Hilfe für das Theater im OP in Göttingen Philosophische Fakultät finanziert elf Lehraufträge

Aufatmen im Käte-Hamburger-Weg 3: Der Lehrplan des Theaters im OP (ThOP) ist gesichert. Zumindest für das kommende Sommersemester 2020. Nachdem das Univeristät-Theater im Wintersemester 2019/20 einige geplante Lehrveranstaltungen hatte streichen müssen, da Anträge auf Studienqualitätsmittel (SQM) nicht bewilligt worden waren, gebe es für das kommende Sommersemester 2020 eine gute Nachricht, heißt es in einer Mitteilung des Studententheaters. Danach stellt sich die Lösung wie folgt dar: Die Philosophische Fakultät wird nach einem entsprechenden Antrag des ThOP nun Mittel für elf Lehraufträge zur Verfügung stellen. Zusammen mit drei Lehraufträgen, die das ThOP aus eigenen Mitteln finanzieren werde, sowie unbezahlten Lehraufträgen könnten die geplanten Kurse in vollem Umfang angeboten werden, kündigt das ThOP-Team an. „Für die Lehraufträge im Sommersemester werden knapp 10.000 Euro bereitgestellt“, sagt ThOP-Geschäftsführerin Barbara Korte. Die Zusage der Mittel sei von der Fakultät für ein Semester gemacht worden. „Es ist also momentan davon auszugehen, dass das eine einmalige Sache ist, beziehungsweise bleibt“, sagt Korte. Romas Bielke, Sprecher der Universität, bestätigt den Sachverhalt. „Mangel an Mitteln“: Im September hatte das ThOP Alarm geschlagen: Das Theater werde ab dem Wintersemester 2019/2020 für mindestens vier Semestern keine Förderung aus den sogenannten Studienqualitätsmitteln (SQM) bekommen, heiß es damals. 48.000 Euro würde so wegfallen, allein 11.500 Euro im Wintersemester 2019/2020. „Mangel an Mitteln“, lautete die knappe Begründung der Philosophischen Fakultät. Mit den SQM werden am ThOP die praxisorientierten, berufsfeldbezogenen Studienangebote zu einem großen Teil finanziert. Dazu gehören etwa Lehrveranstaltung zu Dramaturgie, Öffentlichkeitsarbeit oder Projektmanagement. Lesen Sie auch: Förderantrag abgelehnt: Lehre am Theater im OP in Gefahr Diese Finanzlücke durch die fehlenden Mittel hätte teils gravierende Folgen für das ThOP-Angebot, hatte Korte damals deutlich gemacht. „Damit ist das theaterpraktische Studienangebot in akuter Gefahr“, schilderte sie. Hinzukäme, dass für die Lehrbeauftragten ein beträchtlicher Teil ihres Lebensunterhaltes wegfalle. Bielke betont, dass durch den Wegfall der SQM-Mittel der Theaterbetrieb nicht in Gefahr war und ist: „Einen Engpass gab es lediglich in Bezug auf die Lehrveranstaltungen, die seit einigen Jahren zusätzlich zu den grundständigen Lehrveranstaltungen der Philosophischen Fakultät angeboten werden.“ SQM – Ersatz für Studiengebühren: Die SQM erhält die Uni vom Land. Sie sollen die seit 2014 abgeschafften Studiengebühren ersetzen. Das Geld sei für die Sicherung und Verbesserung der Qualität der Lehre und der Studienbedingungen zu verwenden, heißt es auf der Seite der Uni Göttingen. Bei den Mitteln für das ThOP handelt es sich um sogenannte dezentrale Mittel. Studierende bestimmen mit, wofür die SQM genutzt werden sollen. Bei den dezentralen SQM entscheidet das Uni-Präsidium im Einvernehmen mit der Studienkommission – im ThOP-Fall die Studienkommission der Philosophischen Fakultät – nach Stellungnahme des Fakultätsrates über die Durchführung von dezentralen Maßnahmen aus SQM. Warum wurde der Antrag des ThOP auf Förderung im Sommer 2019 abgelehnt worden? Die dezentralen SQM der Philosophischen Fakultät sind in zwei Bereiche unterteilt. Aus einem Bereich werden rund 400.000 Euro für Personal- und fächerübergreifende Maßnahmen finanziert, aus dem anderen Bereich alle anderen Maßnahmen. Durch Bewilligungen aus den Vorsemestern waren die Mittel aus Topf 1 gebunden. Bei den Bewilligungen handelte