Göttingen in neuen Büchern mit Blick auf Geschichte, Politik und Krisen

Auch einige ehemalige Studenten der Georgia Augusta sind es, die Göttingen in ihren Aufsätzen im Göttinger Jahrbuch 2020 des Geschichtsvereins zum Thema machen. Der Göttinger Politiker Klaus Wettig hat seine Aufsätze und Reden als Buch herausgegeben, das ebenfalls Göttingen im Fokus hat. Und von einem Arzt in Göttingen erzählt der Debütroman von Maximilian Zech. Brot und Bildung, Theater und Triptychon: Seit 1952 werden im Göttinger Jahrbuch Aufsätze veröffentlicht, die sich mit historischen Ereignissen oder Entwicklungen in Stadt und Landkreis Göttingen befassen. Die Untersuchungen bieten alljährlich neue Erkenntnisse. So hat das Göttinger Jahrbuch 2020 Beiträge von Autorinnen und Autoren versammelt, die ihren Blick richten auf die ethnologischen Sammlungen, die aerodynamische Versuchsanstalt oder die Händel-Festspiele. Die Geschichte des Europäischen Brotmuseums ist ebenso nachzulesen wie über die Anfänge der Erwachsenenbildung nach dem zweiten Weltkrieg oder, ebenfalls in der Zeit, die Zusammenarbeit von Heinz Hilpert, Intendant am Deutschen Theater, und Autor Erwin Sylvanus sowie das Geschehen um ein aus dem Max-Planck-Gymnasium verschwundenes Triptychon. (Geschichtsverein Göttingen, 320 Seiten, 18 Euro) Ansichten und Erinnerungen: Der Göttinger Politiker Klaus Wettig ist viel gereist, war in Berlin und Brüssel tätig, ist aber seiner Geburtsstadt Göttingen immer verbunden und hier wohnhaft geblieben. Die politischen Ereignisse in Göttingen verfolgte der Sozialdemokrat ebenso wie geschichtsträchtige Begebenheiten – und manche auch außerhalb von Südniedersachsen. Darüber hat er Aufsätze geschrieben und Reden verfasst, die er i m Jahr seines 80. Geburtstages in dem Band „Soziale Demokratie und Geschichte“ veröffentlichte. In diesen Tagen, wo das Weber-Relief „Die Stadt“ wieder an seinem Platz an der Stadthalle angebracht worden ist, lohnt sich der Beitrag über den „Kulturkrieg“, den Superintendent Ernst Achilles mit seiner Predigt in der Albani-Kirche am 13. September 1964 auslöste. Wettigs Erinnerungen schildern wichtige Debatten, beschreiben Persönlichkeiten aus Politik und Wissenschaft und erklären Göttinger Vergangenheit. (Wallstein, 452 Seiten, 26 Euro) Krise in Göttingen: Das Studentenzimmer ähnelt dem Kinderzimmer und ist seit 14 Jahren der Rückzugsraum in einem Haus an der Weender Straße in Göttingen. Von dort aus geht der Arzt Matthias Bode zu Fuß zu seinem Arbeitsplatz in der Privatklinik „Neu-Jerusalem“. Hier hat der Autor mal den wahren Namen geändert, aber die meisten Göttinger Szenen in dem Roman „Aus einer Zeit“ sind wahrhaftig. Der ehemalige Göttinger Student Maximilian Zech beschreibt in seinem Debütroman gefällig und unaufgeregt die Universitätsstadt und vor allem die persönliche Krise, mit der der Krebsarzt mehr und mehr zu tun bekommt. Als Mediziner ist er anerkannt und den Patienten zugewandt, als Mensch lebt er zurückgezogen und ist bedacht auf die Unveränderlichkeit seiner Lebensumstände. Im Frühling fürchtet er schon den Winter. Näher als Gegenwart und Zukunft ist ihm die Vergangenheit. Danach sehnt er sich, davon kommt er nicht los. (Bucher, 256 Seiten, 21,80 Euro) Die Autorin erreichen Sie per E-Mail an a.bruenjes@goettinger-tageblatt.de Von Angela Brünjes