Ausstellung mit Werken von A. Paul Weber in Göttingen

Die Corona-Pandemie hat auch die Planungen der Göttinger Galerie durcheinander gebracht. Bereits seit April hängen in den Räumen am Ritterplan rund 100 Lithographien und Zeichnungen von A. Paul Weber. Sie sind Leihgaben aus der privaten Sammlung von Erne Maier, die dessen Tochter Carola Franke der Galerie zur Verfügung gestellt hat. Erst am Sonntag konnte die Ausstellung unter den entsprechenden Abstandsregeln nun eröffnet werden. Er habe durch die Verzögerung viel Zeit gehabt, sich mit Weber zu beschäftigen, so Dreykluft. 25 Bücher über ihn habe er gelesen, ein 26. praktisch selbst geschrieben. Seine Einführung werde aber nicht nur deswegen etwas länger werden, als in der Galerie sonst üblich. Durch die Abstandsregeln werde es nach dem Vortrag nicht für alle Besucher möglich sein, sich näher umzusehen, sagte Dreykluft. Weber gehört zu den bekannten und bedeutenden Zeichnern, Malern und Satirikern in Deutschland. Unter dem Leitspruch „Wer nicht hören will, muss sehen“ schuf er 3000 Lithographien, 400 Holzschnitte und ebenso viele Ölgemälde sowie Tausende von Handzeichnungen mit Kreide oder Feder. Weber, 1893 in Arnstadt geboren, arbeitete nach dem Besuch der Kunstgewerbeschule in Erfurt zunächst als Gebrauchsgrafiker. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs leistete Weber Kriegsdienst an der Ostfront, wo er als Zeichner für eine Armeezeitung tätig war. Er schloss sich 1928 dem „Widerstandskreis“ gegen den wachsenden Nationalsozialismus an. In den Jahren 1931-36 war er zusammen mit Ernst Niekisch Mitherausgeber der Zeitschrift „Widerstand“. Anfang 1937 wurde Weber verhaftet. Nach seiner Entlassung sei er allen politischen Gesprächen konsequent aus dem Wege gegangen, so Dreykluft. Gezeichnet aber hat er weiter. „Das Gerücht“: Unter den Werken, die Niekisch und Weber zusammen herausgebracht haben ist das 1932 erschienene Buch „Hitler ein deutsches Verhängnis“. Das Titelbild, ein Skelett in Nazi-Uniform zwischen offensichtlich jubelnden Massen, zeigt die Ausstellung. Zu sehen sind in Göttingen auch zwei besonders bekannte Werke, „Das Gerücht“ und „Der Denunziant“ sowie Teile aus dem Zyklus von Schachpartien, in denen Weber historische Konstellationen als Spieler darstellt, etwa Napoleon und der russische Winter. „Die Geduldigen“ zeigt einen Narr und einen Fuchs – zwei Lieblings- und Identifikationsfiguren von Weber – die sich aus dem Fluss unter eine Weide gerettet haben. Habt Geduld die Tyrannei wird ein Ende haben, so interpretiert Dreykluft. Auch weniger bekanntes wie die Zeichnung alter Kinderschuhe, die Weber für Erne Maier, den Orthopäden und Kinderarzt anfertigte, sind in der Ausstellung zu entdecken. Gesellschaftspolitischer Zeitzeuge: Weber sah sich als gesellschaftspolitischen Zeitzeugen, der dem Menschen den Spiegel vorhalten wollte. Dabei habe er es geschafft, komplexe Sachverhalte in seine Bildsprache zu übernehmen und universelle Bildaussagen für menschliches Verhalten zu finden, resümierte Dreykluft. Die Ausstellung in der Galerie Alte Feuerwache gibt eine Vorstellung von der Vielfalt Webers. Sie bietet die Gelegenheit, diese Werke in Ruhe zu betrachten und die Bildsprache auf sich wirken zu lassen. Oder, so Dreykluft, die Bilder mit aktuellen Themen zu verknüpfen und dabei überraschende Ergebnisse zu finden. Öffnungszeiten: Die Schau „A. Paul Weber (1893-1980) – ein früher Mahner gegen Faschismus und Krieg“ ist noch bis 19. August in der Galerie Alte Feuerwache zu sehen. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr sowie sonntags von 11 bis 13 Uhr. Von Christiane Böhm