: Sie hatten eine Urlaubssperre, damit im Fall von coronabedingten Ausfällen noch ausreichend Mitarbeiter zur Verfügung stehen würden. Ein Grund mehr, aus dem sie jetzt mehr Geld fordern. Auch auf die Arbeit von Sven Martin, Abfallfahnder bei Aha, ist die Stadt angewiesen. Er sucht nach denjenigen, die Müll illegal ablegen – und trägt damit dazu bei, dass Hannover nicht im Müll versinkt. „Wir erhoffen uns, dass die Arbeitgeber endlich mal ein vernünftiges Angebot unterbreiten und nicht nur mauern“, sagt er. Ihn ärgere besonders, dass viele Beschäftigte nur befristete Verträge erhalten. „Da schreibt man ja beim Unterzeichnen des Arbeitsvertrags gleichzeitig die Kündigung“, meint Martin. Nächste Verhandlungsrunde am 22. und 23. Oktober: Grund für die erneute Arbeitsniederlegung war, dass die bisherigen Tarifverhandlungen zu keinem Ergebnis geführt hatten. Verdi hatte unter anderem für alle Beschäftigten 4,8 Prozent, mindestens aber 150 Euro mehr Lohn gefordert. Auszubildende sollen 100 Euro mehr erhalten. Die nächsten Verhandlungen mit der Arbeitgeberseite sind für den 22. und 23. Oktober angesetzt. Lesen Sie auch Streik: Städtische Kitas bleiben am Donnerstag geschlossen Streik in Hannover: Verdi plant in dieser Woche keinen weiteren Üstra-Streik Von Thea Schmidt