es sich im Wesentlichen um Mittel für Lehrpersonal in verschiedenen Fächern, die noch für rund zwei Jahre gebunden sind. So finanziert sich das Theater in OP: Bielke erläutert die Finanzierung des Theaters: Die Finanzierung des ThOP setze sich aus mehreren Bestandteilen zusammen. Der mit Abstand größte und wichtigste Aspekt sei natürlich der Theaterbetrieb, finanziert aus Einnahmen des ThOP, Finanzhilfemitteln von Präsidium und Philosophischer Fakultät, Zuschüsse aus anderen Fakultäten, der SUB, des Studentenwerks, dem Förderverein und anderen. In einem geringen Umfang würden seit einiger Zeit Mittel der Philosophischen Fakultät für Lehrveranstaltungen – offen für Studierende aller Fakultäten – zur Verfügung gestellt. In den Übungen und Kursen des ThOP können Studierende Credit Points im sogenannten Optionalbereich oder im Bereich Schlüsselqualifikationen erwerben. Es existierten das Berufsprofil „Theaterpraxis“ und das Zertifikat „Theaterpraxis und Präsentation“. Keine Lösung für die Zeit nach dem Sommersemester: Pro Semester bietet das ThOP nach Kortes Angaben rund 30 Lehrveranstaltungen an. Ein Großteil davon sei unbezahlt. Dazu gehörten alle Stückererarbeitungen, die dann in den Aufführungen enden, und auch die Improtheaterkurse. Für die Lehrveranstaltungen würden die Lehrbeauftragten bezahlt. Bislang waren das zwischen zehn und 14 Lehraufträge pro Semester. Die Teilnehmerzahlen lägen pro Semester – inklusive der Stückerarbeitungen – zwischen 200 und 300, in Berufsprofil-Zertifikat-Veranstaltungen bei rund 160. Wie geht es nun weiter? Wie es mit den Lehrangeboten nach dem Sommersemester weitergeht, ist noch nicht geklärt. „Für die Zeit ab dem Wintersemester 2020/21 gibt es noch keine Lösung, allerdings sind die Fakultät und das ThOP im Austausch darüber, aus welchen Töpfen Geld beantragt werden könnte“, kündigt das ThOP an. Das ThOP sei nun aufgefordert, diejenigen Fächer, aus denen die Studierenden kommen, die das ThOP-Lehrangebot wahrnehmen, um Mittel aus den SQM zu ersuchen, die den Fächern zur eigenen Bewirtschaftung zur Verfügung stehen, sagt Bielke. „Für den Fall, dass das nicht erfolgreich sein sollte, müsste wohl wieder erst mal übergangsweise aus ThOP- eigenen Mitteln finanziert werden. Ganz oder teilweise“, sagt Korte. Seit 1984 gibt es das Theater im OP am jetzigen Standort im Käte-Hamburger-Weg 3 in Göttingen. Nach Jahrzehnten ohne feste Spielstätte habe die Dramaturgische Abteilung des Seminars für Deutsche Philologie damit eine Heimat gefunden, die seitdem durchgängig bespielt werde, heißt es in der Selbstdarstellung des Theaters. Das ThOP gilt als das größte Studententheater in Deutschland und als eines des größten in ganz Europa. Zehn bis zwölf eigene Produktionen pro Jahr bringt das ThOP, das tatsächlich in dem ehemaligen Anatomiehörsaal und Schau-Operationssaal des alten Uniklinikums untergebracht ist, auf die Bühne. „Gute Stücke mit möglichst hohem Niveau“ ist der Anspruch der Theatermacher, die fast alle ehrenamtlich arbeiten – vom Schauspiel über Kartenvorverkauf, Öffentlichkeitsarbeit und Abendkasse bis hin zu Bühnenbau und Maske. Einige ehemalige ThOP-Mitwirkende sind inzwischen bundesweit bekannt: Alexis Kara spielt den Dennis Knossalla in der „heute show“ im ZDF. Die gebürtige Göttingerin Marie-Lou Sellem war in diversen Tatorten zu sehen, gab ihr Kinodebüt 1989 in Christoph Schlingensiefs „100 Jahre Adolf Hitler – Die letzte Stunde im Führerbunker“. Sie erreichen den Autor unter: E-Mail: m.brakemeier@goettinger-tageblatt.de Twitter: @soulmib Facebook: michael.brakemeier Von Michael Brakemeier

Finanzielle Unterstützung - Hilfe für das Theater im OP in Göttingen: Philosophische Fakultät finanziert elf Lehraufträge