Bovenden: Die abstrakte Malerei der Nea Grote

Kunst in Pandemie-Zeiten. Eine Ausstellung trotz hin und her wabernden Lockdowns – wo gibt es denn das? Bovenden macht es möglich. Besser gesagt: Der Verein Kulturfreunde Bovenden hat eine Exposition mit Bildern der in Bremke lebenden Künstlerin Nea Grote initiiert. Ihre Bilder sind bis 28. März in der Galerie am Thie zu sehen, der Alten Schule von Bovenden. Die Öffnungszeiten der Galerie, um die Ausstellung in Augenschein zu nehmen, sind übersichtlich, aber es gibt sie: Mittwoch, Sonnabend und Sonntag von 16 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung unter der Rufnummer 0176/80458112. Selbstredend gelten bei einem Besuch die behördlich vorgegebenen Hygieneregeln, wie das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes und das Abstandhalten. Wer den Vorraum betritt, muss seine Kontaktdaten notieren. Mehr als acht Personen sollen nicht gleichzeitig in den Räumen der Galerie sein. Aber sonst steht dem Kunstgenuss in Präsenz nichts entgegen. Reges Interesse an der Ausstellung: Am vergangenen Sonnabend zeigte sich, dass das Interesse an einem solchen Angebot auf jeden Fall vorhanden ist. In den zwei Stunden am Nachmittag waren stetig Besucher zugegen. Was sie zu sehen bekommen, ist fast ausschließlich abstrakte Malerei. So lautet auch der Titel der Ausstellung von Nea Grote: „Abstrakte Malerei“. Es ist die erste Einzelausstellung der Bremkerin. „Vor einer Woche wussten wir noch nicht, wie die Ausstellung laufen könnte, ob mit oder ohne Publikum, ob virtuell nur im Netz“, blickt die Malerin im Gespräch mit dem Tageblatt zurück. „Wo waren die Bilder bisher?“ Das fragt die Göttinger Künstlerin Tamara A. Y. Wahby in einem Begleittext zur Ausstellung, der in normalen Zeiten eine vor Gästen gehaltene Laudatio gewesen wäre. Die Frage wird auch sogleich beantwortet: „Alle Bilder sind neu.“ Zwar hat Kunst und die Liebe zur Kunst das gesamte Leben von Nea Grote begleitet, so richtig zur eigenen kreativen Gestaltung kommt sie aber erst seit knapp zwei Jahren. „Café Bali“ in Göttinger Innenstadt: Grote dürfte einem größeren Publikum weniger als Künstlerin, denn als Betreiberin der Ladengalerie „Lotus Cargo“ samt „Café Bali“ bekannt sein. Wahby merkt dazu an: „Neben dem Verkauf fernöstlichen Kunsthandwerks machten Literaturlesungen, Musikveranstaltungen und Ausstellungen diesen Ort in der Göttinger Innenstadt einzigartig.“ Mit dem Eintritt in den Ruhestand gab Grote das Geschäft auf. „Ich mache mir keinen Plan. Ich will nicht das oder das darstellen. Ich fange irgendwann an, spontan und intuitiv – aber in der Folge arbeite ich das Motiv sehr genau durch“, beschreibt sie ihren Schaffensprozess. Manchmal rätsele sie selbst, was das wohl ist, was da in Acryl oder Tusche entstanden ist. Lange zögern dürfe sie nicht, eine Kreation auf Papier zu bringen. Nachdenken würde vielmehr den Entstehungsprozess stören oder gar verderben. Rätselhaftes einfach rätselhaft lassen: „Ich versuche, mit Formen und Farben eine ausgewogene Komposition zu erschaffen. Und ich suche dann Titel für die Bilder, die möglichst nichts festlegen“, sagt Grote. Der Betrachter solle sich selbst ein Bild machen. Rätselhaftes müsse nicht immer gelöst werden. Ungewolltes in einen gewollten Zusammenhang bringen: So beschreibt Grote eigenen Worten ihre Malerei. Ihre Bilder können käuflich erworben werden, eine Preisliste liegt in der Galerie am Thie aus. Ehemann Klaus Grote – viele Jahre Göttinger Kreisarchäologe – hat ein Buch erstellt mit Bildern seiner besseren Hälfte. Über sie sagt er: „Sie wollte immer Kunst machen.“ Lesen Sie auch Alte Schule: Ein Haus für alle Bovender – fast alle Alte Schule ist sanierungsbedürftig: Die Zukunft der Bovender Galerie ist nach Tageblatt-Informationen indes ungewiss. Das Gebäude ist sanierungsbedürftig. „Der Gemeinderat fordert deshalb ein nachhaltiges multifunktionales Nutzungskonzept, bevor hierfür Gelder bereitgestellt werden“, informiert Bürgermeister Thomas Brandes (SPD). Hieran arbeiten seit gut zwei Jahren einige Bovender Vereine, Verbände und Akteure. „Die Kulturfreunde sind hier immer einbezogen und zu allen Veranstaltungen eingeladen worden, haben sich aber aus den Planungen zurückgezogen“, so Brandes. Aktuell sei man auf der Zielgeraden. Die Gründung eines Trägervereins stehe kurz bevor (Treffen am 17. März). Hierzu seien auch die Kulturfreunde, trotz ihres Rückzugs aus den Gesprächen der anderen Akteure, eingeladen worden. „Die Tür ist weiterhin offen“, appelliert der Bürgermeister. Alle Vereine und Verbände, die am Nutzungskonzept gearbeitet haben und noch arbeiten, seien sich einig, dass die Kulturfreunde Bovenden mit ihrem Galerieangebot einen wichtigen Baustein für die Zukunft der Alten Schule darstellen und würden den Rückzug bedauern. Es liege also an den Kulturfreunden selbst, diesen Weg gemeinsam mit allen anderen zu beschreiten. Von Ulrich Meinhard