Premiere des Stücks „Vater“ am Jungen Theater Göttingen begeistert das Publikum

Noch lange nachdem die letzte Szene gespielt ist applaudiert das Publikum im Jungen Theater. „Die Premiere war ein voller Erfolg, ich bin sehr zufrieden“, freut sich Intendant Nico Dietrich. Rund 160 Gäste haben am Freitagabend den Weg ins Junge Theater in der Bürgerstraße genommen, um sich die Premiere des Stücks von Florian Zeller anzuschauen. In der Aufführung geht es um den an Demenz erkrankten Protagonisten André und sein Leben mit und unter der Krankheit. André merkt, dass sich Dinge in seinem Leben verändern. Er vergisst, wo er Dinge abgelegt hat, er fühlt sich verfolgt und bedroht. Doch André versucht, sein Leben in seiner eigenen Wohnung so weiterzuleben, wie er es gewohnt ist, obwohl dies offensichtlich nicht mehr möglich ist. Seine Tochter Anne organisiert für ihn Haushaltshilfen, mit denen sich André immer wieder zerstreitet. Doch es muss eine Lösung her, denn Anne will mit ihrem Partner Pierre aus Paris wegziehen, um nach London gehen, doch das Pflegeheim ist für André keine Option. Aus der Realität gegriffen: Im Stück werden viele Szenen aus der Realität aufgegriffen. Es wird dargestellt, unter welchen Druck eine Demenzerkrankung die Familie des Betroffenen setzten kann. Es kommt zu Missverständnissen und Konflikten in der Familie. Pierre und André zerstreiten sich immer mehr, was Anne unglaublich belastet. Dass André bei Pierre und Anne untergebracht wird, um die Pflege des alten Mannes zu erleichtern, entschärft die Situation nicht. Dankeschön des Publikums: Nach der Aufführung herrscht eine nachdenkliche Stimmung unter den Zuschauern. Das Junge Theater bietet nach der Aufführung die Möglichkeit zum Austausch in den Räumlichkeiten des Theaters. Fast alle Zuschauer bleiben noch bis lange nach Ende des Stücks, unterhalten sich, tauschen sich aus. Viele sind sichtlich gerührt und bewegt, während des Stücks mussten im Publikum häufiger Taschentücher verwendet werden. „Man hat einen deutlichen Unterschied im Applaus gespürt“, findet Intendant Nico Dietrich. „Man hat gemerkt, dass es nicht der lange ‚Premieren-Applaus‘ ist. Dieser Applaus war das Dankeschön des Publikums, solch eine Variante angeboten zu bekommen, um ins Gespräch zu kommen“, meint der Intendant. Kein leichtes Unterhaltungsstück: Wie sehr die Zuschauer das Stück berührt hat, zeigt der rege Austauschbedarf im Anschluss. „Das ist kein Theaterstück mit ‚Understatement‘, hier wird die traurige Realität gezeigt und das trifft bei vielen den Nerv“, erzählt Dietrich. Aufgabe der Gesellschaft: Auch Agnes Bleile hat das Stück bewegt. Sie hat selbst zwei Menschen mit Demenz gepflegt. „Es ist ein wichtiges Thema, aber viele Menschen haben natürlich Angst davor“, sagt Bleile. „Es ist die Aufgabe der Gesellschaft, den Dialog um das Thema Demenz zu erleichtern und es den Menschen zu ermöglichen, mit Würde zu altern“, erklärt Bleile weiter. „Das Stück hat inspiriert, um über das Thema Demenz nachzudenken. Es ist mutig, dieses Thema im Stück zu behandeln, weil es leider ein Thema ist, dem viele Menschen nach wie vor ausweichen.“ Weitere Vorstellungen: „Vater“ wird noch den gesamten März und April im Jungen Theater aufgeführt. Am Freitag, 6. März, ist die nächste Vorstellung. Am Dienstag, 10. März, Sonnabend, 21. März, Donnerstag, 2. April und Sonnabend, 18. April, wird das Stück ebenfalls aufgeführt. Die Vorstellungen beginnen jeweils um 20 Uhr. Das Junge Theater befindet sich in der Bürgerstraße 15. Weitere Informationen unter www.junges-theater.de. In Deutschland leben momentan ungefähr 1,7 Millionen Menschen, welche an einer Form von Demenz erkrankt sind. Jedes Jahr treten nach Angaben der Deutschen Alzheimer Gesellschaft mehr als 300.000 Neuerkrankungen auf. Die Krankheit ist also keinesfalls selten. Für Betroffene und Angehörige mit Demenz oder einem Demenzerkrankten, gibt es in Göttingen einige Anlaufstellen, die Hilfe zu dem Thema anbieten. Die Demenzhilfe der Diakonie befindet sich in der Martin-Luther-Straße 20A, telefonisch erreichbar ist die Diakoniehilfe unter 0551 37073970. Auch das Demenzzentrum der UMG hilft. Zu finden ist die Abteilung des UMG in der Robert-Koch-Straße 40, ein Termin kann unter der Nummer 0551 39 14258 vereinbart werden. Ebenfalls bietet das Junge Theater am Dienstag, 24. März um 20 Uhr ein kostenloses Treffen zum Thema Demenz an, bei dem auch Hirnforscher und Nurobiologe Gerald Hüther anwesend sein wird. In Sachen Forschung unterstützt die Alzheimer-Stiftung Göttingen junge Forscher, die teils wegweisende Erkenntnisse zur Krankheit liefern. Von Max von Schwartz

Thema Demenz - Premiere des Stücks „Vater“ am Jungen Theater Göttingen begeistert das Publikum