Mund-Nasen-Maske: Lästig wie eine Spange oder neues Accessoire?

In Deutschland wird das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung zur Pflicht. In Niedersachsen und Bremen und weiteren Bundesländern gilt von Montag an die Maskenpflicht unter anderem beim Einkaufen in Einzelhandelsgeschäften sowie im Öffentlichen Personennahverkehr. Expertinnen erläutern, was das für das Verhalten und aus kultureller Sicht bedeutet. Was ändert sich im Verhalten? Einer aktuellen Studie zufolge hat in der Corona-Krise bisher nur ein Viertel der Deutschen Mundschutz getragen. Dies könne vielfältige Gründe haben, sagt Eva Baumann, Expertin für Gesundheitskommunikation an der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover. Manche hätten vielleicht noch keine Schutzmaske oder diese gerade nicht parat. Vor allem empfänden es viele als unbequem, ungewohnt oder befremdlich, sie zu tragen. Nur zu wissen, wofür die Maske gut ist und dass man sie tragen soll, reiche da eben nicht aus – ähnlich wie bei einer Zahnspange. Bei der Schutzmaske kämen noch soziale Ängste hinzu: „Werde ich damit komisch angeschaut?“ Hier bringe die Maskenpflicht letztlich Entlastung, weil sie für alle gelte, erläuterte die Professorin. Der Studie zufolge seien auch vor der Verpflichtung schon zwei Drittel der Deutschen bereit gewesen, eine Maske zu tragen – im Bewusstsein, damit vor allem andere zu schützen. Wenn man also an die soziale Verantwortung appelliere, könnte auch die Akzeptanz weiter steigen, sagte Baumann. Können Masken Mode werden? Die Schutzmaske wird sich aus Sicht der Professorin für Modedesign an der Hochschule Hannover, Martina Glomb, zu einem alltäglichen Kleidungsstück entwickeln. „Darüber lassen sich Kreativität und Individualität auch gut vermitteln.“ Allerdings könne so ein neuer Trend für „Fast Fashion“ entstehen. Circa 50 Prozent der Kleidung in deutschen Kleiderschränke würden nur einmal getragen, bevor sie weggeworfen werden. „Wenn die Masken noch hinzu kämen, wäre das richtig schade.“ Die Professorin mit Schwerpunkt in nachhaltiger Mode plädiert dafür, dass Menschen in der Corona-Krise die Zeit nutzen, ihr bisheriges Konsumverhalten zu hinterfragen. So könnten sie zum Beispiel die Masken in kleinen Geschäften aus ihrer Nachbarschaft kaufen. „Oder sie sollten ihre Masken selbst nähen.“ Im Internet gebe es gute Anleitungen dafür, betonte Glomb. Im Schrank finde sich bestimmt ungetragene Kleidung als Nähmaterial. Was können wir von Asien lernen? In vielen ostasiatischen Ländern hat sich Mundschutz längst im Alltag etabliert. Pandemien wie Sars oder die Vogelgrippe hätten diese Länder in den vergangenen Jahren bereits schwer getroffen, sagt Jin Yan, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Ostasiatischen Seminar der Universität Göttingen. Zudem lebten in vielen Städten Asiens deutlich mehr Menschen als in europäischen, was die Infektionsgefahr drastisch erhöhe. Auch die Umweltverschmutzung sei dort größer. Vor allem aber hätten Experten in den dortigen Gesellschaften das Tragen von Schutzmasken von Anfang an befürwortet, erläutert Yan. Dagegen seien sich europäische Wissenschaftler zunächst uneinig gewesen. Mit der Maskenpflicht werde sich die deutsche Gesellschaft nun auch an den Mundschutz gewöhnen und sich zumindest für die Dauer der Corona-Krise daran halten. Lesen Sie auch: Hier können Sie im Landkreis Göttingen Mundschutz-Masken kaufen Maskenpflicht in Göttingen: Fragen und Antworten zum Mundschutz Wie man eine Maske richtig trägt – und wie nicht Von Cristina Marina (epd)

Corona-Schutz - Mund-Nasen-Maske: Lästig wie eine Spange oder neues Accessoire?