Das erwartet Göttinger bei der Konzertreihe „Mit Beethoven durchs Jahr“

Der Inhaber des Clavier-Salons in der Innenstadt leitet seit 1981 eine Klavierklasse an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, seit 1983 als Professor. Bei ihm und seinen Kollegen studieren junge internationale Talente, die bis Mitte Dezember in 26 Konzerten alle 32 Klaviersonaten Beethovens im Clavier-Salon am Stumpfebiel interpretieren werden – so wie Zitterbart in seiner Jugend. „Im Alter von 15, 16 Jahren habe ich Beethoven nicht nur näher kennengelernt. Beethoven hat mich richtig gepackt“, sagt der 1952 in Göttingen geborene Pianist. Der Komponist (1770 bis 1827) begleite ihn durch sein „ganzes Leben. Er ist mir einer der Nächsten.“ Ludwig van Beethovens Kompositionen seien „aufregend, immer lebendig. Es ist unglaublich, dass er nach mehr als zwei Jahrhunderten noch eine solche Kraft hat. Seine Musik ist so genial, dass man sich immer wieder mit ihr auseinandersetzen kann.“ Zitterbarts „intensive Begegnungen mit Beethoven“: Zitterbart habe nicht nur solo, sondern damals schon Kammermusik gespielt – „das waren intensive Begegnungen mit Beethoven“. Die Schallplatten, die er habe bekommen können, habe er auf Tonband überspielt: Sonaten, Sinfonien, Klavierkonzerte, „jeweils mit verschiedenen Dirigenten. Ich habe Biografien gelesen – eine in acht Bänden, eine unglaubliche Fülle von Details.“ Auch Beschreibungen von Beethovens Spiel aus zeitgenössischen Quellen oder analytische Hintergründe, sagt er, zählten zu den Informationen. „Man findet sich in dieser Welt zurecht, kennt die Sprache: Jetzt kannst du Beethoven reden. Man kennt die Kompositionstechnik, kann den frühen, mittleren, späten Beethoven erkennen und unterscheiden.“ Beethoven sei „niemals nur glatt“, betont Zitterbart. „Er macht wunderbare Oberflächen, die er absichtlich wieder zerstört. Wie bei einem wunderschönen Landschaftsbild, durch das der Maler einen Strich zieht.“ Beethoven entwickele „dynamische Kontraste. Plötzlich passiert etwas völlig Unvorhersehbares.“ Beethoven erhalte permanent die Spannung aufrecht. Und: „Er sorgt immer für eine Schrecksekunde, ein Überraschungsmoment, hat Lust am Unerwarteten und macht Lust auf das Unerwartete.“ Paten arrangieren Programme rund um jede Sonate: Im Sommer 2019 habe er sich Gedanken gemacht, wie er den 250. Geburtstag im Jubiläumsjahr inszenieren könne. „Ich habe überlegt, wie ich das Publikum über einen längeren Zeitraum durch eine Reihe führen könnte. Vor zwei Jahren hatten wir einen Zyklus mit den Beethoven-Sonaten, aber nicht mit so vielen Konzerten. Und neu sind natürlich die Verteilung auf die neun Professoren und die Doppelreihe mit den Veranstaltungsorten Göttingen und Hannover.“ Als Zitterbart seine Professoren-Kollegen gefragt hatte, was sie von seiner Idee halten würden, seien sie „begeistert“ gewesen. Jeder Lehrer ist ein Pate, jeder sei für die Arrangements an zwei, drei Abenden zuständig – in der fortlaufenden Reihe der Opusnummern. Jeder Pate stelle ein Programm rund um eine Sonate zusammen. Zum Beispiel: „Die zweite Sonate, rhythmisch, charmant, witzig, wird begleitet von einer Hayden-Sonate und einer Sonate von Carl Philipp Emanuel Bach“, so Zitterbart. Die 26. Sonate, die einen Trauermarsch beinhalte, werde mit dem Trauermarsch von Chopin kombiniert – „alles soll passen: Stücke, Lieder, Texte, Analysen“ und mehr. Wie die Paten ihre Konzerte gestalten werden, könne er noch nicht sagen. Demonstrieren, was sich wie an Beethovens Komponierstil geändert hat: Zitterbart wird zwei Konzerte begleiten. Für die angestrebte Harmonie sollen unterschiedliche Instrumente sorgen: In Göttingen ein moderner und ein historischer Flügel; in Hannover komme der baugleiche Flügel eines von Beethoven sehr geschätzten, ihn aber vor Probleme stellenden Instruments hinzu. Das Ziel dieser von Zitterbart gestalteten Konzerte: demonstrieren, was sich wie an Beethovens Komponierstil geändert habe. Tickets sind in den Geschäftsstellen des Göttinger (Wiesenstraße 1) und Eichsfelder Tageblatts, Marktstraße 9 in Duderstadt, erhältlich. Lesen Sie auch: So stimmt Pianist Gerrit Zitterbart auf das Beethoven-Jahr 2020 ein – das Neujahrskonzert Die Serie aller 32 Klaviersonaten in 26 Konzerten begann am 18. Januar und wird am Sonnabend, 25. Januar, um 19.45 Uhr im Clavier-Salon mit dem zweiten Konzert und der Sonate op. 2,2 A-Dur fortgesetzt – Pate ist Zvi Menker. Weitere Konzerte: Sonnabend, 1. Februar: op. 2,3 – Pate ist Roland Krüger; 4. April: op. 7 (Lars Vogt); 18. April: op. 10,1 und 10,2 (Christopher Oakden); 25. April: op. 10,3; Mittwoch, 6. Mai: op. 13; 9. Mai: op. 14 – 1 und 2; 16. Mai: op. 22; 23. Mai: op. 26; 30. Mai: op. 27,1; 6. Juni: op. 27,2; Sonntag, 21. Juni: op. 28. Bis zum 12. dezember folgen 13 Konzerte. Auch die Clavier-Tage vom 29. April bis zum 3. Mai sind Beethoven gewidmet. In der Reformierten Kirche an der Unteren Karspüle sind unter anderem zu hören: „Raritäten“, Streichquartette, Klavierkonzerte in Kammerbesetzung sowie Werke für Klaviertrio, Violoncello und Klavier. Hinzu kommen während des Jahres Klavierkonzerte (15. und 16. Juli sowie 29. und 30. Oktober). Den Abschluss des Jubiläumsjahrs bildet ein Klavierabend mit Gerrit Zitterbart am 16. Dezember – Beethovens Geburtstag. Weitere Informationen und alle Termine der Sonaten-Serie auf: www.clavier-salon-goettingen.de. Von Stefan Kirchhoff

250. Geburtstag des Komponisten - Das erwartet Göttinger bei der Konzertreihe „Mit Beethoven durchs Jahr“