Auto-Theater-Projekt: Zwei junge Göttinger spielen im JT-Hof

Eigentlich hatten sie im Juni spielen wollen, sagt Fabio Rocchio. Doch jetzt schien die Zeit reif. Seit vier Wochen probten sie intensiv das Stück „Love Movie Theater“ von Sebastian Seidel. Darin geht es um die Lebensgeschichte eines Paares, erklärt Rocchio. Mehrfach hätten sie es lesen müssen, weil es ziemlich verwirrend sei. Viele Stücke hätten sie durchgelesen. Doch letztlich hätten sie sich für „Love Movie Theater“ entschieden. Eine Komödie? „Nein“, sagt Rocchio, „eher dramatisch“. Eine ganz persönliche Entscheidung, denn „ehrlich gesagt mag ich keine Komödien.“ Rocchio berichtet von seiner Schauspielausbildung von 2010 bis 2014 an der Theaterschule Aachen. In Göttingen habe er 2014 in der Theaterwerkstatt auf der Bühne gestanden, später in mehreren Produktionen im studentischen Theater im OP (ThOP). Zuletzt habe er in „Traumnovelle“ und „Andorra“ dort auf der Bühne gestanden, sagt Rocchio. Im ThOP lernte er auch Laura Apel kennen. Mit ihr habe er sich vorstellen können, Theater zu spielen. „Das bisschen Regen stört doch keinen“: Derzeit proben sie also für die Premiere am Freitag, 22. Mai. Unter freiem Himmel auf dem Hof der ehemaligen Voigtschule, Bürgerstraße, in der jetzt das KAZ und das Junge Theater untergebracht sind, soll dann die Bühne stehen, davor maximal zehn Autos. Die beiden Akteure benutzen Headsets, der Ton wird über Lautsprecher in den Fahrzeugen der Besucher gespielt. Und wenn es dann regnet? „Das bisschen Regen stört doch keinen“, sagt Rocchio. Vielleicht müssten sie mal eine Vorstellung absagen, wenn es wirklich zu heftig werden sollte. Ursprünglich hatten sie sich für einen Probenraum im KAZ im März angemeldet, die Corona-Schließung verhinderte das. Die ersten Proben liefen dann in Rocchios Wohnung. „Seit eineinhalb Wochen proben wir draußen“, berichtet er. „Es war oft kalt, aber es ging.“ Ein kleines, altes Haus dient ihnen als Hintergrund und Bühne für ihre Inszenierung. „Wir haben erst noch überlegt, ob wir das Gebäude abdecken müssen“, sagt Rocchio. BeimProben sei ihnen klar geworden: das brauchen wir nicht. „Wir arbeiten mit dem, was wir haben“, ergänzt Apel. Ein Geländer, ein Aufgang, eine Veranda. Mehrere Jacken, ein Kleid, ein Pullover liegen über dem Geländer, Zigaretten, Tablettenschachteln, eine Leiter gehören zu ihren Requisten. Momentan proben die beiden nur noch Durchläufe. Die erste Szene sei wie ein Kurzporträt der vertrackten Beziehung des Paares, einer Beziehung die irgendwann eskaliert, erklären Apel und Rocchio, bevor sie in einen neuen Durchgang starten. Rocchio liegt auf dem Boden, auf die Kampfszene davor haben die beiden an diesem Probennachmittag verzichtet. Die Verletzungsgefahr sei heute zu groß. Seelenruhig dreht sich Apel eine Zigarette, raucht und schaut den Mann auf dem Boden an. Erst als er sich wieder bewegt, beginnt sie zu sprechen. Von Sätzen, die sie sagt und die sie längst kennt. Er berichtet von einem Film, der viel mehr versprochen hat, als er gehalten hat. Von dem Abend als sie sich trafen, sprechen die beiden zunächst langsam, wie aneinander vorbei und doch mit nahezu denselben Worten. „Heute Abend passiert es, heute bleibe ich nicht allein“. Er erzählt von der traumhaften Sicherheit zusammen zugehören. Jetzt werden sie lebhaft, zeigen Hoffnung, Freude, Zuversicht. Ein kurzer Moment der Inszenierung, der Lust auf mehr macht. Neues Projekt in Planung: Auch ein neues Projekt haben Apel und Rocchio bereits in Planung. Sie stünden in Kontakt mit einer sehr jungen Berliner Autorin. Doch erst wollen sie Abwarten wie die aktuelle Produktion läuft. Die Premiere am 22. Mai ist bereits ausverkauft. Für die nächsten Vorstellungen können Karten reserviert werden unter der Telefonnummer 0551 / 29341543. Lesen Sie auch: Premiere von Problemkind im Göttinger Theater im OP Von Christiane Böhm und Peter Krüger-Lenz

Zwei-Personen-Stück - Spannendes Auto-Theater-Projekt im JT-Hof