Auf der Bühne steht ein schlichtes Bett. Weit dahinter hängen weiße, sehr leichte Vorhänge ganz lang von oben auf den Bühnenboden. Marius Ahrendt steht bei dem Bett, er spielt Besdomny. Unten im Zuschauerraum steht Regisseur Titus Georgi, ganz oben unter Dach schaut Bühnenbildner Jochen Hochfeld auf das Geschehen.
Bilder von der Probe
Auf der großen Bühne wird geprobt, und die Stellung des Bettes muss überprüft werden. Weit genug im Zentrum der Bühne muss es stehen, damit die Zuschauer auf den oberen Rängen es sehen könne, aber es muss auch Raum geben für einen Teich und ein ziemlich mächtiges Möbel, das an einen Billardtisch erinnert. Wahrscheinlich soll die Szene so aufgebaut sein, vielleicht aber auch ganz anders. Hier wird intensiv geprobt, auf dem Plan steht eine Szene mit dem Meister, gespielt von Valentin Schroeteler, und Besdomny. Beide befinden sich in der Psychiatrie.
Mit viel Selbstbewusstsein
Der russische Arzt und Schriftsteller Michail Bulgakow (1891-1940) hat dieses Werk geschrieben. Ungekürzt erschien es erstmals 1973. Mit viel Selbstbewusstsein hat er gleich zu Beginn das Werk in die Nähe der Bedeutung von Goethes „Faust“, „Romeo und Julia“ sowie „Schuld und Sühne“ gerückt. Das Bemerkenswerte: Viele kluge Köpfe folgen ihm in dieser Einschätzung. Es gilt als eines der größten Werke des 20. Jahrhunderts.
Bulgakow erzählt eine sehr schillernde und vielschichtige Geschichte, die in Moskau spielt. Der Teufel mit seinen Gehilfen taucht dort auf. Dabei ist das Leben in der Stadt eh schon sehr wild. Das Produktionsteam um Regisseur Georgi und Dramaturgin Sonja Bachmann hat sich für seine Produktion für eine Neuübersetzung des Stoffes von Alexander Nitzberg entschieden, eine Übersetzung, die Bachmann für ausgesprochen gelungen hält.
Regisseur und Lehrer
In der Vielgestaltigkeit des Geschehens die Übersicht zu behalten, ist nicht ganz einfach. Dieses Durcheinander „ist das, was mich anzieht“, sagt Georgi. Die Geschichte rankt sich um acht Gestalten, „die wirklich etwas sehr Existenzielles erleben, die in einer Gesellschaft leben, mit der sie nicht zurechtkommen, die die Realität anders wahrnehmen als andere und sich nicht schützen können“. Sie landen in der Psychiatrie.
Zwölf Akteure bringen das auf die Bühne. Nur vier von ihnen gehören zum Ensemble des Deutschen Theaters. Die übrigen acht, darunter auch Schroeteler, gehören zum vierten Jahrgang, der Abschlussjahrgang der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover. Georgi ist jetzt ihr Regisseur, aber auch ihr Lehrer an der Schauspielschule.
Die Offenheit des DT
Die Zusammenarbeit mit der Hochschule sei Beleg für die Offenheit des DT, für dessen Lebendigkeit im Zuschauerraum, aber auch auf der Bühne, erklärt Intendant Erich Sidler. Schon früher gab es diese Kooperation, laut Sidler aber nicht in dieser Größe. „Für uns alle ist das ein großer Gewinn“, meint der Theaterchef.
Die Produktion „Meister und Margarita“ hat am Sonnabend, 2. Februar, um 19.45 Uhr Premiere im Deutschen Theater Göttingen, Theaterplatz 11. Karten – auch für die weiteren Vorstellungen – gibt es beim DT unter Telefon: 0551/4969300 und in der Tageblatt-Geschäftsstelle.
Von Peter Krüger-Lenz