Digitales Festival kleiner Ersatz für große Händel-Festspiele Göttingen

42 Opern, mehr als 30 Spielorte, Ausstellungen und die große Kinoleinwand: Zum 100. Jubiläum der Händel-Festspiele sollte in diesen Mai-Tagen ein Mammutprogramm über die Bühnen in Stadt und Landkreis Göttingen gehen, aber im März mussten auch die Internationalen Händel-Festspiele in Göttingen abgesagt werden. Das tägliche GT/ET Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Göttingen täglich gegen 17 Uhr im E-Mail-Postfach Händel-Fans aus dem In- und Ausland sollten jetzt in Göttingen zu Gast sein, um die Werke des Barock-Komponisten zu genießen – in vielfacher Form. Doch weder kommen die Gäste, noch können die Werke vor Publikum erklingen. Ein wenig Händel-Vergnügen ist dennoch zu haben, mit dem Programm des digitalen Festivals, das wie die Festspiele vom 20. Mai bis 1. Juni zu sehen ist. Wissens- und Hörenswertes: Zwei Beiträge an jedem Tag, ein Gespräch und ein Musik-Beitrag, bietet das Digitale Festival. Nein, es kann kein Ersatz für die Göttinger Händel-Festspiele sein, aber es ist ein durchdachtes Programm. Dieses bietet Händel-Fans und -Kennern ebenso Wissens- und Hörenswertes wie denjenigen, die bisher wenig oder nichts mit Händel und seiner Musik am Hut hatten, einen ausgesprochen guten Mix, um die Musik des Barock, den Komponisten Händel und die Interpreten seiner Musik kennen zu lernen, ohne eine Eintrittskarte zu kaufen. Anna Dennis, die seit 2013 regelmäßig zu den Ausführenden bei den Händel-Festspielen zählt und im vergangenen Jahr in der Oper „Rodrigo“ auftrat, vermisst gerade Göttingen sehr. Hier habe sie Freundschaften geschlossen und inzwischen sei es ihr Frühlingsort. Das Gespräch mit Dennis sollte Teil der Gesprächsreihe „Im Bett mit...“ werden, nun kommt diese als Videokonferenz an verschiedenen Orten und ganz leger zum Publikum. Dennis, die in London lebt, berichtet unter anderem über die Corona-Situation in der britischen Hauptstadt. Tobias Wolff hat es sich, wie in den Vorjahren üblich, in einem Bett bei Betten-Heller gemütlich gemacht. Grüsse aus Wisconsin und London: „Die Schönheit der Natur“ in Wisconsin (USA) zeigt Sopranistin Emily Fons. Dabei singt sie „Qui d’amor“, Ariodantes erste Arie. Und während Publikumsliebling Fons, 2014 in der Oper Faramondo dabei und 2016 im Oratorium Susanna, mit einem kurzen Video grüßt, kommt das Jugendprojekt „EZIO: Game of Rome“ als temporeiches Musikschauspiel – spannende zehn Minuten mit der Hip-Opera. Und die jungen Göttinger Akteure um Kaiser Valentino (Konstantin Busack) versprechen am Ende: „Wir sehen uns – 2021“. Unzählige Portraits von Händel existieren, aber nur eines von seinem Zeitgenossen aus Eisenach, dem ebenso berühmten Komponisten Johann Sebastian Bach. Darüber parliert Clemens Birnbaum, Intendant der Festspiele Halle, ebenso mit seinem Göttinger Kollegen im Amt, Wolff, wie über den Augenarzt Taylor, der Händel und Bach operierte. In dem munteren Gespräch bleibt Birnbaum auf eine Frage von Tobias Wolff eine Antwort schuldig, aber dafür urteilt er interessanterweise auch mal kritisch und hadert mit Händel als Improvisateur an der Orgel, „das hast du nicht gut gemacht, lieber Georg“. „Nicht gut gemacht, lieber Georg“: Birnbaum blickt auch auf das ein oder andere Musikstück, das bedauerlicherweise in diesem Jahr in Halle nicht zur Aufführung kommen kann. Auch die Händels Geburtsstadt, die seit Festspiele ausrichtet, hat etwas für das Publikum: Am Sonnabend, 6. Juni, gibt es dort den Händel-Day – im Livestream zu verfolgen. Im Tageblatt-Interview Mitte März, wenige Tage nach Absage der Jubiläums-Festspiele, erklärte Wolff: „Das Programm, wie wir es über mehr als fünf Jahre geplant haben, lässt sich nicht verschieben oder wiederholen. Einzelne Veranstaltungen werden wir wohl über das Jahr verteilen. 2021 werden wir versuchen, einen großen Teil der Veranstaltungen in unserem bereits avisierten Festspiel-Zeitraum unterzubringen.“ Hoffentlich ergibt sich dann die Gelegenheit, viele der im Digitalen Festival aufgetretenen Sänger und Musiker live zu erleben auf vielen Bühnen in Stadt und Landkreis Göttingen bei den 101. Händel-Festspielen. Die Händel-Festspiele Göttingen haben in diesem Jahr das große Jubiläumsprogramm absagen müssen. Aber als Digital-Festival kommen sie mit Gesprächen und Konzerten zu ihrem Publikum während der Festivalzeit. Noch bis Montag, 1. Juni, wird ein Digital-Programm angeboten, das auf den Webseiten der Händel-Festspiele und des Göttinger Tageblatt zu sehen ist mit den Beiträgen seit dem 20. Mai. Weitere Programmpunkte folgen am 28. Mai: Händel goes Tinder um 7.30 Uhr, Händel-Talk: Tadashi Endo um 20.30 Uhr; 29. Mai: Händel goes Impro um 7.30 Uhr, Händel-Talk: William Berger um 20.30 Uhr; 30. Mai: Anna Dennis um 7.30 Uhr, Festival Spezial: „Händel und wir“? Festvortrag von Prof. Dr. Wolfgang Sandberger um 12 Uhr; Händel-Talk: George Petrou um 20.30 Uhr ; 31. Mai: Nicholas McGegan um 7.30 Uhr, Händel-Talk: Nicholas McGegan um 20.30 Uhr; 1. Juni: Laurence Cummings um 7.30 Uhr, Händel-Talk: FestspielOrchester Göttingen um 20.30 Uhr, Dernière: FestspielOrchester Göttingen und Händels „Air“ aus der Wassermusik um 22.30 Uhr (Programmänderungen und -ergänzungen vorbehalten). Die Autorin erreichen Sie per Mail an a.bruenjes@goettinger-tageblatt.de Lesen Sie auch: Internationale Händel-Festspiele 2020 Absage der Händel-Festspiele Das sind die Gründe Corona Besucher der Göttinger Händelfestspiele zeigen hohe Spendenbereitschaft Von Angela Brünjes

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