Interview mit Olaf Martin über Förderprogramme für Kultureinrichtungen in Südniedersachsen

Olaf Martin ist Geschäftsführer des Landschaftsverbandes Südniedersachsen. Dabei handelt es sich um einen kommunalen Verband für regionale Kulturförderung. Mit Geld fördert er Künstler und Einrichtungen und bietet Beratung an. Im Tageblatt-Interview erklärt Martin, welche Hilfe Kulturschaffende derzeit in Anspruch nehmen können. Woher bezieht der Verband seine finanziellen Mittel? Die Kommunen in Südniedersachsen sind Mitglieder des Verbandes und zahlen einen Beitrag. Diese Mitgliedsbeiträge machen ungefähr 145 000 Euro im Jahr aus. Die VGH Versicherungen spendet uns 204 000 Euro und vom Land Niedersachsen bekommen wir etwa 255 000 Euro im Jahr. Als festes Budget haben wir im Jahr etwa 400 000 Euro. Dazu kommen Sonderprogramme. In einem Schreiben informieren Sie über ein Sonderprogramm: Bis zum 31. Mai können kleine Kultureinrichtungen einen Antrag zur Investitionsförderung bei Ihnen einreichen. Es handelt sich um ein Sonderprogramm des Landes Niedersachsen zur Förderung von Investitionen. Etwa 108 000 Euro stehen uns dafür zur Verfügung. Das ist der Anteil des Programms, der von uns verwaltet wird. Für Anträge über 25 000, die direkt beim Ministerium gestellt werden müssen, stehen weitere 1 Millionen Euro zur Verfügung. Mit Investitionen sind nicht Veranstaltungen oder Personalkosten gemeint, sondern Baumaßnahmen, Renovierungen oder Beschaffung von Objekten. Das können auch virtuelle Objekte sein, die Erstellung einer Homepage oder eines Imagefilms etwa. Wie funktionieren die Anträge? Unterstützen Sie beim Ausfüllen der Formulare? Bei den Anträgen zu helfen gehört zu unserem alltäglichen Geschäft. Im Moment sind wir zwar nicht in der Geschäftsstelle des Landschaftsverbands anzutreffen, da wir im Home-Office sind. Wir sind aber gut über E-Mail erreichbar. Auf unserer Internetseite findet man alle Informationen und auch das Antragsformular. Kultureinrichtungen, die ihren Schwerpunkt explizit im Kulturbereich haben, sind antragsberechtigt. Wer wurde im vergangenen Jahr gefördert? Über 20 Einrichtungen haben wir bezuschusst. Das Literarische Zentrum Göttingen hat zum Beispiel 6000 Euro für eine Lichtanlage erhalten, der Kulturverein Rittmarshausen etwa 4 500 Euro für mobile Ton- und Lichttechnik. Das europäische Brotmuseum in Ebergötzen bekam einen Zuschuss von 10 000 Euro für neue Vitrinen. „Um auch Corona-relevante und dringende Investitionen finanzieren zu können, haben wir einen knappen Antragstermin am 31. Mai gesetzt“, heißt es in ihrem Schreiben. Was sind Corona-relevante Investitionen? Viele Künstler wollen momentan gerne virtuell präsenter sein. Die technische Ausrüstung kostet allerdings viel Geld und dafür ist das Investitionsprogramm geeignet. Die Infrastruktur der Einrichtungen soll gefördert werden. Das tägliche GT/ET Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Göttingen täglich gegen 17 Uhr im E-Mail-Postfach Können die Einrichtungen im Moment überhaupt in etwas Neues investieren? Oder geht es für die meisten ums „über Wasser halten“? Sie haben Recht, für einige Kultureinrichtungen geht es jetzt ums Überleben. Für diese Notlagen kann ich Ihnen noch eine ganz neue Information mitgeben: Am Dienstag hat das Kulturministerium ein neues Sonderprogramm gestartet, das explizit für Kultureinrichtungen mit wirtschaftlichen Notlagen gedacht ist, die durch Corona entstanden sind. Auf unserer Internetseite gibt es Informationen. Das gilt für gemeinnützige Kulturanbieter und Veranstalter, die zahlreiche Veranstaltungen absagen mussten. Hier gilt das Windhundprinzip: Wer schnell den Antrag stellt, hat größere Chancen, die Förderung zu bekommen. Etwa 145 000 Euro stehen uns für Zuschüsse zwischen 1 500 und 8 000 Euro zur Verfügung. Bei höherem Zuschussbedarf muss auch hier der Antrag direkt beim Ministerium gestellt werden. Wie sieht ihr Appell an die Kultureinrichtungen aus – wie können sie die schwere Corona-Zeit überstehen? Auf der finanziellen Ebene sollten sie alles mitnehmen, was sie kriegen können. Sie sollten keine Hemmungen haben und sich nicht dem Gefühl hingeben ,Ich bin jetzt ein Sozialfall geworden’. Die Förderprogramme sind explizit dafür gemacht, Kultur und Kulturmenschen zu unterstützen. Es ist zwar mittlerweile ein bisschen unübersichtlich geworden: Stiftungen und Fachverbände bieten Unterstützung an. Aber ich würde versuchen, alles in Anspruch zu nehmen, was geht. Abgesagte Konzerte und Aufführungen, geschlossene Ausstellungen: Die Corona-Krise trifft viele Kunst- und Kulturschaffenden in Göttingen und der Region hart. Die Initiative „Kultur in Südniedersachsen“ (KiSN) von Landkreis und Tageblatt soll Künstlern eine digitale Bühne bieten und ihnen helfen, die Krise zu überstehen. Dort können sich die Künstler online kostenfrei präsentieren. Doch die Initiative soll ihnen vor allem auch dabei helfen, in der Corona-Krise ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Das kann über Spenden geschehen, aber auch durch den Verkauf von Produkten oder über Gutscheine. Dabei hilft den Künstlern ein Expertenteam aus Politik, Kunst und Vermarktung. Zum Team gehören: Vermarktungsexperte Timm Baier, Kommunikationsexpertin Tanja Dornieden (Ko-Ko Kommunikation Bovenden), Detlev G. Fricke (ABW Betreuung Bad Lauterberg), Gerhard Lenz (Stiftung Unesco Welterbe im Harz), Olaf Martin (Landschaftsverband Südniedersachsen), Peter Pawlowski (POS Kresin Design Markenkommunikation), Marcel Riethig (SPD), Kulturdezernent des Landkreises und Tobias Wolff, Intendant der Händelfestspiele. Lesen Sie auch: eKiSN live: Liveblog aus Göttingens Kulturszene So können Sie Künstler und Musiker aus dem Landkreis Göttingen jetzt unterstützen KiSN: Unterstützung für Künstler aus dem Landkreis Göttingen – GT - Göttinger Tageblatt Von Anja Semonjek

Zuschüsse für Kulturschaffende - Welche Förderprogramme gibt es für Kultureinrichtungen in Südniedersachsen, Herr Martin?