Göttingen: Junges Theater mit digitalem Angebot für Schulen

Das Klassenzimmer, egal ob virtuell oder in Präsenz, kann sich bald in einen Theatersaal verwandeln. Möglich macht’s das Junge Theater Göttingen. Mit einer bisher einzigartigen Idee erschaffen die Theatermacher ein digitales Konzept, was Schulen den Theaterbesuch in Pandemiezeiten ermöglicht. Der Landkreis Göttingen war von der Idee begeistert und unterstützt die Kulturschaffenden mit digitaler Infrastruktur und einem vierstelligen Fördergeld. Live von der Bühne: „Wir spielen dann Live aus dem Theatersaal, also spielen wir kein aufgezeichnetes Stück vom Band“, erzählt der Intendant des Jungen Theaters, Nico Dietrich. „Natürlich auch mit dem originalen Bühnenbild und den originalen Kostümen des aufgeführten Stücks“, so Dietrich weiter. Für weiterführende Schulen werden Szenen aus dem Stück Der goldene Topf von E.T.A Hoffmann aus dem Großen Saal des Theaters gesendet. Grundschüler können sich die szenische Lesung Der kleine Vampir ansehen, welche auf der Probebühne aufgeführt wird. Die Aufführungen des jungen Theaters für Schulen können nach Vereinbarung gebucht werden. Die Klasse oder Schüler benötigen dann nur noch ein internetfähiges Endgerät, als Übertragungsportal werden die ohnehin schon für den online Unterricht genutzten Plattformen genommen. Für interessierte Lehrkräfte und Schulen wird ein Zugang gestellt, das Programm kann nach Vereinbarung zu einem Festpreis gebucht werden. Der goldene Topf wird vom 17. bis zum 19. März und vom 13. bis zum 15 April aufgeführt, der kleine Vampir geht am 22. und 23. März auf die Bühne. Weitere Termine sind nach Absprache mit dem Jungen Theater möglich, für die Aufführung im großen Saal müssen mindestens 50 Schüler einschalten, es können auch mehrere Schulen gleichzeitig einschalten, erklärt das Theater. Das Projekt ist eine Kooperation mit dem Kreismedienzentrum Göttingen und dem Dezernat für Jugend, Bildung, Arbeit, Soziales und Kultur des Landkreises Göttingen. Ansprechpartnerin für interessierte Schulen am Jungen Theater ist Kathrin Müller-Grüß. Weitere Infos unter E-Mail jugend@junges-theater.de Kathrin Müller-Grüß, Medienpädagogin am Jungen Theater erklärt das Format: „Wir haben uns bewusst für einige Szenen aus dem Goldenen Topf entschieden, die danach mit den Schülern interaktiv besprochen werden, somit füllen wir einen Unterrichtszeitraum von 45 bis 60 Minuten.“ Intendant Dietrich ergänzt: „Dadurch können wir wieder Meinungen austauschen und ins Gespräch kommen, also Dinge tun, die uns die Pandemie normalerweise nicht erlaubt. Natürlich kann ein Online-Format nicht die echte Kommunikation nach einem Theaterstück ersetzen, aber es ermöglicht endlich wieder Kommunikation, gerade bei so einem politischen Stück, wie dem Goldenen Topf.“ Somit wird eine ganz neue Interaktion mit den Schauspieler, auch während des Stücks durch beispielsweise Chat-Tools möglich. Besonders strenge Datenschutzbestimmungen: Die technischen Grundvoraussetzungen für die Distanz-Theateraufführungen sind an den Schulen bereits vorhanden, die Übertragungen finden über die Schulsoftware Iserv und das Videokonferenz-Programm Big Blue Button statt. Bei den Schul-Aufführungen gab es jedoch viel zu beachten, denn das Schulwesen fällt unter besonders strenge Datenschutzbestimmungen. „Bei normalen Theateraufführungen ist es kein großes Problem, dass die Veranstaltung über beispielsweise amerikanische Server läuft, bei Schulveranstaltungen gelten andere Datenschutzbestimmungen, aber glücklicherweise greift uns dort der Landkreis unter die Arme“, erzählt Dietrich. So wird dem Theater ein virtueller Raum auf dem Niedersächsischen Schulserver eingerichtet, sodass ein sicherer Zugang für die Schüler gegeben ist. Lesen Sie auch Göttingen: Der Bundestagsabgeordnete Jürgen Trittin veranstaltet einen digitalen Corona-Gipfel zur Lage der Kultur Zum Zugang zur Veranstaltung braucht man nur noch ein internetfähiges Endgerät, dann kann der virtuelle Theaterbesuch auch schon starten. Stehen der Schule keine Endgeräte zur Verfügung,, werden diese über das Kreismedienzentrum verliehen. „Wir haben jetzt schon rund 1000 iPads für den digitalen Lehrbetrieb für sozial schwache Familien angeschafft und Iserv gibt es mittlerweile an fast jeder Schule im Landkreis, so können die Inhalte an die Schulen gebracht werden“, sagt Kreisrat Marcel Riethig. Der Landkreis war von der Idee des Jungen Theaters begeistert, eine finanzielle Unterstützung in Höhe von 5000 Euro durch den Kreis steht ebenfalls im Raum. Laut Riethig stünde diese kurz vor der Freigabe, der finale Entschluss fehle noch. Dieses Konzept ist in Niedersachsen bisher einzigartig. „Das Junge Theater hat gezeigt, dass es sich auch in Krisenzeiten neu erfinden kann und ich halte dieses Konzept für einen großen Mehrwert des digitalen Unterrichts“, sagt Riethig. „Ich denke auch, dass dieses Angebot keine Eintagsfliege sein wird und auch nach der Pandemie sinnvoll sein kann“, so der Kreisrat weiter. So sieht das auch das Junge Theater. Wird das Angebot gut angenommen, kann man sich vorstellen, dies noch auszuweiten. Der goldene Topf feiert seine Online-Premiere am 17. März, Der kleine Vampir hat am 22. März seine erste Aufführung. Von Max von Schwartz