Es fällt schwer, die passenden Worte für diesen Abend zu finden, denn die Jungs von Maybebop sind nicht nur außergewöhnliche Sänger, sondern auch geborene Entertainer, kreative Komponisten und sensible Arrangeure. Da verwundert es nicht, dass auf ihrer Website mehrmals betont wird, dass alle vier Mitglieder fest vergeben sind. Das bedeutet aber nicht, dass sie sich auf ein weibliches Publikum spezialisiert haben.
An diesem Abend ist die Stadthalle mit einem heterogenen Publikum randgefüllt. Und „Maybebop“ hat nicht nur fantastisch performt, sondern auch das Beste aus ihren Fans herausgekitzelt. Den Einstieg in den Themenabend bildete eine Version von „Es ist ein Ros’ entsprungen“. Der strenge Satz des Originals wurde erst einem lang gehaltenen Basston gegenübergestellt, bevor er sich in einen zeitgenössischeren Stil auflöste.
Perkussive Beatbox-Akzente
Die große Stärke von Gründungsmitglied und Arrangeur Oliver Gies ist diese widerspruchsfreie Verbindung von alt und neu. Viele der eigentlich zu oft gehörten Weihnachts-Evergreens kleideten die vier Vokalisten in neues Geschenkpapier, und die ganz tiefen und hohen Töne des Ensembleklangs waren die schöne rote Schleife darum. Wirklich, während Jan Bürger als Countertenor zwitschern kann wie eine Nachtigall, wünscht man sich den Bass Sebastian Schröder als Moderator eines mitternächtlichen Radiofeatures – so tief, sonor und voll kommt seine Stimme daher. Lukas Teske verfügt zwar auch über ein beachtliches Gesangstalent, setzte es aber vor allem für perkussive Beatbox-Akzente ein.
Neben diese herausragende musikalische Leistung gesellt sich bei Maybebop noch das Talent, ihr Publikum in das Geschehen einzubeziehen: Auch, oder wahrscheinlich gerade, weil es sich um das schreckliche Lied „Schnee fällt“ von Peter Alexander handelte, gelang dem Quartett gemeinsam mit dem Publikum eine beachtliche Version dieses Schlagers, die einem die Tränen des Gelächters in die Augen trieb.
Letztlich sind noch die Texte zu nennen, die ihre Musik so besonders machen: Witzig und besinnlich sind sie schon, aber gleichzeitig auch sensibel genug, nicht in das Horn einer verklärten Disney-Romantik zu blasen. Für Maybebop gehört Weihnachten keiner Konfession, sondern ist ein Gefühl, das es Wert ist, von jedem gleichzeitig geliebt und gehasst zu werden. Bei so einem Soundtrack aber dürften zumindest ihre Fans zu ersterem tendieren.
Von Jonas Rohde